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Jan Fabel 01 - Blutadler

Titel: Jan Fabel 01 - Blutadler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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verwandelt. Volker machte eine Grimasse und nickte dem Techniker erneut zu, der Klugmann wieder in seiner Vinylhülle verschwinden ließ.
    Der Oberst drehte sich zu Fabel um. Seine dunklen Augen funkelten in einer Mischung aus Schmerz und Zorn. »Er war ein mutiger Mann. Und ein guter, ehrlicher Polizist. Das müssen Sie wissen, Herr Fabel.« Volker sah zu, wie der Körper auf den Leichenwagen geladen wurde. »Ich selbst habe ihn angeworben, Herr Fabel. Ich habe ihn mit dieser Operation beauftragt. Ich bin schuld an seinem Tod.«
    »Das dürfte stimmen«, sagte Fabel ohne eine Spur von Bosheit.
     

 
    Hamburg-Altona,
    Montag, den 16. Juni, 14.00 Uhr
      Sonja Bruns hübsches Gesicht wirkte so verquollen, wie es nur nach einer Stunde dauernden Weinens der Fall ist. Obwohl die Anstrengung den Schmerz in ihren geröteten Augen mittlerweile getrübt hatte, besaß ihr Körper immer noch genug Energie, in unregelmäßige, tiefe Schluchzer auszubrechen. Fabel hatte dem wütenden Volker klar gemacht, dass nun die Mordkommission zuständig sei und dass er jegliches Eingreifen durch den BND als Behinderung betrachten werde. Volker hatte sich gefügt und musste sich damit trösten, dass er Fabel und Werner zu Sonja Bruns Wohnung begleiten durfte. Er war zusammengezuckt, als Fabel der Frau mitgeteilt hatte, dass Klugmann als verdeckter Ermittler gearbeitet habe. Sie hatte die Neuigkeit nicht verkraften können, und Fabel sah ihren Augen an, wie sie über jeden Moment und jedes Wort nachsann, die sie mit Klugmann geteilt hatte.     
    »Aber er hat gesagt, dass wir heiraten, dass wir Hamburg verlassen und irgendwo anders neu anfangen würden, sobald diese große Sache beendet ist. War das alles eine Lüge?« Sie schaute Fabel flehentlich an.
    »Nein, Frau Brun. Das glaube ich wirklich nicht. Sie waren ihm sehr wichtig. Dessen bin ich mir sicher.«
    Sie befragten die junge Frau nach den Ukrainern, nach der »großen Sache« und danach, wann Klugmann aus dem Haus gegangen war und mit wem sie ihn gesehen hatte. Fabel versuchte, langsam und ohne Druck vorzugehen und ihr zwischen den Antworten jeweils einen Moment Zeit zu lassen. Nein, sie habe »Vadim« nie gesehen. Nein, Hans habe ihn nie erwähnt. Ja, er sei in seiner Freizeit oft spät aus dem Haus gegangen, um sich wegen dieser »großen Sache« mit irgendwelchen Leuten zu treffen.
    Es war zwecklos. Sonja Brun begann wieder zu schluchzen und entschuldigte sich dafür, dass sie den Polizisten nicht helfen könne. Fabel schlug vor, das Verhör abzubrechen, durchquerte den Wohnbereich und entdeckte in der Küche ein Päckchen grünen Tees auf dem Tresen. Er bereitete eine Tasse zu und schob sie zwischen die Hände der Frau.
    »Nur noch eine Frage, Frau Brun. Hatte Herr Klugmann eine Videokamera?« Die junge Frau runzelte die Stirn über den rot verquollenen Augen und schüttelte den Kopf. »Hat er je eine mit nach Hause gebracht? Oder haben Sie mal eine Kassette aus einer Videokamera gesehen?« Wieder ein verwunderter Blick, ein Achselzucken und ein Kopfschütteln.
    Sie ließen Sonja Brun allein in der Wohnung zurück, die sie mit Hans Klugmann geteilt hatte. Sie hatte geglaubt, ihn zu kennen, aber in Wirklichkeit war er Polizist gewesen, der ein Leben der Lüge mit ihr als Bühnendekoration geführt hatte. Es gab niemanden, der ihr Gesellschaft hätte leisten können: keine Verwandten, keine Freunde. Sie war nichts als eine hübsche junge Frau auf einer leeren Bühne. Eine Frau, die nur zwei Tage zuvor ihre Einkaufstaschen geschwenkt hatte, während sie zurück zu ihrer Wohnung und ihrem Liebhaber spazierte. Ihr Kopf war mit den Träumen von einem neuen Leben in einer neuen Umgebung gefüllt gewesen, doch nun würde sie vermutlich wieder in die Welt der Prostitution und der Pornofilme abgleiten.
    Fabel wusste nicht, ob Klugmann Sonja Brun wirklich geliebt und je beabsichtigt hatte, sie zu heiraten, aber er wusste, dass er Wert darauf gelegt hatte, sie vor einem entwürdigenden Leben zu retten. Während Fabel die Wohnungstür hinter sich schloss, gab er dem toten Polizisten ein stummes Versprechen.
     

 
    Hamburg-Pöseldorf,
    Montag, den 16. Juni, 23.00 Uhr
      Es war fast dreiundzwanzig Uhr, als Fabel heimkehrte. Er hatte das Team erneut zusammengerufen, um die Ereignisse zu besprechen. Nun wussten sie, dass »Monique« eine mit dem BND kooperierende Polizistin namens Tina Kramer gewesen war. Klugmann lebte nicht mehr. Volker behauptete, es gebe keinen Zusammenhang zwischen

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