Jan Fabel 05 - Walküre
Sache bin ich mir sicher: Jake ist nicht auf der Suche nach Sex dorthin gegangen. Er muss einen anderen Grund gehabt haben. Bestimmt wollte er sich mit jemandem treffen. Davon bin ich überzeugt.«
2.
»Werde ich deportiert?«, fragte Karin Vestergaard mit einem kalten Lächeln, als Fabel mit seinem BMW am Taxistand vor dem Hauptterminal des Flughafens Hamburg-Fuhlsbüttel anhielt. Ein uniformierter Bundespolizist kam entschlossen auf das Auto zu, doch Fabel ließ ihn stracks umkehren, indem er die ovale Dienstmarke der Kriminalpolizei an die Windschutzscheibe hielt.
»Nein, dies hat mit einer Ankunft zu tun, Karin, nicht mit einer Ausreise«, sagte Fabel. »Ich möchte, dass wir Jespersens Schritte nachvollziehen, soweit es aufgrund unserer Informationen möglich ist. Sie sind wie Jespersen aus Dänemark, und Sie kennen Hamburg nicht. Ich habe Sie hergebracht, damit Sie mich auf all die Dinge hinweisen können, die mir vielleicht entgehen würden. Also gut, Jespersen trifft ein. Auf dem Gang durch die Ankunftshalle führt er zwei Telefonate, eines mit seinem Stellvertreter ...« Fabel, ungeduldig über seine Vergesslichkeit, schnalzte mit den Fingern.
»Harald Tolstrup«, half ihm seine Begleiterin.
»Harald Tolstrup, der ihm mitteilt, dass ein Hotelzimmer für ihn reserviert ist.«
»Harald ließ Jens auch wissen, dass ich so rasch wie möglich mit ihm sprechen wollte.«
»Aus welchem Grund?«
»Ganz einfach. Ich wollte herausfinden, was zum Teufel er vorhatte, und mich über seine Schritte auf dem Laufenden halten lassen. Mir war klar, dass er das nicht tun würde, aber ich musste versuchen, ihn irgendwie an der Leine zu halten.«
»Okay, danach ruft er im Präsidium an, aber ich bin in einer Konferenz, und er hinterlässt seine Nummer. Vor dem Terminal nimmt er ein Taxi in die Stadt. Wir haben den Fahrer nicht ausfindig machen können, doch angesichts der Flugankunftszeit und seines Check-ins im Hotel dürfen wir annehmen, dass er nirgends eine Pause machte.« Fabel ließ den Motor wieder an und fuhr zurück in Richtung Stadtzentrum.
»Stellen Sie sich vor, dass Sie in einem Taxi sitzen. Sie sind Jespersen. Sie haben ein vages Gerücht über eine in Hamburg ansässige Auftragsmörderin gehört, die Vujacic vor sechs Jahren zufällig erwähnt hat. In Ihrem Notizbuch steht der Name eines deutschen Kriminalbeamten - mein Name. Sie haben noch andere Informationen zur Hand, beispielsweise den Namen >Olaf<, aber im Moment können wir über deren Bedeutung nur mutmaßen. Es gibt Kleinkram über die ostdeutsche Stasi und über einen bestimmten Offizier ... Wie hieß er noch?«
»Drescher. Und Jens hatte Nachforschungen über Gennadi Frolow, den russischen Oligarchen, angestellt.«
»Richtig. Sie sind also in Hamburg eingetroffen. Was tun Sie als Nächstes?«
»Tja, ich kenne mein Ziel. Ein Zimmer ist für mich reserviert, und ich nenne dem Taxifahrer die Hoteladresse.«
»Stimmt«, bekräftigte Fabel. »Sie kennen Ihr Ziel. Aber Sie haben es sich gerade erst von Tolstrup am Telefon mitteilen lassen.«
»Wer immer mich später am selben Abend ermordet, weiß also noch nicht, in welchem Hotel ich wohne.«
»Genau. Jemand muss ihm vom Flughafen gefolgt sein.« Fabel drückte auf den Knopf seines Freisprechtelefons. Werner Meyer antwortete. »Werner, ich möchte, dass jemand den Sicherheitschefin Fuhlsbüttel kontaktiert. Seht zu, dass ihr euch die CCTV-Aufnahmen des Taxistands vor der Ankunftshalle besorgen könnt: für die Zeit von ungefähr einer halben Stunde vor Jens Jespersens Eintreffen bis eine halbe Stunde danach. Prüft im Anrufverzeichnis, wann er versucht hat, mich in der Mordkommission zu erreichen. Dadurch können wir feststellen, wann er das Flughafengebäude verlassen hat.«
»In Ordnung, Chef«, erwiderte Werner. »Wonach sollen wir Ausschau halten?«
»Danach, wann Jespersen ins Taxi gestiegen und abgefahren ist. Wir brauchen das Kennzeichen des Wagens, damit wir den Fahrer finden können. Aber vor allem suche ich einen Hinweis darauf, dass sich jemand auf seine Spur gesetzt hat.«
»Wird gemacht, Chef. Was soll ich der nordischen Eisjungfrau sagen, wenn sie hier auftaucht, um mit dir zu reden?«
»Sie sitzt direkt neben mir, du Idiot«, sagte Fabel. »Und der Lautsprecher ist eingeschaltet. Du kannst dich glücklich schätzen, dass sie nicht Deutsch spricht.«
Am anderen Ende der Leitung brach Werner in Gelächter aus. »Es spielt keine Rolle, welche
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