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Jan Fabel 06 - Tiefenangst

Titel: Jan Fabel 06 - Tiefenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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eines Lächelns. »Bestimmt, Herr Fabel.«
    Fabel hatte sich bereits umgedreht, als Menke fortfuhr: »Übrigens … Wie ich höre, holt Kommissarin Wolff Auskünfte über das Pharos-Projekt ein …«
    »Richtig.«
    »Darf ich fragen, warum?«
    »Weil ich sie damit beauftragt habe …«
    »Darf ich fragen, warum Sie das getan haben? Hat es mit den Morden zu tun?«
    Fabel seufzte. Er hatte verhindern wollen, dass der BfV-Mann von seinem Interesse an Pharos erfuhr, bevor er nicht mehr über Müller-Voigts geheimnissvolle Meliha Yazar herausgefunden hatte. Aber da Menke nun Bescheid wusste, gab es keinen besseren Gewährsmann, den Fabel hätte befragen können.
    »Ich beschäftige mich mit allerlei Dingen. Das mit dem Pharos-Projekt hat sich einfach so ergeben. Ich möchte die Sache unter die Lupe nehmen.«
    »Hätten Sie nicht zu mir kommen können?«
    »Das war auch meine Absicht. Ich vermute, dass das BfV angesichts der Eigenarten des Pharos-Projekts – schließlich wird allgemein die Auffassung vertreten, dass es sich um eine Sekte handelt – Interesse an Pharos hat und eine Akte über die Organisation führt.«
    »O ja, wir sind an Pharos interessiert …« Menke lachte spöttisch. »Aber wir haben keine Akte über das Projekt, sondern setzen rund um die Uhr ein Fünf-Mann-Team ein …«
    Fabel zog den Stuhl zurück und ließ sich erneut auf ihm nieder.

19.
     
    Roman Kraxner hatte zwei Stunden bei Virtual Dimension verbracht. Mehr als zwei Stunden.
    Er ärgerte sich über seinen Mangel an Disziplin. Aber irgendetwas stimmte nicht. Er hatte Veronika534 seit Tagen nicht mehr gesehen; dabei hatten sie sich an den Mondtümpeln am anderen Ende der Lagunen von New Venice treffen wollen und dafür einen genauen Zeitpunkt verabredet. Zwar passierte es häufig, dass Menschen plötzlich ins reale Leben zurückgesogen wurden und manchmal nie wieder in Virtual Dimension auftauchten, aber Veronika534 schien ihm nicht der Typ zu sein, der sich einfach so davonmachte. Allerdings war sie häufig mit Thorsten66 zusammen gewesen, und vielleicht hatten sie sich nun auch in der realen Welt liiert.
    Roman wurde von der Befürchtung geplagt, dass die anderen, mit denen er sich in Virtual Dimension austauschte, seine Fassade durchschauen könnten: dass er etwas tat oder sagte, was einen Blick in seine Realität bot. Er war ein arroganter Mann, höchst überzeugt von seinen intellektuellen Fähigkeiten und voller Verachtung für die gesamte, ihm unterlegene Menschheit. Aber das galt für seinen Geist, den Teil von ihm, der ihn mit der Technologie verband. Was seine übrige Existenz und seine Erscheinung betraf, so wusste er, dass alle anderen ihn für einen fetten Verlierer hielten. Einen dickleibigen Computer-Geek, der schwitzte und stank und schnaubte und ächzte.
    Und genau das wollte er vor den anderen in Virtual Dimension verbergen. Für Roman würde es in der realen Welt nie eine Beziehung zu ihnen geben.
    Einmal – ein einziges Mal – hatte er ein Mädchen kennengelernt. In der realen Welt. Das einzige Mädchen, dem er je nahegekommen war. Elena war witzig und sehr klug gewesen. Natürlich nicht so klug wie Roman, doch sehr, sehr intelligent. Sie waren sich begegnet, als sie ihren Laptop zur Reparatur gebracht hatte. Während Roman daran arbeitete, stöberte er in jedem Winkel ihres Lebens herum, betrachtete alle persönlichen Informationen, Fotos und Online-Käufe. Dadurch offenbarte sich ihm eine Person, die fast so einsam war wie er.
    Irgendwie, sogar ohne jede technologische Hilfe, hatte Roman den Mut gefunden, sie um eine Verabredung zu bitten. Sie hatten etwas Gemeinsames entdeckt und sich mehrere Wochen lang getroffen. Aber die grausame Ironie war, dass sie Roman körperlich abgestoßen hatte. Denn auch sie war dick gewesen. Und wenn Roman etwas an einer Frau unattraktiv fand, dann Übergewicht.
    Er hatte es verdrängt. Sie klammerten sich aus Freundschaft aneinander, und da beide nicht an Sex interessiert zu sein schienen, war es Roman leichtgefallen, seinen Abscheu vor ihrer Fettleibigkeit zu unterdrücken. Jedenfalls bis zu dem Abend, an dem sie gemeinsam ins Kino gegangen waren. Gewöhnlich trafen sie sich in dem amerikanischen Schnellimbiss, der von ihren Wohnungen ungefähr gleich weit entfernt war, doch an jenem Abend hatten sie vereinbart, sich einen Film anzusehen. Eine Gruppe Jugendlicher war ihnen in ein paar Meter Abstand gefolgt, hatte gebrüllt vor Lachen und sie gnadenlos und unaufhörlich

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