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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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spricht da?«
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich meinen Namen lieber nicht nennen. Jedenfalls zurzeit nicht.« Ein weiterer Hus­tenanfall.
    »Sie wissen etwas über die Morde?« Sie versuchte, den Ärger und die Langeweile aus ihrer Stimme zu verbannen. Immer wieder gestand jemand die Engel-Morde oder kannte einen Dritten, der eine verdächtige Äußerung gemacht hatte. Man­che Spinner erhielten durch ihre Zahnfüllungen Botschaften aus der Geisterwelt oder hatten keinen Zweifel daran, dass ihr Mann/Chef/Haustier der Täter war.
    »Ja, ich weiß eine Menge über die Morde. Und auch über viele andere Dinge. Sie werden bereit sein, mich für mein Wis­sen zu bezahlen?«
    »Ja, ja. Das ist nichts Neues für mich.«
    »Doch, glauben Sie mir, Frau Achtenhagen. Ich habe etwas, das Sie sehen müssen. Etwas ganz Wichtiges.«
    »Das habe ich wirklich schon oft genug gehört, und es en­det immer mit einer Enttäuschung. Lassen wir den Unsinn, und teilen Sie mir ganz genau mit, was Sie mir verkaufen wollen.«
    »Etwas, von dem Sie bestimmt nicht möchten, dass ich es einem anderen verkaufe. Da bin ich mir sicher. Ich habe näm­lich eine Ahnung, wer hinter den Morden in St. Pauli steckt.«
    »Der Engel?«
    »Frau Achtenhagen, wir beide wissen, dass es nicht der En­gel ist - jedenfalls nicht der ursprüngliche Engel. Ich habe einen begründeten Verdacht, wer die beiden Männer im letzten Mo­nat umgebracht hat, und der ursprüngliche Engel war es gewiss nicht. Und damit komme ich zum zweiten Punkt. Er ist äußerst wichtig, und ich weiß, dass Sie mich fürstlich bezahlen werden, damit ich meine Informationen nicht anderswo verkaufe. Ich kenne die Identität des ursprünglichen Engels. Ihren Namen, ihren Wohnort, ihren Beruf. Ich weiß sogar, warum sie all die Männer in den Neunzigern ermordet hat.«
    »Wirklich? Und woher denn?« Sylvie Achtenhagen wühlte in den Papieren auf ihrem Schreibtisch nach einem Schreib­block und einem Stift. Schließlich wurde sie fündig. »Früher war es mein Beruf, Dinge zu wissen. Über Menschen. Ich habe für das Ministerium für Staatssicherheit in der Deutschen De­mokratischen Republik gearbeitet.«
    »Sie waren bei der Stasi? Warum sollte ich einen Stasi-Ga­noven für Informationen über Morde in Hamburg bezahlen?«
    »Weil ich ein vorausschauender Mann bin und schon immer war. Ich hatte meinen Arbeitsplatz in der Zentrale des Ministe­riums in Berlin-Lichtenberg. Bis zum 15.Januar 1999. Vor den Toren drängte sich eine Menschenmenge, die jederzeit herein­platzen konnte, und alle im MfS waren damit beschäftigt, Ak­ten zu schreddern. Als die Reißwölfe versagten, fingen wir an, die Papiere mit den Händen zu zerreißen. Es war sinnlos. Zu viele Akten. Zu viele.«
    »Was soll das, Herr ...? Wie heißen Sie? Wenn Sie wollen, dass ich Sie bezahle, muss ich Ihren Namen wissen.«
    »Das stimmt nicht. Ich bin nicht naiv. Leute wie Sie bezah­len dauernd anonyme Informanten. Und wir beide wissen, dass Sie mir das Geld nicht auf dem üblichen Weg zukommen las­sen werden. Aber wenn es Ihnen Spaß macht, können Sie mich Siegfried nennen. Klingt das nicht schön wagnerianisch?« Er lachte, doch sofort folgte ein knatternder, sprudelnder Husten­anfall. Das ist nicht bloß eine Erkältung oder eine Grippe, dachte Achtenhagen. »Hören Sie mir einfach zu«, fuhr er atem­los fort, als sich sein Husten gelegt hatte. »Wie gesagt, alle an­deren schredderten, aber ich schaute voraus. Ich nahm eine Akte an mich, die nicht viel hermacht. Sie enthält kaum Details au­ßer einem Namensverzeichnis von Mitwirkenden an einem Aus­bildungsprogramm. An einem sehr speziellen Programm. Auch die drei Besten werden genannt. Diejenigen, die die Anforde­rungen erfüllten.«
    »So faszinierend das alles ist«, sagte Sylvie Achtenhagen, »was hat es denn bloß mit den Engel-Morden zu tun?«
    »Sehr viel. Einer der Namen ist der des ursprünglichen En­gels, und die jetzige St.-Pauli-Mörderin dürfte eine der beiden anderen sein. Ich weiß, dass Sie die Akte unbedingt haben müs­sen. Und ich werde sie Ihnen verkaufen.« Er machte eine Pause. »Für zweihundertfünfzigtausend Euro.«
    Sylvie Achtenhagen lachte laut auf. »Das soll wohl ein Witz sein. Keine Enthüllung ist dem Sender so viel wert. Und schon gar nicht irgendeine Akte über Stasi-Schnüffler, zumal mir nicht einleuchtet, dass sie etwas mit den Morden zu tun haben sollen. Das ist ein alter Hut. Niemand interessiert sich noch für die

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