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Jan Fabel 04 - Carneval

Titel: Jan Fabel 04 - Carneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Hauptverdächtiger hinter Schloss und Riegel, und wenn bis Mitternacht nichts vorgefallen ist, dürften wir den richtigen Mann haben.«
    Scholz verbrachte weitere zehn Minuten damit, noch einmal die Routen der Teams durchzugehen. Außerdem wiederholte er seinen Befehl, dass niemand einen Tropfen anrühren dürfe, bevor er grünes Licht gegeben habe.
    »Bist du sicher, dass du die Aufgabe immer noch übernehmen willst?«, fragte er Fabel nach der Besprechung. »Ich könnte einen Streifenwagen dafür einsetzen.«
    »Nein … Ich bitte nur darum, Tansu wegen ihrer Ortskenntnisse ausborgen zu dürfen«, antwortete Fabel.
    »Solange das alles ist, wofür du sie dir ausborgst …« Scholz stupste Tansu an. »Sie ist ganz schön sexy in dem Katzenkostüm.« Fabel fiel keine Entgegnung ein, und es kam zu einem verlegenen Schweigen. »Wie auch immer, bleib in Kontakt«, fuhr Scholz fort. »Wenn du etwas benötigst, gib einfach Laut. Herrgott, ich hoffe, dass wir den Richtigen haben, Jan. Die Weiberfastnacht ist der reine Wahnsinn – das erste große Ereignis auf dem Höhepunkt des Karnevals. Es gibt ein Dutzend Umzüge durch die Stadt und mehr Feiern, als du dir vorstellen kannst. Von heute Abend bis Rosenmontag ist die Stadt außer Rand und Band. Nicht die idealen Verhältnisse, um einen herumrasenden Psychopathen zu schnappen.«
    »Alles deutet auf Lüdeke hin«, sagte Fabel. »Der Kannibalismusfetisch, die Krawatte, mit der die Opfer erwürgt wurden, die brutale Aggressivität gegenüber Frauen …«
    »Warum habe ich den Eindruck, dass du nicht überzeugt bist?« Scholz runzelte die Stirn.
    »Offensichtlich besteht eine Verbindung zwischen seinem Überfall auf Vera Reinartz und den Morden. Aber irgendetwas fehlt. Wieso wurde nur ein einziges Opfer vergewaltigt?« Fabel seufzte. »Vergessen wir das. Ich mache mir einfach zu viele Gedanken. Bestimmt ist Lüdeke unser Mann.«
    »Das denke ich auch«, sagte Scholz. Er zuckte zusammen und zerrte an seinem Rock. »Wenn du mich jetzt entschuldigen könntest – ich muss meine Strumpfhose hochziehen, bevor ich mich draußen blicken lasse.«
    Tansu parkte auf der Andreas Wohnung gegenüber liegenden Straßenseite.
    »Halten Sie das hier wirklich für nötig?«, fragte sie.
    »Ich habe einfach so ein Gefühl. Wenn wir sie in der Weiberfastnacht im Auge behalten, ist mir wohler.«
    »Na, jedenfalls wird es nicht schaden, und danach wartet unsere Party. Ich glaube, wir werden etwas zu feiern haben.«
    Die Straße füllte sich mit Partygängern, die von einem Haus zum anderen zogen. Fabel war froh, von Tansu beschützt zu werden, während Gruppen grell gekleideter Frauen an ihrem Auto vorbeistreiften. Es war seltsam, dass er in seiner Heimat das Gefühl haben konnte, in einem fremden Land zu sein.
    »Das alles ist schwer für Sie zu verkraften, stimmt’s?« Tansu schien seine Gedanken zu lesen.
    »Nein … Doch, ja.« Er lachte. »So etwas habe ich noch nie erlebt.«
    »Sie sind ja auch kein Jeck, nicht einmal ein Imi. Man muss sich an die Umstände gewöhnen.« Tansu bemerkte Fabels Verwirrung. »Das ist Kölsch. Ein Jeck ist jemand, der aktiv am Karneval teilnimmt, ein Narr. Es gibt eine Redensart, die das Kölner Wesen beschreibt: Mer sinn all jet jeck, äver jede Jeck es anders. Es bedeutet, dass wir alle verrückt sind, aber jeder auf seine Weise. Ein Imi ist jemand, der in Köln wohnt, doch woanders geboren wurde … wie Andrea da oben.«
    »Und was bin ich?«, fragte Fabel.
    »Ein Jass, ein Gast.«
    Mehrere Frauen, die laut auf Kölsch sangen, kamen die Straße entlang. Fabel hatte das Lied schon einmal gehört, konnte es jedoch nicht einordnen. Sie zogen lärmend an dem Auto vorbei und blieben an der Straßenecke stehen, wo sie ein paar junge Männer rituell anmachten.
    »Das ist übrigens noch gar nichts«, sagte Tansu. »Warten Sie bis zum Rosenmontag. Dann werden Sie wirklich von den Socken sein. Nichts ist, was es zu sein scheint, und niemand ist der, für den man ihn hält. Zum Beispiel wird der Karneval von folgendem Dreigestirn repräsentiert: Prinz Karneval, den man als Seine Tollität anredet, dem Kölschen Bauern und der Kölschen Jungfrau. Und natürlich ist die Jungfrau immer ein verkleideter Mann.«
    Fabel lachte. »Mir ist nicht entgangen, dass solche Dinge hier eine große Rolle spielen. Aber ich fand, dass Benni nicht gerade jungfräulich aussah.« Er schaute zu Andreas Wohnung hinauf. Die Jalousien waren hochgezogen, und die Lichter brannten. »Das da ist

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