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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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sie je wieder miteinander Kontakt aufnehmen wollten. Aber Anke hatte sich nie gewünscht, mit den beiden anderen in Verbindung zu bleiben. Schon damals hatte sie gewusst, dass sie die einzige wahre Walküre war. Margarethe war verrückt, und Liane verfolgte ihre eigenen Ziele.
    Anke wurde klar, dass es keine der anderen Frauen sein konnte. Muliebritas hatte damals noch nicht existiert, und ihr Plan war vereitelt worden. Wer immer das Inserat aufge­geben hatte, wusste, dass sie die Sache durchschaute: Es war nicht Liane oder Margarethe. Zu offensichtlich, um eine Falle zu sein.
    Erneut betrachtete sie die entschlüsselte Nachricht von On­kel Georg. Eine Verabredung für morgen. Anke würde sie ein­halten und Onkel Georg fragen, wie er die andere Nachricht einschätzte.
     

5.
     
    Fabel und Anna waren auf der Rückfahrt von Gennadi Frolows Jacht, wo sie mit ihm gesprochen hatten. Frolows Bedürfnis nach Luxus kam seinem Wunsch nach Sicherheit gleich. Des­halb hatte Fabel ihm erlaubt, auf die Jacht zurückzukehren. Der Kompromiss bestand darin, dass zwei blausilberne Streifenwa­gen am Kai parkten und dass eine Barkasse der Wasserschutz­polizei neben der Jacht vertäut war.
    Von so viel Luxus umgeben, hatte Fabel Mühe gehabt, sich auf seine Fragen zu konzentrieren. Er hatte Hans Gessler von der Abteilung Wirtschaftsdelikte mit auf die Jacht gebeten. Gessler war offenbar daran gewöhnt, mit so viel Reichtum um­zugehen, denn er hatte sich durch sämtliche Fragen durchge­kämpft, die er dem Russen und seinem Buchprüfer, einem mür­rischen und überraschend schäbig gekleideten Mann namens Krylow, stellen wollte. Krylow hatte Gessler eine CD mit allen verfügbaren Daten über die NeuHansa Group, Gina Bronsted und Goran Vujacic überreicht.
    »Wir versuchen, papierlos zu arbeiten«, sagte Krylow ohne Ironie und ohne ein noch so schwaches Lächeln auf dem zer­knitterten Gesicht. »Das ist im Wesentlichen alles, was wir OLAF aushändigen wollen. Es dürfte ausreichen, um Gina Bransted für längere Zeit verschwinden zu lassen.«
    Fabel fuhr in Pachtung Präsidium, als Dirk Hechtner anrief.
    »Wo bist du, Chef?«
    »Ich fahre gerade durch St. Georg. Anna ist bei mir. Warum?«
    »Wir haben soeben einen Notruf erhalten, Chef. Henk und ich kümmern uns darum, aber es liegt auf deinem Weg. Mehr oder weniger. Eine Frau ist in einem Apartment in Barmbek-Süd erdrosselt worden. Klingt nach einem kleinen Nachmit­tagsvergnügen, das schiefgegangen ist.«
    »Mein Gott, wir können zurzeit über Langeweile nicht kla­gen. Vielleicht sollte ich mich nach New York versetzen lassen, um ein ruhigeres Leben zu führen. Ich nehme an, die Sache hat nichts mit dem Walküre-Fall zu tun?«
    »Es klingt nicht danach«, bestätigte Hechtner. »Nur ein guter, altmodischer, unverfälschter, banaler, elender Mord - so wie früher. Wir brauchen nicht einmal nach dem Mörder zu suchen. Eine Streifenwagenbesatzung hat ihn am Tatort ge­schnappt. Willst du vorbeifahren?«
    »Wir sehen uns dort.«
    Hechtner nannte Fabel die Adresse in Barmbek.
    »Hast du noch einmal über meine Zukunft nachgedacht?« Anna schaute Fabel nicht an, sondern starrte geradeaus in den Hamburger Nieselregen.
    »Anna, dies ist nicht der richtige Zeitpunkt.«
    »Wenn du nichts dagegen hast, würde ich diesen Moment gern zum richtigen Zeitpunkt machen. Chef, ich möchte nicht um meinen Job betteln, aber ich bin zu jedem Zugeständnis be­reit. Ich liebe diese Arbeit. Und ich möchte nichts anderes tun.«
    »Na gut ...« Fabel atmete tief ein. »Würdest du an einem Aggressionsbewältigungskurs teilnehmen?«
    »Du machst Witze ... oder?«
    »Anna, du hast doch von jedem Zugeständnis gesprochen. Der Kurs muss nicht unbedingt über die Polizei Hamburg lau­fen. Dann erscheint es nicht für immer in deinen Unterlagen. Aber wenn du bleiben willst, bestehe ich darauf.«
    »Kriege ich jeden Monat eine Ausnahmegenehmigung für meine Tage? Ich nehme an der Aggressionsbewältigung teil, aber ich darf alle vier Wochen menstruell überschnappen?«
    »Das ist nicht lustig«, sagte Fabel.
    »Entschuldigung, ich wollte dich nur aufziehen. Ich werd's machen. Vielen Dank.«
     
    Das Wetter passte zum Besuch eines Mordschauplatzes. Der Himmel war stahlgrau und die Luft durch ein schwaches, kaltes Nieseln klebrig feucht. Wie sich herausstellte, war der Tatort nicht eine Privatwohnung, sondern ein billiges Hotel, in dem »Apartments« vermietet wurden.
    Als Fabel vor dem Gebäude einparkte,

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