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Jan Fabel 01 - Blutadler

Titel: Jan Fabel 01 - Blutadler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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seiner Ermittlung und dem Ritualmord an Tina Kramer. MacSwain stand unter Beobachtung. Fabel hatte mit van Heiden verhandelt, und der Polizeidirektor hatte ihm sechs zusätzliche Beamte bewilligt, darunter zwei Teamführer von der Mordkommission. Van Heiden konnte Mutmaßungen nicht ausstehen, und vor allem gefiel es ihm nicht, den Etat der Polizei Hamburg ohne konkrete Handhabe zu strapazieren, aber er war auf Fabels Forderungen eingegangen. Der Hauptkommissar hatte Paul und Anna die Leitung der Operation übertragen, da er wusste, dass sie einen Vertrauensbeweis benötigten, nachdem sie Klugmann aus den Augen verloren und ihn dadurch nicht hatten schützen können.
    Auch der Mord an Angelika Blüm war noch einmal erörtert worden. Brauner hatte gemeldet, dass auf ihrem Laptop keine weiteren Informationen gefunden worden seien. Möllers vorläufiger Autopsiebericht bestätigte seine anfänglichen Vermutungen. Maria Klee hatte ein zusätzliches, doch, wie sie selbst einräumte, ziemlich weit hergeholtes Detail zutage gefördert und einen Bremer Ausstellungskatalog mit Werken von Marlies Menzel auf den Tisch gelegt. Der Name war Fabel nicht nur vertraut gewesen, sondern er schien dem Erinnerungszentrum seines Gehirns geradezu einen Stich versetzt zu haben. Marlies Menzel war vor nicht langer Zeit aus dem Gefängnis in Stuttgart-Stammheim entlassen worden. Als früheres Mitglied von Svenssons Radikaler Aktionsgruppe hatte sie an dem Raubüberfall teilgenommen, bei dem Fabel verwundet worden war. Es war der Tag gewesen, an dem er einem siebzehnjährigen Mädchen zwei Kugeln ins Gesicht geschossen hatte. 
    Die Ausstellung trug den Titel »Deutschland gekreuzigt«. Fabel hatte ein Flattern in der Brust gespürt, als er die Reproduktionen der Gemälde musterte. Alle Gemälde bestanden aus kräftigen Spritzern und Flecken in Rot-, Schwarz- und Orangegelbtönen: den Farben der deutschen Fahne. Alle Gemälde wiesen leichte Unterschiede auf, aber alle enthielten die gleichen Farben und zeigten eine undeutliche gekreuzigte und schreiende Gestalt. Fabel begriff sofort, warum Maria ihn auf den Katalog aufmerksam gemacht hatte: Irgendetwas an den Bildern erinnerte vage, doch Besorgnis erregend an die »Blutadler« -Mordszenen. Er hatte Maria vorgeschlagen, Frau Menzel zusammen mit ihm einen Besuch abzustatten.
    Nach der Besprechung hatte Fabel das LKA 7 aufgesucht, um kurz mit Buchholz und Kolski über die BND-Operation zu sprechen und sie über Klugmanns Hinrichtung am Schwimmbecken zu informieren. Ihr Zorn hatte echt gewirkt, schien jedoch nicht sehr tief empfunden zu sein. Vielleicht, dachte Fabel, stumpft man ab, wenn man dauernd mit dem organisierten Verbrechen zu tun hat. Jedenfalls bezweifelte er nicht, dass Buchholz, wie Volker behauptet hatte, tatsächlich nicht über die Operation informiert gewesen war.
    Fabel war hundemüde, als er nach Hause kam. Er schenkte sich ein Glas Wein ein und sackte auf das Ledersofa, ohne die Wohnzimmerlichter anzuknipsen. Durch das Panoramafenster sah er die Stadtlichter im Spiegel der Alster funkeln. Er versuchte, nicht an Angelika Blüms Stimme am Telefon, an ihren zerstückelten Körper, an Klugmanns Leiche im Schmutz eines unbenutzten Schwimmbeckens oder an die junge Frau zu denken, die unter Drogeneinwirkung vor einen Lastwagen getaumelt war. Doch die Bilder tanzten ziellos in seinem Kopf wie in einem Glas gefangene Bienen. Er nippte an dem Weißwein und hatte einen sauren Geschmack im Mund. Nachdem er das Glas auf den Serviertisch gestellt hatte, beschloss er, eine gigantische Anstrengung zu machen und sich ins Bett zu legen. Doch bevor er vom Sofa aufstehen konnte, wurde das Blei in seinen Augenlidern von der Schwerkraft hinuntergezogen, und er fiel in einen tiefen Schlaf.
    Gegen halb zwei schrak Fabel aus einem Traum auf, in dem er sich das Snuff-Movie, das Teil einer früheren Morduntersuchung gewesen war, noch einmal hatte ansehen müssen. Diesmal war es Sonja Bruns Gesicht gewesen, das sich vor Entsetzen verzerrt und verfinstert hatte, und statt der PVC-Bondage-Masken hatten die Männer auf dem Video Masken des einäugigen Odin getragen. Fabel zog sich aus und ging ins Bett, doch trotz seiner Erschöpfung war er nicht in der Lage, seinen rasenden Geist zur Ruhe kommen zu lassen. Nachdem er sich eine Stunde lang im Bett hin und her gewälzt hatte, sprang er auf und zog sich wieder an. Er griff nach seinem Autoschlüssel und trat hinaus in die Nacht.
    Fabel machte am Präsidium

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