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Jan Tabak geht aufs Ganze

Jan Tabak geht aufs Ganze

Titel: Jan Tabak geht aufs Ganze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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mal so übel“, sagte er, während er den Rahmen einer näheren Prüfung unterzog. „Ich bin Steuermann und sitze vorn, und Nicole ist Heizer und sitzt hinten.“
    Nicole war damit einverstanden. Ihr machte die Vorstellung, auf einem Doppelrad durch die Gegend zu sausen, auch Spaß.
    „Na also“, rief Jan, „damit ist das Fahrradproblem ja schon gelöst. Jetzt wollen wir mal den Meister fragen, wie lange er braucht, um den Zweispänner fahrbereit zu machen. Sag was, Dietrich - wie lange meinst du?“
    „Tja“, sagte der, „so zwei bis drei Stunden brauche ich schon. Es soll ja auch ordentlich werden.“
    „Genehmigt“, sagte Jan großzügig, „so viel Zeit haben wir mitgebracht. Fang an!“
    Dietrich unterbrach die Arbeit, mit der er beschäftigt gewesen war, und machte sich an den Zusammenbau des Tandems. Er suchte Schutzbleche, Räder, Lenker und Gepäckträger aus allen Ecken und Kisten und brachte seine Zuschauer durch seine Geschicklichkeit zum Staunen.
    Nach dem vierten Gläschen, das Jan ihm eingoß, geriet er ins Erzählen.
    „Als junger Mann habe ich selbst mal ein Tandem gehabt“, sagte er, „mit Willi Bömermann zusammen. Wir haben damals manche schöne Tour gemacht. Einmal waren wir bis in Italien. Junge, Junge, das war ein Aufruhr! Die Leute sind da ja alle so närrisch. Sie liefen neben uns her, steckten uns Apfelsinen und Getränke zu und luden uns auch ein zu Makkaroni und Chianti. Willi wäre am liebsten für immer dageblieben, bei seiner Caprinella, die wir auf einem Volksfest kennengelernt hatten. Aber als sie ihm ins Ohr flüsterte, daß sie sich neun Kinder wünsche, wenn sie verheiratet sei, bestürmte er mich, ja schnell weiterzufahren. Neun Kinder waren ihm ein bißchen zuviel, wißt ihr.“
    Dietrich lachte.
    „Was meint ihr, wie viele er heute hat? Eine ganze Fußballmannschaft und noch einen Ersatztorwart dazu! Ich habe ihn oft an unsere Italienfahrt und seine Caprinella erinnert, und wir haben gemeinsam darüber gelacht. Er ist nämlich sehr glücklich mit seinen vielen Kindern, sehr, sehr glücklich.“
    Als das Tandem fertig war, rot und chromglänzend, machten Tim und Nicole sofort eine Probefahrt. Dietrich mußte die Sattelhöhe noch einmal verstellen, aber dann paßte das Gefährt den beiden wie ein maßgeschneiderter Anzug.
    „Jetzt fehlt nur noch ein Anhänger für Lady“, sagte Jan, „dann sind wir voll ausgerüstet.“
    „Damit kann ich dienen!“ rief Dietrich. „Neulich hat mir jemand eine ganz feine Kutsche überlassen. Da in der Ecke steht sie. Moment, ich muß mal eben die Wellpappe wegnehmen. Seht ihr? Die hat Platz genug für euer Schoßhündchen. Nur müssen die Kinder natürlich ein bißchen mehr strampeln.“
    Zehn Minuten später hatte er eine Kupplung an das Tandem geschraubt und den Fahrradanhänger, der tatsächlich wie eine Kutsche aussah, angekuppelt. Lady machte keine langen Umstände, sie stieg ein wie eine Dame von Adel und setzte sich auf die Hinterkeulen.
    Es konnte losgehen.
    Jauchzend und lachend fuhren Timm und Nicole die erste Runde mit ihr. Lady genoß die schnelle Fahrt. Sie winkte Jan und Dietrich lässig zu, als die Kinder um den Häuserblock herum waren und zur zweiten Runde starteten.
    „Mit der hast du einen guten Fang gemacht“, sagte Dietrich bewundernd, „die läßt sich aber auch alles gefallen.“
    Hundert Mark sollte Jan seinem Freund für das Tandem geben und fünfundzwanzig Mark für den Anhänger. Er legte noch achtzig Mark dazu und durfte nun auch noch das Herrenrad mitnehmen, das fix und fertig neben der Tür stand.
    In der Stadt drehten die Leute die Köpfe und sahen belustigt und kopfschüttelnd dem Kleeblatt nach, das sich da gemächlich durch den Verkehr fädelte. Ein Schutzmann auf der Kreuzung ließ vor lauter Staunen die Arme sinken und wurde erst durch das ärgerliche Gehupe eines Autofahrers, der es eilig hatte, wieder an seine Pflicht erinnert.
    Durch Schaden klug geworden, band Jan Tabak diesmal beide Räder aufrecht stehend an der Bordwand seines Bootes fest, damit Lady sie nicht auch zerdrückte. Das alte Vehikel knickte er zu einem Paket zusammen und verstaute es rechts neben seinem Sitz. Den Anhänger stellte er ins Heck und forderte Lady auf, darin wieder Platz zu nehmen.
    Mit der untergehenden Sonne langten die Einkäufer in Niederblockland an, hungrig, aber glücklich. Stolz führten sie ihre Errungenschaften vor.
    Tina machte große Augen.
    „Was bist du doch für ein verrückter Kerl, Jan

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