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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Drogenhändlers bei einer Undercoveraktion; dazu ka­men zwei Wörter und zwei möglicherweise zusammenhän­gende Ereignisse, deren Verknüpfung auch auf Zufälligkeiten beruhen konnte, sowie eine vage und wahrscheinlich übertrie­bene Spionagegeschichte aus den finsteren Zeiten des Kalten Krieges.
    Nach der Landung in Hamburg-Fuhlsbüttel rief Jespersen die Zentrale der Politigärd in Kopenhagen an und wurde zu sei­nem Büro durchgestellt. Er sprach mit seinem Stellvertreter Harald Tolstrup. Dieser bestätigte, dass im Hamburger Zen­trum ein Zimmer in einem Hotel am Alten Wall für Jespersen reserviert worden war. Außerdem wolle Politidirektor Vestergaard, offenbar in gereizter Stimmung, so bald wie möglich mit ihm sprechen. Danach wählte er die Nummer des Hamburger Polizeipräsidiums und bat auf Englisch, ihn zu Jan Fabel durch­zustellen. Man teilte ihm mit, Fabel sei in einer Konferenz. Jespersen hinterließ seine Handynummer, damit der Hauptkom­missar zurückrufen konnte.
    Nachdem Jespersen in seinem Hotel eingecheckt hatte, machte er einen Spaziergang durchs Stadtzentrum. Der Tag war kalt, doch hell. Er schaute zum blassen Blau des Himmels empor, des gleichen Himmels wie in Kopenhagen, Stockholm oder Oslo. Das Hamburger Licht war nordisch, und Jespersen fand es seltsam, im Ausland unter Menschen zu sein, die er nicht leiden konnte, und doch den gleichen Himmel, das glei­che Licht, die gleiche Architektur, die gleichen Gesichter auf der Straße vor Augen zu haben. Er wusste, dass die Illusion sich aufgelöst hätte, wenn er nur ein wenig weiter nach Süden gereist wäre. Aber hier in Hamburg fühlte Jespersen sich ganz gegen seinen Willen wie zu Hause.
    Er ging die Großen Bleichen entlang und fand sich vor einem eindrucksvollen roten Backsteingebäude wieder, auf dem mit goldenen Lettern »Hanse-Viertel« stand. Jespersen, zum Teil durch Neugier motiviert, trat ein. Er war schon einmal, nämlich bei einem Besuch von Bergen in Norwegen, auf das Wort »Hanse-Viertel« gestoßen. Bergen hatte der Hanse ange­hört, und der Bezirk, in dem deutsche Händler sich im Mittel­alter angesiedelt hatten, hieß Tyskebryggen, der Deutsche Kai, und war damit Bergens eigenes »Hanse-Viertel«. Das Gegen­stück in Hamburg sah jedoch ganz anders aus: Hinter den roten Ziegeln lagen unter einem Glasdach miteinander verbundene Passagen und Ladengalerien.
    Es schien der ideale Ort zum Mittagessen zu sein, und viel­leicht würde er hier auch ein kleines Geschenk für seine zwölf­jährige Nichte finden. Von all seinen Reisen brachte er ein Plüschtier für Mette, die Tochter seines jüngeren Bruders, mit. Sie behauptete nun manchmal, zu alt für solchen Unsinn zu sein, doch er wusste, dass seine Mitbringsel ihr gefielen. Jesper­sen entdeckte ein kleines Geschäft, in dem Waren verkauft wur­den, die etwas anspruchsvoller und ungewöhnlicher waren als die sonstigen Souvenirs. Er erwarb einen Stoffbären, der eine blaue Jacke mit der Aufschrift »Hamburg« auf dem Rücken und eine Prinz-Heinrich-Mütze trug. Dann ließ er sich in einem einladenden Cafe nieder und bestellte ein leichtes Mittagessen. Dabei sah er den vorbeiflanierenden Deutschen zu.
    Die Deutschen. Jens Jespersen war seit dreiundzwanzig Jah­ren Polizist. Sein Vater und sein Großvater hatten den gleichen Beruf ausgeübt, und er war zutiefst stolz auf diese Tradition. Hier verbargen sich die Wurzeln seiner Abneigung gegen die Deutschen. Aber jetzt war nicht der Zeitpunkt, über solche Dinge nachzudenken.
    Eine weibliche Stimme fragte ihn etwas auf Deutsch. Jesper­sen schaute auf. Die Frau war in den Dreißigern, hatte hellblon­des Haar, eine blasse Haut über hohen Wangenknochen und strahlend blaue Augen.
    »I am sorry?«, erwiderte er.
    »Darf ich mich hier hinsetzen?«, wiederholte sie auf Eng­lisch.
    Er nickte und schob seinen Mantel zur Seite, um ihr Platz zu machen. Sie wollte gerade etwas sagen, als Jespersens Handy klingelte. Er nahm den Anruf entgegen, ohne sich zu entschul­digen.
    »Herr Jespersen? Hier ist Erster Hauptkommissar Fabel, Mordkommission der Polizei Hamburg. Ich habe Ihre Nach­richt erhalten. Es tut mir leid, dass ich nicht früher zurückrufen konnte, aber ich war dienstlich verhindert. Wir haben zurzeit einen wichtigen Fall ... Sie wissen ja sicher, wie das läuft. Sie wollten sich mit mir treffen?«
    Jespersen, dessen Englisch ausgezeichnet war, stellte zu sei­ner Überraschung fest, dass der Deutsche die Sprache ebenfalls

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