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Jan Fabel 06 - Tiefenangst

Titel: Jan Fabel 06 - Tiefenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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vielleicht in meinem Büro treffen.«
     
    Es war bereits völlig dunkel, als Fabel auf der schmalen Straße in Richtung Stade zurückfuhr. Er sah keine Autos vor sich, und auch im Rückspiegel waren keine Scheinwerfer zu erkennen. Aber Wiegand wusste ganz genau, welche Route er einschlagen würde. Deshalb war es unnötig, ihm jemanden auf die Spur zu setzen, bevor er das Hauptverkehrsnetz erreicht hatte.
    Jan Fabel war ein Mann, der in jeder Situation gern das Richtige tat und sich an die Regeln hielt. Es machte ihm schwer zu schaffen, dass er sich gerade etwas geleistet hatte, das er keinem seiner Untergebenen gestattet hätte: sich bewusst einer Gefahr auszusetzen. Ihm war klar, dass er keine stichhaltigen Beweise gegen eine so komplexe, einfallsreiche und geschickte Organisation wie das Pharos-Projekt finden würde. Er musste die Beteiligten aus der Reserve locken. Vor allem Wiegand. Dieser hatte gesagt, Fabel mache einen Angelausflug, und das traf auch zu. Allerdings war Fabel selbst der Köder. Er hatte angedeutet, die Informationen zu besitzen, derentwegen Meliha Yazar entführt und höchstwahrscheinlich ermordet worden war. Müller-Voigt hatte man den Schädel eingeschlagen, weil er vielleicht die gleichen Informationen besaß. Und nun würde man vermuten, dass auch Fabel sie hatte. Da er unendlich größeren Schaden anrichten konnte als Yazar oder Müller-Voigt, würde man ihn unzweifelhaft aufs Korn nehmen.
    Tatsächlich glaubte er allmählich selbst zu wissen, was Meliha herausgefunden hatte. Ob er es je beweisen konnte, war eine andere Sache.
    Gerade als er sich Stade näherte, klingelte sein Handy.
    »Hauptkommissar Fabel?« Es war eine Männerstimme. Tief, zu tief und ein wenig roboterhaft; unterbrochen von rasselnden Atemzügen. Offenbar wurde die Stimme elektronisch verändert.
    »Wer sind Sie?«
    »Nennen Sie mich Klabautermann. Das scheint angemessen zu sein.«
    »Sie machen Witze, oder?« Fabel lachte. »Ich soll Sie Klabautermann nennen? Wahrscheinlich lesen Sie zu viele Comics. Oder wie heißen die heutzutage? Ach ja, Graphic Novels. Aber Sie wissen, dass Sie mit einem Polizeibeamten sprechen. Hören Sie also auf, meine Zeit zu verschwenden …«
    »Einen Moment …« Die Drohung in der elektronisch veränderten Stimme löste sich auf, da der Mann die Fassung verloren zu haben schien. »Sie müssen mich anhören …«
    »Lassen Sie den Darth-Vader-Blödsinn sein, dann können wir miteinander reden.«
    Eine Pause, bevor etwas klickte.
    »Wer sind Sie?«, wiederholte Fabel.
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen.« Die Stimme klang nun natürlich. Männlich, doch schrill. Immer noch von schnaufenden Atemzügen unterbrochen. Jemand, der Übergewicht hat, dachte Fabel.
    »Dann kann ich nicht mit Ihnen sprechen.«
    »Sie werden mich umbringen.« Sein Tonfall verriet Fabel, dass der andere es ernst meinte.
    »Wer denn?«
    »Dieselben Leute, die Meliha Yazar ermordet haben. Ich weiß Bescheid über Meliha Yazar und Müller-Voigt und Daniel Föttinger.«
    Fabel hielt am Straßenrand an, schaltete die Warnblinkanlage an und riss das Handy aus der Halteschale.
    »Was wissen Sie?«
    »Das kann ich Ihnen noch nicht sagen. Wahrscheinlich hören sie im Moment zu. Dadurch, dass ich den Stimmverzerrer abschalten musste, werden sie mich leichter finden, aber sie hätten ihn sowieso irgendwann entschlüsselt. Sie können alles, wenn es um Technologie geht. Denken Sie daran, Herr Fabel. Benutzen Sie keine Technologie.
    »Wo ist Meliha Yazar?«, fragte Fabel mit entschlossener Stimme. »Was ist ihr zugestoßen?«
    »Das wissen Sie doch schon. Sie sollten sich lieber Sorgen darum machen, warum es ihr zugestoßen ist. Ich habe etwas, das diese Leute suchen. Etwas, das Meliha für mich zurückgelassen hat, und ich werde sterben, weil ich es mitgenommen habe. Nun werden sie mich finden, Herr Fabel. Sie werden mich finden und mich töten. Diese Leute werden auch Sie töten und jeden anderen, der ihrer Meinung nach Bescheid weiß.«
    »Bescheid weiß? Worüber? Hören Sie, wenn Sie wirklich glauben, dass Ihr Leben in Gefahr ist, dann sagen Sie mir, wo Sie sind. Wir werden Sie schützen.«
    Ein Schnauben am anderen Ende der Leitung. »Machen Sie keine Versprechen, die Sie nicht halten können.« Er zögerte. »Ich melde mich später. Ich muss eine Methode finden, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen, ohne von ihnen abgehört zu werden. Verstehen Sie?«
    Fabel runzelte die Stirn und erwiderte nach ein paar Sekunden: »Ja, ich

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