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Jan Fabel 01 - Blutadler

Titel: Jan Fabel 01 - Blutadler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Kriminalhauptkommissar Fabels Bericht.« Schreiber nahm seinen Platz am Tisch ein, und Fabel gab eine Zusammenfassung der Ermittlungen. Er illustrierte seinen Bericht mit Bildern aus den Akten. Mehrere Male schien Ganz sich unwohl zu fühlen, während Schreiber eine Maske einstudierter Würde aufsetzte. Am Ende seines Vortrags lehnte sich Fabel in seinem Sessel zurück und schaute zu van Heiden hinüber.
    »Was ist los, Herr Fabel? Haben Sie noch etwas hinzuzufügen?«
    »Leider ja, Herr Kriminaldirektor. Bis jetzt ist es nur eine Theorie, aber ...«
    »Also?«
    »Wie ich bereits unterstrichen habe, gibt es keine Anzeichen für einen Einbruch in die Wohnung des zweiten Opfers. Außerdem deutet nichts auf einen Kampf zwischen dem Täter und den beiden Opfern hin. Das führt uns zu dem Schluss, dass er entweder bewaffnet war und sich dadurch Gehorsam erzwang oder dass die Opfer irgendwie Vertrauen zu dem Mörder hatten. Das Letztere bedeutet entweder, dass der Mörder jemand ist. den sie bereits kannten, was wir wegen des Profils, das wir von dem Täter erstellt haben, sowie der unterschiedlichen Herkunft und Wohnorte der Opfer für wenig plausibel halten ...«
    »Und die zweite Möglichkeit?«, unterbrach ihn Schreiber.
    »Die zweite Möglichkeit ist, dass unser Mörder sich als jemand verkleidet, der Autorität ausstrahlt oder von vornherein Vertrauen genießt.«
    »Zum Beispiel?«, fragte van Heiden.
    »Zum Beispiel als Polizist ... oder als städtischer Angestellter.«
    Alle schwiegen eine Minute lang. Schreiber und Ganz tauschten einen schwer zu interpretierenden Blick aus. Van Heiden wirkte niedergeschlagen, und Volker zuckte mit keiner Wimper.
    »Aber das steht doch keineswegs fest?« Van Heidens Frage klang eher nach einer Bitte.
    »Nein. Aber wir müssen berücksichtigen, dass die Opfer den Mörder widerstandslos eintreten ließen. Vielleicht taucht er als falscher Handwerker mit einer plausiblen Erklärung auf. Unser psychologisches Profil lässt allerdings vermuten, dass ihm das Gefühl der Macht über seine Opfer gefällt. Und genau das würden eine Polizeiuniform oder eine Dienstmarke ihm verschaffen.«
    Eine noch tiefere Röte überzog Ganz' Wangen. »Meine Herren, ich brauche Ihnen gegenüber wohl nicht zu betonen, dass die Polizei Hamburg zurzeit alles andere als eine gute Presse hat. Erst gestern habe ich eine sehr - sagen wir mal energische - Debatte mit der Polizeikommission über das geführt, was sie für institutionellen Rassismus hält. Das Letzte, was wir gebrauchen können, ist irgendein Wahnsinniger, der durch die Straßen von Hamburg zieht, sich als Polizist ausgibt und Frauen zerfetzt.«
    Fabel riss der Geduldsfaden. »Herrgott noch mal, wir können nichts daran ändern, wenn irgendein Psychopath beschlossen hat, sich als Polizist auszugeben. Und es ist ein sehr großes WENN. Aber falls es so ist, sind wir nicht dafür verantwortlich, und wir haben auch keine Kontrolle darüber.« 
    »Innensenator Ganz möchte auf etwas anderes hinaus«, meinte Schreiber. »Nämlich darauf, dass die Öffentlichkeit Polizisten gegenüber noch misstrauischer sein wird, wenn sie glaubt, einer von ihnen könnte womöglich ein wahnsinniger Mörder sein.«
    »Nur, wenn wir Recht haben, und dann auch nur, wenn es an die Öffentlichkeit dringt. Aber bisher ist es nicht mehr als eine Theorie.«
    »Ich hoffe aufrichtig, dass es eine falsche Theorie ist, Herr Fabel«, sagte Ganz. Er wollte fortfahren, doch ein Blick von Schreiber ließ ihn verstummen.
    »Ich bin sicher, dass das Thema nicht auf den Tisch kommt«, erklärte Schreiber. »Ich habe die größte Zuversicht, dass Herr Fabel dieses Ungeheuer bald aufspüren wird.«
    Wirklich?, dachte Fabel, dessen bin ich mir gar nicht so sicher.
    Schreiber wandte sich nun direkt an van Heiden. »Natürlich erwarte ich, dass wir so bald wie möglich irgendwelche Fortschritte melden können. Ich weiß, dass es Ihnen schwer fällt, sich allzu sehr um die Besorgnis der Öffentlichkeit zu kümmern - ich sollte es auch nicht tun -, aber ich darf den von der Presse erzeugten Eindruck, dass sich die Gewaltverbrechen in Hamburg häufen, nicht ignorieren. Ein weiterer Serienmörder verstärkt bei unseren Bürgerinnen und Bürgern das Gefühl, durch Verbrechen entmachtet zu sein.«
    Durch Verbrechen entmachtet. Verdammt, dachte Fabel, diese Leute können sich nicht einmal klar ausdrücken. Schreiber steuerte auf die Tür zu, und Ganz stand auf, um seinem Beispiel zu folgen. Auch

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