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Jan Fabel 04 - Carneval

Titel: Jan Fabel 04 - Carneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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hin.
    »Oh … verstehe. Ich wollte dich gleich in ein typisches Kölner Restaurant einladen, wenn es dir recht ist.«
    »Natürlich ist mir das recht«, erwiderte Fabel. »Aber vielleicht sollten wir uns erst einmal mit diesem Fall beschäftigen.«
    »Dazu haben wir immer noch Zeit …« Scholz machte eine beruhigende Geste. »Es hilft mir beim Denken. Das Essen meine ich. Auf leeren Magen kann man nicht denken, sage ich immer.«
    Fabel lächelte.
    »Apropos«, fuhr Scholz fort. »Ich habe über deine Bemerkung nachgedacht, dass unser Mann ein Kannibale ist. Ich glaube, du könntest recht haben. Davon war schon früher einmal die Rede. Ehrlich gesagt, wir versuchen, die Sache herunterzuspielen, damit sich die Presse nicht darauf stürzt.«
    »Ich bin ziemlich überzeugt davon, dass ich recht habe«, versicherte Fabel. »Außerdem schließe ich mich deiner Ansicht an, dass der Täter Erfahrung mit dem Zerschneiden von Fleisch haben muss. Ein Chirurg oder ein Schlachter oder ein Schlachthofangestellter …«
    »Er macht kurzen Prozess, stimmt’s? Weiß, was er tut.« Benni beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch. »Bist du wirklich Engländer? Du hast keinen englischen Akzent. Nennen sie dich nicht den englischen Kommissar?«
    »Ich bin halber Schotte und halber Friese.«
    »Mein Gott«, lachte Benni. »Das ist eine sparsame Verbindung. Ich wette, du drückst dich meistens um deine Runde!«
    Fabel grinste. »Gab es einen Hauptverdächtigen? Der Akte nach zu schließen, hattest du noch niemanden besonders im Auge.«
    »Nein. Es war ein Durcheinander. Die Weiberfastnacht ist verrückt. Wie so vieles im Karneval. Alle laufen wie wahnsinnig herum, und überall werden uneheliche Kinder gezeugt. Anonymität ist ein Teil des Ganzen. Du kannst deine Identität ablegen und Dinge tun, die dir sonst nicht möglich wären. Es ist die perfekte Umgebung, wenn man jemanden umbringen will.«
    »Aha.«
    »Das ist eine Theorie, die ich für diesen Fall habe – über die Anonymität und über die Dinge, die man normalerweise nicht erwägen würde. Wie ich dir schon am Telefon gesagt habe, bin ich ziemlich sicher, dass dieser Knabe ein Einheimischer ist. Für den Rest des Jahres könnte er Otto Normalverbraucher sein. Aber im Karneval soll man alle Hemmungen ablegen. Unserer Meinung nach sind wir Kölner in den übrigen Jahreszeiten vernünftiger als die meisten, weil wir im Karneval über die Stränge schlagen. Vielleicht hat der Bursche eine Macke, die er das ganze Jahr über in der Hose behält und nur im Karneval loslassen kann.«
    »Das könnte ein sehr gutes psychologisches Profil sein«, lachte Fabel. »Allerdings würde ich mich normalerweise etwas sachlicher ausdrücken.«
    »Mag sein«, fuhr Benni fort. »Aber wie auch immer, selbst die Korrektesten drücken beim Karnevalsverhalten ein Auge zu. Ehebruch am Rosenmontag gilt als verzeihlich. Man macht sich gewissermaßen weniger schuldig als an anderen Tagen des Jahres. Und dann gibt’s natürlich noch die Nubbelverbrennung am Ende des Karnevals, bei der alle Sünden, die man in den tollen Tagen begangen hat, ausgetilgt werden. Könnte unser Mann glauben, dass sich seine Taten mit dem Karneval entschuldigen lassen?«
    »Meiner Meinung nach haben diese Morde etwas zutiefst Misogynes an sich. Er hasst Frauen.«
    »Was du nicht sagst …« Scholz lächelte ironisch.
    »Okay … das ist dir nicht entgangen. Beide Opfer waren relativ schlank, doch etwas fülliger um die Hüften und am Gesäß. Das könnte sein Auswahlkriterium sein. Zumal er Fleisch aus diesem Teil des Körpers herausschneidet.«
    »Aber warum wählt er sie aus?«, fragte Scholz. »Weil er von so einer Figur sexuell angezogen wird, oder einfach weil er ein besonders gutes Fleischstück haben möchte?«
    »Aus beiden Gründen«, erwiderte Fabel. »Aber reden wir ein wenig über den Kannibalismus …«
    7.

    Er hätte der Website fernbleiben sollen. Nun brannte das Verlangen wieder in ihm, und er konnte es nicht ertragen, in Jekaterinas Richtung zu schauen. Sie spürte die Spannung in der Küche und dachte offenbar, dass er mit ihrer Arbeit unzufrieden sei. Dadurch verschlimmerte sich die Situation noch, denn sie nutzte jede Gelegenheit, mit ihm zu sprechen. Ansgar konnte ihre Anwesenheit kaum aushalten, aber in der Enge der Küche war es unvermeidlich, dass sie einander nahe kamen oder sich sogar berührten. Hin und wieder konnte er ihren Duft riechen.
    Ansgar fühlte sich vom Schicksal

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