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Jan Fabel 01 - Blutadler

Titel: Jan Fabel 01 - Blutadler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Volker, der BND-Mann, sowie van Heiden und Fabel erhoben sich. »Bitte, halten Sie uns über Ihre Fortschritte ständig auf dem Laufenden«, verlangte Ganz.
    »Natürlich, Herr Innensenator«, versicherte van Heiden.
    Nachdem die beiden Politiker den Raum verlassen hatten, erkundigte sich Fabel bei Volker: »Darf ich fragen, Herr Oberst, welches Interesse der BND an diesem Fall hat?«
    »Hoffentlich keines.« Volkers allzu breites Lächeln schien seine Augen nicht zu erreichen. Fabel merkte, wie sich sein Misstrauen dem BND-Mann gegenüber vertiefte. »Ich arbeite mit der Besonderen Aufbauorganisation hier im Präsidium zusammen. Herr van Heiden hat mir mitgeteilt, dass diese Verbrechen einen rechtsradikalen Hintergrund haben könnten.«     
    Warum schenkte ein BND-Angehöriger, der mit der Besonderen Aufbauorganisation zusammenarbeitete, diesem Fall Aufmerksamkeit? Die BAO war vom Bundeskriminalamt nach der peinlichen Entdeckung gegründet worden, dass eine winzige Wohnung in der Marienstraße 54 in Hamburg-Harburg die Basis für die Terroristen gewesen war, die am 11. September 2001 die Anschläge auf das World Trade Center durchgeführt hatten. Wenigstens acht der Terroristen, darunter Mohammed Atta, der Anführer der Zelle, hatten sich in der Wohnung aufgehalten. Der daraufhin eingerichteten BAO gehörten siebzig Experten vom Bundeskriminalamt, fünfundzwanzig Kriminalbeamte der Polizei Hamburg und sechs amerikanische FBI-Agenten an. Ihre ausschließliche Aufgabe bestand darin, Material über Al Qaida und andere islamische Terrorgruppen zu sammeln. Fabel ärgerte es, über seinen Fall mit jemandem sprechen zu müssen, der ganz andere Pflichten hatte.
    »Wie ich dem Kriminaldirektor erklärt habe, ist es höchst unwahrscheinlich, dass dies die Taten irgendeines Neonazis sind.« Fabel bemühte sich vergeblich, seine Gereiztheit nicht in seine Stimme einfließen zu lassen.
    Volkers Lächeln blieb unverändert. »O ja, ich verstehe, Herr Fabel. Aber wenn es die geringste Möglichkeit gibt, dass die Angelegenheit ein politisches Element hat, halte ich es für das Beste, wenn der BND über die Entwicklung des Falles unterrichtet wird. Ich verspreche Ihnen, Sie so wenig wie möglich zu belästigen, solange Sie mich über alles informieren, vor allem über jeden Hinweis auf einen politischen Aspekt.«
    »Selbstverständlich, Herr Oberst.«
    Van Heiden stand auf. »Vielen Dank, Herr Fabel. Ich glaube, Ihr Bericht war für alle aufschlussreich.« Er schritt in Richtung Tür. Fabel griff nach seinen Akten und schüttelte Volker die ausgestreckte Hand.
    Der Kriminaldirektor hielt die Tür auf und folgte Fabel dann hinaus auf den Korridor. Er senkte verschwörerisch die Stimme. »Geben Sie mir um Gottes willen Bescheid, Fabel, wenn sich Ihre Theorie bestätigen sollte, dass dieser Wahnsinnige als Polizeibeamter auftritt. Das gefällt mir überhaupt nicht. Zumal das letzte Opfer für einen ehemaligen Hamburger Polizisten als Prostituierte gearbeitet zu haben scheint.«
    »Jawohl, Herr Kriminaldirektor.«
    Fabel wollte sich entfernen, als van Heiden ihm leicht die Hand auf den Arm legte, um ihn zurückzuhalten. »Achten Sie darauf, dass Sie mich als Ersten informieren, und zwar bevor Sie Oberst Volker irgendwelche Hinweise geben.«
    Fabel zog die Augenbrauen ein wenig hoch. »Natürlich, Herr Kriminaldirektor.«
    Van Heiden kehrte in sein Büro zurück, und Fabel blieb einen Moment lang im Korridor stehen, um sich zu sammeln. Irgendetwas an der gesamten Situation - die Beteiligung des BND-Mannes Volker, die Intensität von Innensenator Ganz' Sorge, dass sich der Mörder als Polizist tarnen könne, und die Inszenierung des Treffens durch Schreiber - ließ Fabel vermuten, dass es um mehr als die Jagd auf einen Serienmörder ging. Man schien etwas zu planen, in das er nicht eingeweiht war.
     

 
    Leichenhalle des Instituts für Rechtsmedizin,
    Hamburg-Eppendorf,
    Mittwochmittag, den 4. Juni
      Das Institut für Rechtsmedizin ist für alle gerichtsmedizinischen Fragen in Hamburg zuständig. Sämtliche unerwarteten Todesopfer der Stadt werden an die Leichenhalle des Instituts weitergeleitet.
    Der Geruch drehte Fabel beinahe den Magen um. Er kannte ihn gut, doch er hatte sich nie an ihn gewöhnt. Es war nicht der Gestank von Verwesung, den man hätte erwarten können, sondern ein schaler, wie von einem schwachen Desinfektionsmittel durchsetzter Geruch. Die rostfreien Obduktionstische waren leer, und die hellen Neonröhren

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