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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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gerade den Bericht gesehen, den Sie für heute Abend gedreht haben. Die Sache über Frauenhandel.«
    »Und?«
    »Und er war sehr gut. Sehr ...« Er tat so, als suche er nach dem richtigen Wort, und betrachtete die Zimmerdecke. »Sehr verdienstvoll. Aber wissen Sie ...«
    »Was?«
    »Um ehrlich zu sein, er war etwas, na ja, deprimierend.«
    »Das tut mir leid ...« Ihr Lächeln war zu einer Grimasse ge­worden. »Sie haben wahrscheinlich recht, dass ich den komö­diantischen Aspekt der Tatsache, dass vierzehnjährige osteuro­päische und asiatische Mädchen in die Sexsklaverei verkauft werden, etwas heruntergespielt habe.«
    »Genau.« Ihre Ironie rauschte an Knabbes kostspielig frisier­tem Kopf vorbei. »Ich finde einfach nicht, dass wir so etwas brin­gen sollten. Solche Beiträge eignen sich eher für das Erste oder das ZDF. Wir brauchen Sachen mit ein bisschen Schwung. Wie diese Engel-Geschichte in St. Pauli. Also, das war wirklich ...«
    »Ja, ich weiß. Sie haben schon öfter betont, dass Sie die da­maligen Reportagen für meine Sternstunde halten. Übrigens nehme ich die Story wieder auf. Aber ich muss auch andere Themen behandeln.«
    »Vielleicht, Sylvie - das ist nur eine Anregung —, aber viel­leicht sollten wir jemand anderem den Stab übergeben.«
    Sylvie Achtenhagen sprang so plötzlich auf, dass Knabbe die Fassung verlor. Sie näherte ihr Gesicht dem seinen so dicht, dass er gezwungen wurde, vom Rand ihres Schreibtisches zu rutschen. »Wagen Sie bloß nicht, mir die Story wegzunehmen. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich daran arbeite. Und ich ma­che Fortschritte. Wenn die Story herauskommt, dann durch mich. Und zwar ganz groß. Wenn Sie jemand anderen darauf ansetzen, werde ich kündigen und mit dem Material zu einem unserer Konkurrenten gehen. Ist das klar, Andreas?«
    Knabbe starrte sie ein paar Sekunden lang an. Etwas in ih­rem Gesicht hatte ihn schockiert. »Kein Grund, sich aufzure­gen«, sagte er schließlich. »Ich habe nur über die beste Lösung nachgedacht.«
    »Die beste Lösung ist, dass ich die Arbeit, die ich begonnen habe, auch beende.« Sie war wieder ruhig, doch etwas schwelte weiter. »Ich garantiere Ihnen, dass es eine mordsmäßige Story wird.«
    »Okay.« Knabbe schien einen Teil seiner Fassung zurückge­wonnen zu haben. »Aber wenn nichts daraus wird ...«
    »Daraus wird etwas. Das verspreche ich Ihnen.«
    Es kam zu einem peinlichen Moment der Stille.
    »Apropos Engel - es gibt etwas, bei dem Sie mir vielleicht helfen können«, sagte Sylvie nach einer Weile.
    »Oh?« Knabbes Stimme war von Misstrauen erfüllt. »Was denn?«
    »Ich rede von Ihrer Geschäftspartnerin, der reizenden Frau Bransted. Oder eigentlich von ihrem Unternehmen, der Neu­Hansa Group.«
    »Was ist damit?«
    »Das letzte Opfer der St.-Pauli-Mörderin ...«
    »Des Engels?«
    »Ja, lassen Sie uns vorläufig annehmen, dass es dieselbe Mörderin wie früher ist. Das neueste Opfer des Engels hat für eine Firma namens Norivon Environmental gearbeitet. Es ist wohl eine Tochterfirma der NeuHansa Group.«
    »Und was soll ich für Sie tun?«, fragte er mit weiterhin misstrauischer Stimme.
    »Sie könnten mir einen Termin beim Chef von Norivon ver­schaffen. Und vielleicht sogar bei Gina Bransted. Aber erwäh­nen Sie nicht, dass es um Lenschs Ermordung geht.«
    »Zu dem Schluss werden sie wahrscheinlich ohnehin kom­men. Ich weiß nicht, ob Frau Bransted bereit ist, Ihnen ein Interview zu geben. Und ich weiß auch nicht, ob mir Ihre Handlungsweise gefällt. Die NeuHansa Group ist mein Haupt­geschäftspartner, Sylvie. Und ob es Ihnen zusagt oder nicht, wir sind im Fernsehgeschäft.«
    »Glauben Sie mir, Andreas, ich habe es nicht auf einen Scoop über NeuHansa oder Gina Bransted abgesehen. Ich brauche nur ein paar Hintergrundinformationen. Und wenn ich diese Story für Sie herausbringe, können Sie mit einer Sensa­tion rechnen. Bestimmt.«
    »Gut. Mal sehen, was ich tun kann.«
     
    Nachdem Knabbe ihr Büro verlassen hatte, setzte Sylvie sich hin und schaute aus dem Fenster, ohne die dunkle Stadt unter dem schieferfarbenen Himmel wahrzunehmen. Das Klingeln des Telefons unterbrach ihre gleichermaßen düsteren Gedanken. Der Anruf war nicht vom Empfang weitergeleitet worden, son­dern an ihre Durchwahlnummer gegangen.
    »Guten Tag, Frau Achtenhagen.« Es war eine Männer­stimme, die plötzlich zu husten begann. »Entschuldigung. Wie ich höre, beschäftigen Sie sich mit den Morden in St. Pauli?«
    »Ja ... Wer

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