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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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vorbeigeschrammt zu sein. Und dass es der Engel war, der ihn ausgeraubt hat.«
    »Aber du teilst seine Meinung nicht. Ich auch nicht«, stellte Kaminski fest. »Die Art, wie sie sich ihm näherte, deutet jedoch daraufhin, dass sie nicht ins Blickfeld der anderen Mädchen ge­raten wollte. Auch ihre Kleidung lässt mich vermuten, dass sie keine reguläre Sexarbeiterin war. Und sie hat ihn in einen iso­lierten Hof gelockt ... Wahrscheinlich ist sie nicht der Engel, aber sie scheint der Mörderin von neulich zu ähneln.«
    »Genau. Mit etwas Glück wird Mann uns eine gute Be­schreibung für den Zeichner liefern oder sie auf den Fotos er­kennen. Andererseits glaube ich auch nicht, dass sie normaler­weise auf dem Kiez arbeitet. Haben deine Leute noch etwas herausgefunden?«
    »Wir haben mit allen Schaufenstermädchen gesprochen, die an dem Abend in der Herbertstraße saßen. Zwei von ihnen er­innern sich an einen Mann, den sie für Jake Westland hielten. Er kam von der Gerhardstraße herein und ging schnurstracks, ohne nach rechts oder links zu gucken, bei der Davidstraße hinaus.«
    »Das klingt geplant«, sagte Fabel.
    »Ich weiß nicht, Jan.« Kaminski hantierte mit dem Kalen­der auf Fabels Schreibtisch. »Ein schlichterer Grund wäre der, dass er Martina Schilmann und ihrem Angestellten entwischen wollte. Ganz spontan. Wenn Manns Nutte die Mörderin ist, dann hatte sie sich bestimmt nicht mit Westland verabredet.«
    »Nein ... aber vielleicht hatte er sich mit einer anderen Frau verabredet und traf vorher auf die Mörderin. Das Ganze wirkt einfach zu ... zielgerichtet, finde ich. Wie er durch die Herbert­straße zum anderen Ende geeilt ist, weil er wusste, dass er nur Minuten hatte, bevor Martina an der Davidstraße nach ihm Ausschau halten würde. Unabhängig von Westlands Absichten meine ich jedoch, dass wir es mit einer Engel-Nachahmerin zu tun haben. Vermutlich hatte Jürgen Mann großes Glück, nicht ihr zweites Opfer zu werden. Mach dich darauf gefasst, Cars­ten, dass wir erst am Anfang einer neuen Mordserie stehen.«
     

8.
     
    Er blickte auf seine Uhr: 16.50 Uhr. Nichts ärgerte Fabel mehr als Verspätungen. Dabei gab er selbst zu, dass er ein übertriebe­ner Pünktlichkeitsfanatiker war. Schon in seiner Kindheit hatte der Gedanke, sich zu verspäten, Magenkrämpfe bei Fabel aus­gelöst. Es war eines jener Dinge - wie seine Unfähigkeit, sich zu betrinken, sich den einen unbekümmerten Schluck zu viel zu gestatten -, die ihn kennzeichneten. Die Jan Fabel zu dem machten, was er war.
    Aber diesmal hielt Fabel, während er wütend an seinem Schreibtisch saß, seine Stimmung für gerechtfertigt. Schließ­lich hatte er Jespersen deutlich genug gesagt, dass er wegen eines Mordfalls unter Zeitnot stand. Eine Verspätung von zwanzig Minuten war nicht nur unhöflich, sondern auch un­professionell. Fabel griff nach dem Telefonhörer und wählte Jespersens Handynummer. Nach mehrfachem Klingeln schal­tete sich die Voicebox ein. Fabel hinterließ für Jespersen die Nachricht, sich so schnell wie möglich zu melden. Das Schreib­tischtelefon klingelte fast sofort, nachdem er den Hörer aufge­legt hatte, und er nahm an, dass es Jespersen war. Ein Irrtum.
    »Hallo, Chef«, sagte Anna Wolff. »Ich habe hier etwas, das du unbedingt sehen musst.«
    »Wo bist du?«
    »Im Butenfeld.« Damit waren die Leichenkühlräume im In­stitut für Rechtsmedizin in der gleichnamigen Straße in Eppen­dorf gemeint. »Du wirst es dir bestimmt ansehen wollen.«
    Fabel warf einen weiteren Blick auf seine Uhr und dachte wieder an die irritierende Unpünktlichkeit des Dänen. »In Ord­nung, ich bin gleich da.«
     

9.
     
    »Seit wann steht die Wohnung leer?« Ute Cranz drehte sich um und lächelte die Jüngere an. Sie besichtigten das Apartment seit einer halben Stunde, und die junge Grundstücksmaklerin gab sich alle Mühe, eine Reife und Erfahrung auszustrahlen, die sie offensichtlich nicht besaß. Sie trug einen maskulinen dun­kelblauen Hosenanzug. Warum, dachte Ute, glauben so viele Frauen im Geschäftsleben, dass sie sich, um mit Männern zu konkurrieren, genauso wie Männer anziehen müssen?
    »Sie ist gerade erst zur Vermietung freigegeben worden. Wir haben noch nicht einmal inseriert und waren überrascht, als Sie sich danach erkundigten. Woher wussten Sie, dass die Woh­nung leer steht?«
    »Ich habe mich in dieser Gegend umgesehen und gehört, dass der vorherige Mieter ausziehen wollte.«
    »Ach so«, sagte die

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