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Jan Fabel 06 - Tiefenangst

Titel: Jan Fabel 06 - Tiefenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Paar. Es erwiderte seinen Blick, doch ohne Aggressivität und ohne eine Miene zu verziehen. Warum waren sie so gekleidet? Niels konnte seinen Anzug und ihr Kostüm genauso wenig leiden wie die Computer in der besetzten Wohnung. Woher stammten die Geräte überhaupt? Woher war das Geld gekommen, mit dem sie bezahlt worden waren? Aber vielleicht hatte der Kommandeur diese Dinge stehlen lassen. Der Gedanke munterte ihn ein wenig auf.
    »Die globalen Umweltverschmutzer bereiten ihren eigenen Untergang vor«, fuhr der Kommandeur fort. »Unseren Untergang. Sogar ihre eigenen Wissenschaftler sprechen von einer malthusianischen Bevölkerungsfalle, vom Großen Sterben. Also sind sie nicht blind gegenüber der Katastrophe, die sie jeden Tag durch die Jagd nach dem Mythos des Fortschritts vorantreiben. Sie können nicht behaupten, die Folgen ihres Handelns nicht zu kennen.«
    »Eine malthusianische Bevölkerungsfalle wäre gar nicht so schlecht, Herr Kommandeur«, erwiderte Niels eifrig. »Die Menschheit ist eine Seuche, die eingedämmt werden muss, wenn Gaia überleben soll.«
    »Mmm …«, machte der Kommandeur. »Aber bis dahin müssen wir alles uns Mögliche tun, um diesen Krieg zu führen. Unser Kampf ist der größte in der Geschichte der Menschheit. Während wir hier sitzen, Freese, werden unsere Welt und unser Ökosystem vergewaltigt. In der Zeit, die unser Gespräch in Anspruch nimmt, werden vier Millionen Barrel Öl aus der Erde gepumpt. Und genauso schnell wird all der Kohlenstoff in die Atmosphäre gepumpt werden.« Der Kommandeur machte eine Pause, damit Niels das Gesagte verarbeiten konnte. Er wusste, dass der jüngere Mann dafür Zeit brauchte. Als Niels das Zimmer betrat, hatte der Kommandeur erneut dessen Hinken bemerkt. Und er wusste auch, dass dieser neurologische Schaden die gleiche Ursache hatte wie Niels’ einzigartige intellektuelle Fähigkeit. Sauerstoffentzug bei der Geburt.
    »Dies ist ein Krieg«, bekräftigte der Kommandeur. »Ein realer Krieg. Und dafür braucht man gute Soldaten. Ich brauche gute Soldaten. Und du, Freese, bist einer der besten. Deshalb betraue ich dich mit einer der wichtigsten Aufgaben, die wir je übernommen haben.«
    Niels spürte, wie der Stolz seine Brust schwellen ließ. Er hatte sich nie etwas anderes gewünscht, als ein guter Soldat für Gaia zu sein. »Ich werde tun, was erforderlich ist, um Gaia zu schützen«, versicherte er.
    »Du sollst diesen Krieg auf ein neues Niveau heben, Freese. Autos im Schanzenviertel zu verbrennen genügt nicht. Es ist ein höherer Einsatz gefordert.« Der Kommandeur nickte zu dem grau gekleideten Mann hinüber, der einen Umschlag über den Tisch schob. Niels öffnete ihn. Er enthielt zwei Fotos, eines von einem etwa Anfang vierzig Jahre alten Mann und ein zweites von einem protzigen Mercedes-Cabriolet. Außerdem lag ein Zettel mit einer Zeit- und Adressangabe in dem Umschlag.
    »Wer ist das?«, fragte Niels.
    »Du brauchst nur zu wissen, dass er ein Feind Gaias ist. Ein wirklicher Feind. Seinen Aktivitäten muss ein Ende gesetzt werden. Du hast zusammen mit Harald eine Reihe erfolgreicher Autoverbrennungen durchgeführt. Ich möchte, dass du dich wieder mit ihm zusammentust und dieses Auto anzündest …«, der Kommandeur pochte auf das Foto des Mercedes, »… während es vor dem Café mit dieser Adresse geparkt ist. Verstehst du?«
    »Ich verstehe, was ich tun muss, aber nicht, warum sein Verhalten sich ändern wird, wenn wir sein Auto verbrennen.«
    Der Kommandeur drehte sich zu dem schweigenden grau gekleideten Paar hin. Die Frau griff in ihre Handtasche, zog eine durchsichtige Plastiktüte hervor und reichte sie dem Kommandeur, der sie über den Tisch zu Niels schob.
    »Wenn sein Auto hochgeht, wird er im Café sein. Dort trifft er sich mit einer Frau. Du wartest, bis beide im Innern sind, bevor du den Wagen anzündest. Es muss aufsehenerregend sein. Ich möchte, dass du ihn aus dem Café lockst, und dann musst du das da benutzen.« Er nickte zu der Plastiktüte hinüber, die Niels noch nicht angerührt hatte. »Kannst du die bedienen?«, fragte der Kommandeur. »Es ist der erste Auftrag dieser Art.«
    »Der Mann ist ein Feind von Gaia.« Niels starrte die Tüte immer noch an.
    »Mehr als das. Er bedroht den Erfolg der Bewegung. Er hat Dinge getan … Also, wie gesagt, seine Aktionen könnten katastrophal für alles sein, was wir vertreten.«
    Niels hob die Plastiktüte hoch, öffnete sie, nahm die Automatikpistole und das Magazin

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