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Jan Fabel 04 - Carneval

Titel: Jan Fabel 04 - Carneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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der Mitte des Büros. Auf einem großen Konferenztisch ruhten ein unglaublich schmaler Computerbildschirm, eine Funktastatur und eine Maus. Drei Personen erhoben sich und verließen den Raum, als Fabel und Scholz eintraten. Nur ein Mann blieb zurück.
    »Sind Sie David Littger?«, fragte Scholz und setzte sich unaufgefordert an den Tisch. Fabel blieb an der Tür stehen. Littger nickte und beäugte die beiden Polizisten misstrauisch. Er war Anfang dreißig, hatte kurz geschorenes sandfarbenes Haar und Stoppeln, die ein fliehendes Kinn verbergen sollten. »Ich bin Oberkommissar Scholz, das ist Leitender Hauptkommissar Fabel. Wir möchten mit Ihnen über eine der Websites sprechen, die Sie hosten und gestaltet haben.«
    »Leider kann ich derartige Informationen nicht preisgeben. InterSperse Media ist an strikte Vertraulichkeit gebunden.«
    »Moment, Kurzschwanz«, sagte Scholz, der immer noch lächelte, als sei er in eine freundliche Unterhaltung mit einem Bekannten vertieft. »Ich bin nicht hier, um meine Zeit zu verschwenden. Wir ermitteln in einem Serienmord, und ich habe einen Durchsuchungsbefehl vom Amtsgericht in der Tasche. Wenn Sie mich zwingen, darauf zurückzugreifen, wird Ihr Personal das Büro nicht mehr betreten können. Wir werden Ihre Unterlagen beschlagnahmen und Ihren Betrieb so lange schließen, bis wir die erforderlichen Informationen finden. Das wollen Sie bestimmt nicht, genauso wenig wie ich, denn dann brauche ich viel länger, die Perverslinge, denen die Site gehört, aufzutreiben. Außerdem werde ich dann keinen Zweifel daran haben, dass Sie unsere Arbeit aus irgendeinem Grund behindern wollen. Vielleicht stehen Sie auf die gleichen Scherze und stecken tiefer in der Sache, als Sie zugeben möchten. In diesem Fall werden Sie und ich einander in den nächsten vierundzwanzig Stunden noch viel mehr Gesellschaft leisten. Und zwar bei mir, nicht bei Ihnen.«
    »Wie heißt die Website?«, fragte Littger emotionslos. Wenn er eingeschüchtert war, so ließ er es sich nicht anmerken.
    Scholz reichte ihm ein Blatt Papier. »Anthropophagi.« Er schaute in sein Notizbuch. »Es ist, ich zitiere, ›ein Online-Treffpunkt für Einzelpersonen und Gruppen, die sich für den Austausch von Informationen über Hardvore und Kannibalismus interessieren‹. Mit anderen Worten, ein Verein für kranke Arschgeiger. Und Ihre hippe Techno-Firma hat diesen Mist für die Leute ins Netz gestellt und ihre Website aufgebaut.«
    Littger blieb unbeeindruckt. »Ich erinnere mich. Wir haben das vor ungefähr sechs Monaten auf unserem Server hochgeladen. Für die Wartung der Site und den Inhalt sind wir nicht zuständig. Wir haben lediglich das Grunddesign und ein Template geliefert, das die Betreiber aktualisieren können. Wir stellen also nur den Zugang zum Web bereit. Da draußen gibt es keine Regeln. Das Internet ist der Wilde Westen. Anarchie. Wir können nicht jede Site überprüfen, die wir hosten.«
    »Und wenn jemand Bilder von Kindern, die vergewaltigt werden, ins Netz stellt?«, fragte Fabel.
    »Für so etwas haben wir eine Null-Toleranz-Strategie«, erwiderte Littger. »Aber wir müssen davon erfahren, dass sich solche Dinge abspielen, damit wir die Leitung kappen und Sie benachrichtigen können.« Er seufzte. »Also gut, ich werde Ihnen den Namen und die Adresse geben, aber Sie müssen Ihren Durchsuchungsbefehl ausführen. Sonst machen mir meine Kunden jede Menge Ärger. Da ich kooperationsbereit bin, wäre ich dankbar, wenn Sie meine Geschäfte nicht in dem Umfang lahmlegen würden, den Sie angedeutet haben. Ich werde Sie auf die entsprechenden Informationen hinweisen, aber ich muss mich darauf berufen können, dass ich gesetzlich zur Herausgabe der Details verpflichtet war.«
    »Ja, also … Es ist nicht ganz so einfach, wie Sie sich das vorstellen, Herr Littger. Wenn wir die Sache vorschriftsmäßig abwickeln und Sie mit Ihren Kunden darüber schwatzen oder wenn sogar die Presse davon Wind bekommt, dass Ihre Firma Gegenstand dieser Ermittlung ist, dann könnte Gott weiß wer Verdacht schöpfen, bevor wir so weit sind zuzuschnappen. Deshalb will ich Ihnen gern mein Wort geben, dass niemand erfährt, woher die Information stammt.«
    »Wissen Sie was, Herr Scholz«, entgegnete Littger. »Ich glaube nicht, dass Sie einen Durchsuchungsbefehl haben.«
    Scholz’ Miene verfinsterte sich. »Wollen Sie mich auf die Probe stellen?«
    »Niemand wird etwas erfahren?«
    »Es sei denn, der Wonneproppen da draußen oder einer Ihrer

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