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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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heißen Sie?«, fragte Fabel.
    »Margarethe Paulus.«
    »Aber Sie haben Herrn Fabel vorher mitgeteilt, Sie seien Ute Paulus«, wandte Anna ein.
    »Sie verwechseln mich mit meiner Schwester. Sie heißt Ute.«
    »Wo ist Ihre Schwester zurzeit?«, fragte Susanne.
    Margarethe betrachtete das kleine Drahtglasfenster. »Sie ruht sich aus und wartet auf mich.«
    »Wo wartet sie?«, wollte Susanne wissen.
    Margarethe schwieg, als wäre sie leblos.
    Fabel änderte die Taktik. »Margarethe, in Hamburg ist es zu einer Reihe von Morden gekommen, seit sie aus der Klinik ent­flohen sind. Ich würde Sie gern dazu befragen. Verstehen Sie?«
    »Ich habe einen IQ von hundertvierzig«, erwiderte Marga­rethe. »Dr. Köpke hat es Ihnen wahrscheinlich mitgeteilt. Sie können mir also gar keine Frage stellen, die ich nicht verstehe.«
    »Na gut, Margarethe. Ich bin beeindruckt, wenn es Ihnen etwas bedeutet, dass ich beeindruckt bin. Fangen wir mit dem jüngsten Mord an. Dem an Robert Gerdes.«
    »Sie wissen mittlerweile, dass Robert Gerdes nicht sein rich­tiger Name war. Er hieß Georg Drescher. Und es war kein Mord, sondern eine Hinrichtung. Ich habe Ihren Kollegen am Telefon mitgeteilt, dass ich Drescher hingerichtet habe.«
    »Also haben Sie ihn gefoltert und getötet? Nicht Ihre Schwester?«, fragte Susanne.
    »Wir beide haben es getan. Ute hat ihn aufgespürt und da­mit ihr Versprechen gehalten. Sie wollte alles für mich in Ord­nung bringen, und genau das hat sie gemacht. Aber als wir ihn töteten, haben wir gemeinsam gehandelt. Wir waren eins.«
    »Warum die Folter?«, hakte Susanne nach. »All der schreck­liche Schmerz. Wieso hatte er das verdient?«
    Margarethe antwortete nicht. Fabel wiederholte Susannes Frage, doch Margarethe schien ihn nicht zu hören. Er hatte jahrelange Erfahrung mit dem Schweigen bei Vernehmungen und verstand sich darauf, es zu interpretieren. Manchmal sagte die Weigerung eines Verdächtigen, sich zu äußern, mehr aus als seine Antworten. Dies aber war etwas anderes: kein bloßes Schweigen, sondern ein Abschalten jeglicher Reaktion. Nun wusste er mit absoluter Sicherheit, dass Margarethe lediglich auf die Fragen reagieren würde, die sie für passend hielt. Er konnte nur hoffen, dass er genug von ihr erfahren würde, um die Geschehnisse nachvollziehen zu können.
    Fabel brach das Schweigen. »Vor einer Woche wurde ein junger Mann namens Armin Lensch auf dem Hamburger Kiez ermordet. Jemand hat ihm den Bauch mit einem Messer aufge­schlitzt. Was können Sie mir darüber mitteilen?«
    »Nichts. Ich hatte nichts damit zu tun. Ich habe ihn nicht getötet.« Margarethes beängstigend leere Miene zeigte ein Fehlen jeglicher Verstellung an. Jeglicher Emotion. Jeglicher Regung.
    Fabel legte den srbosjek, der immer noch in einem durchsich­tigen Plastikbeutel steckte, auf den Tisch. Er hielt ihn knapp außer ihrer Reichweite fest.
    »Haben Sie das bei der Ermordung von Armin Lensch be­nutzt? Haben Sie ihm damit den Unterleib aufgeschlitzt?«
    »Ich habe es noch nie gesehen.« Sie blickte ohne Interesse auf die Waffe. »Und ich würde es nicht benutzen, um jeman­dem den Bauch aufzuschneiden. Damit trennt man Kehlen durch.«
    Fabel beugte sich vor. »Wenn Sie es noch nie gesehen haben, woher wissen Sie dann, wozu es verwendet wird?«
    »Ich habe Ihr Auto auch noch nie gesehen, aber dennoch weiß ich, wie man damit fährt. Und ich weiß, dass dieses Instru­ment als Krummmesser bezeichnet wird. Oder als srbosjek. Die kroatische Ustascha benutzte es früher. Es ist sehr einfach, aber sehr wirkungsvoll. Allerdings ist es nicht speziell die Waffe eines Mörders, sondern es dient dazu, große Zahlen von Men­schen umzubringen. Immerhin muss ich zugeben, dass man, wenn es sachkundig eingesetzt wird, damit ein einzelnes Tref­fen schnell zum Schweigen bringen und töten kann.«
    »Ein Treffen?«, fragte Susanne.
    »So nennen wir es«, erläuterte Margarethe. »Bei einem Tref­fen begegnen der Agent und das Zielobjekt einander, und der Auftrag wird ausgeführt. Wir sprechen von Treffen, weil es vor der Hinrichtung keinen Kontakt zu dem Zielobjekt geben soll, wodurch dies zur ersten und letzten Begegnung mit ihm wird. Auch das Zielobjekt selbst bezeichnen wir als Treffen.«
    Fabel legte einen zweiten Spurensicherungsbeutel auf den Tisch. Er enthielt die Automatik, die Dirk Hechtner gefunden hatte.
    »Gehört die Waffe Ihnen?«
    »Ich habe sie noch nie gesehen.«
    »Sie wurde in Ihrer Wohnung gefunden. Und es gibt wieder

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