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Jan Fabel 04 - Carneval

Titel: Jan Fabel 04 - Carneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Gedanken.
    Während Scholz in seiner doppelt finsteren Stimmung verharrte, klingelte das Telefon. Zu seiner Überraschung meldete sich Hauptkommissar Fabel aus Hamburg.
    »Haben Sie denn nicht gekündigt?«, fragte Scholz. »Ich hatte nicht erwartet, von Ihnen zu hören.«
    »Ich habe gekündigt, aber Sie hören trotzdem von mir«, erwiderte Fabel. Der berühmte nördliche Charme, dachte Scholz.
    »Haben Sie sich die Akten angesehen, die ich Ihnen geschickt habe, Herr Fabel?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Und Sie haben es meiner Meinung nach mit einem Kannibalen zu tun«, antwortete Fabel.
    »Scheiße«, sagte Scholz. »Das Stück Arsch, das er mitnimmt … landet also sofort in der Pfanne?«
    »Ich hätte es etwas förmlicher ausgedrückt, Herr Scholz, aber es stimmt grundsätzlich. Wahrscheinlich brät er seine Trophäe und verzehrt sie. Seine Tatmuster sind nicht einheitlich, aber ich vermute, dass er ein sexueller Kannibale ist. Sein Fleischverzehr wird vermutlich entweder von unwillkürlicher Ejakulation oder von aktiver Masturbation begleitet sein.«
    »Das würde wohl zu einem Rauswurf bei McDonald’s führen.« Scholz lachte über seinen eigenen Witz, während am anderen Ende der Leitung geschwiegen wurde. »Haben Sie Erfahrung mit einem derartigen Täter, Herr Hauptkommissar?« Scholz schlug einen nüchterneren, offiziellen Tonfall an.
    »Mit etwas Ähnlichem«, sagte Fabel. »Aber Ihr Mörder scheint auf die Karnevalszeit fixiert zu sein. Das Ereignis hat vermutlich eine symbolische Bedeutung für ihn.«
    »Für ihn und für die gesamte Bevölkerung von Köln, Herr Fabel. In Hamburg gibt es keinen Karneval, oder?«
    »Nein.«
    »Karneval ist mehr als das, was im Fernsehen gezeigt wird. Nicht bloß Kostüme und lahme Büttenreden vor dem Elferrat. Entschuldigung, der Elferrat setzt sich aus den elf gewählten Mitgliedern des Karnevalsausschusses zusammen …«
    »Ich weiß, was der Elferrat ist, Herr Scholz«, versicherte Fabel trocken. »Ich bin aus Hamburg, nicht aus Ulan Bator.«
    »Verzeihung … Ich wollte darauf hinaus, dass der Karneval für die Kölner unverzichtbar ist. Ein Teil unserer Seele. Eine emotionale Erfahrung, die nicht erklärt, sondern nur durchlebt werden kann. Die Tatsache, dass sich dieser Verrückte auf den Karneval konzentriert, ist keine Überraschung. Es verrät mir nur, dass er ein geborener Kölner ist.«
    »Ich glaube, dass es damit noch mehr auf sich hat«, meinte Fabel. »Aber wir können darüber sprechen, wenn ich zu Ihnen komme.«
    »Oh?«
    »Ich habe es mit der Polizei Hamburg abgesprochen. Ich werde am Freitag zwischen vierzehn und fünfzehn Uhr mit dem Auto eintreffen. Können Sie mir ein Hotelzimmer besorgen? Nichts zu Ausgefallenes. Ich fürchte, Ihre Leute werden die Rechnung bezahlen müssen.«
    Was kann man von einem Nordlicht denn anderes erwarten, dachte Scholz. »In Ordnung«, erwiderte er fröhlich. »Kein Problem.«
    3.

    Nachdem Fabel in Köln angerufen hatte, setzte er sich über sein Handy mit Anna Wolff in Verbindung und bat sie, sich mit ihm vor Marias Wohnung zu treffen.
    »Du erinnerst dich an das Schlüsselbund in deiner Schublade, Anna?«
    »Ja?«, antwortete sie zögernd und mit einer Spur von Argwohn.
    »Gut, bring es bitte mit.«
    »Entdecke ich einen Hauch von Illegalität?«, fragte Anna. Dann fuhr sie mit ernsterer Stimme fort: »Ist mit Maria alles in Ordnung?«
    »Genau das möchte ich herausfinden, Anna. Und ja, die Sache ist wahrscheinlich illegal, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Maria uns anzeigen wird.«
    »Ich treffe mich dort in einer halben Stunde mit dir.«
    Auf Marias Etage lagen noch zwei weitere Wohnungen. Fabel klingelte an beiden, doch nur die zweite Tür – auf dem Schild stand der Name »Franzka« – wurde geöffnet. Eine kleine Frau mittleren bis höheren Alters erklärte mit müder Miene: »Die Mittelholzers arbeiten beide zu dieser Tageszeit.«
    Fabel zeigte ihr seine Kripodienstmarke und versicherte, dass es keinen Grund zur Unruhe gebe. Aus Frau Franzkas Gesichtsausdruck ging jedoch hervor, dass Fabels Anwesenheit keineswegs ausreichte, um sie zu beunruhigen. »Ich bin Frau Klees Chef«, sagte er. »Sie ist seit einiger Zeit krank, und wir machen uns ein wenig Sorgen um sie. Sind Sie ihr in den letzten Tagen begegnet?«
    »Seit Langem nicht mehr«, erwiderte Frau Franzka. »Ich habe mal gesehen, wie sie Gepäck zu ihrem Auto runtergeschleppt hat. Es war an einem Mittwoch, das heißt vor genau zwei Wochen. Sie schien

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