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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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genauso ver­dächtigt wie der Vergewaltiger. Da Abtreibungen verboten wa­ren, musste sie die Schwangerschaft durchstehen. Sofort nach der Geburt gab sie Jake zur Adoption frei.«
    »Er hat mit seiner leiblichen Mutter nie mehr gesprochen?«
    »Nein.«
    »Und deshalb setzte er sich so sehr für Anti-Vergewalti­gungs-Organisationen ein?«
    »Jake konnte es nie verwinden. Zuerst quälte er sich damit, dass er für immer von seiner Mutter abgewiesen worden war. Dann verrannte er sich, je länger er darüber nachdachte, in die Vorstellung, dass wenigstens die Hälfte seiner DNA von einem perversen Vergewaltiger stammte. Jake identifizierte sich mit all den unerwünschten Kindern in Bosnien, die durch Vergewalti­gung entstanden waren. Und mit den Vergewaltigungsopfern. Er fühlte sich mit ihnen verbunden. Mir schien, dass er jedes Opfer mit seiner leiblichen Mutter gleichsetzte.«
    »Ich verstehe.«
    »Es war etwas, das die Presse nie herausfand. Nicht dass sie in letzter Zeit so interessiert gewesen wäre wie früher.«
    Sie wurden durch ein Klopfen unterbrochen. Martina Schilmann öffnete die Tür von außen und ließ eine uniformierte Kellnerin ein, die ein Tablett mit einer Kaffeekanne und meh­reren Tassen auf den niedrigen Tisch stellte.
    »Was wissen Sie über die Investitionen Ihres Mannes?«, fragte Fabel, nachdem die Kellnerin hinausgegangen war. Er schenkte eine Tasse Kaffee für Sarah Westland und eine weitere für sich selbst ein. »Er scheint einiges damit verdient zu haben, und ein Teil des Geldes war offenbar hier angelegt.«
    »Ja, er hatte ziemlich viel investiert. Besonders hier in Ham­burg. Jake konnte manches an Menschen und Orten erkennen, was anderen entging. Deshalb waren seine Investitionen wohl so erfolgreich.«
    »Und warum gerade Hamburg?«
    Sarah Westland unterdrückte ein Lachen. »Für einen Mu­siker wie Jake war Hamburg eine Art Mekka. Die Beatles und all das. Aber ich erinnere mich, dass er auch aus geschäftlichen Gründen hier war, auf Erkundungsreisen sozusagen. Für ihn war Hamburg die Stadt, in der man sein Geld anlegen sollte. Er meinte, Hamburger seien geborene Unternehmer und Ge­schäftsleute. Häufig erwähnte er auch einen Handelsbund ...«
    »Die Hanse?«
    »Ja ... Hier hätten alle noch den Handelsgeist von früher. Seiner Ansicht nach boten sich die großen Gelegenheiten im Fernen Osten. In China und Indien. Und Hamburg, glaubte er, würde einer der Haupthandelspartner des Ostens in Europa sein. Stimmt das, was er über die Hamburger Bevölkerung ge­sagt hat?«
    »Im Großen und Ganzen.« Fabel lächelte. »Es gibt den Witz, dass der durchschnittliche deutsche Geschäftsmann be­reit sei, seine Mutter zu verkaufen, aber ein Hamburger würde auch noch die Lieferung frei Haus versprechen.«
    »Mmm ...« Sarah Westland schien den Witz nicht zu ver­stehen. Andererseits war dies nicht der richtige Zeitpunkt für humoristische Abschweifungen.
    »Wäre es Ihnen möglich, uns über die Einzelheiten der Ge­schäfte Ihres Mannes zu informieren?«, fragte Fabel. »Könnten Sie mir die Unterlagen ins Polizeipräsidium schicken? Oder ich lasse sie abholen.«
    »Ich könnte jemanden damit beauftragen. Aber das meiste befindet sich in England. Es wird ein paar Tage dauern.«
    »Vielen Dank für Ihre Mühe, Mrs. Westland.« Fabel stand auf. Sie begleitete ihn zur Tür und schüttelte ihm die Hand.
    »Ist noch etwas?« Seine Miene hatte sie stutzen lassen.
    »Nur noch eine Sache über den Abend, an dem Mr. West­land gestorben ist. Sie haben gesagt, an Ihrem Telefongespräch mit ihm sei nichts Ungewöhnliches gewesen, aber Sie schienen nicht ganz sicher zu sein.«
    »Es gab nichts Ungewöhnliches«, erwiderte sie. »Jedenfalls nicht an seinen Worten ... oder an unserem Gespräch. Er kam mir einfach ... abwesend vor. Distanziert. Ich fragte ihn, was los sei, und er behauptete, müde zu sein.«
    »Das würde zu seiner Weigerung passen, nach dem Konzert auf die Party zu gehen.«
    »Jake konnte vielleicht mich nicht verstehen, aber ich war in der Lage, ihn zu durchschauen. Für eine Feier war er nie zu müde. Ich kannte seine Stimmungen, aber diese war mir fremd. Das beunruhigte mich.« Als Fabel die Tür öffnen wollte, fuhr sie fort: »Noch etwas anderes. Ich weiß, was die Leute denken und was die Zeitungen darüber schreiben, warum Jake auf der Reeperbahn war und wie er gestorben ist. Jake war kein Tu­gendbold, und wie gesagt, ich hatte keine Illusionen über seine Treue. Aber einer

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