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Jan Tabak geht aufs Ganze

Jan Tabak geht aufs Ganze

Titel: Jan Tabak geht aufs Ganze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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ich dir irgendwann einmal gesagt, daß ich das Geheimnis deiner Volkshochschulkurse kenne, oder daß ich es rieche, wenn du nach dem Kursus nach Hause kommst? Aber ich verstehe nicht, daß du nicht verstehen willst, daß wir Frauen auch mal unter uns sein müssen.
    Und wenn wir dabei noch Strümpfe und Pullover stricken, dann ist das immer noch besser, als wenn wir uns betrinken würden. So, und nun kein Wort mehr darüber. Sag mir lieber, wo mein Fahrrad ist, damit wir bei deinem Mitschüler sind, bevor er voll ist wie eine Gießkanne.“
    Jan sah sich im Schuppen um.
    „Nicole wird damit unterwegs sein“, sagte er. „Jetzt erinnere ich mich, sie wollte eine Klassenkameradin besuchen. Weil das Tandem für eine Person zu schwer ist, hat sie wohl dein Rad genommen. Komm, dann nehmen wir eben das Tandem!“
    Bevor sie aufsteigen konnten, lief ihnen Lady in die Quere, jaulte ganz eigenartig und gab den Weg nicht frei.
    „Mach Platz, du Schaf!“ schimpfte Jan. „Wir haben es eilig!“ Aber der Hund ging nicht zur Seite. Er lehnte sich gegen das Rad, so daß Jan es nur mit großer Mühe halten konnte, und steckte seinen Schwanz zwischen die Speichen.
    „Hol den Anhänger!“ bestimmte Tina. „Der Hund fährt mit.“ Lady kletterte sofort in den Hänger, als Jan ihn angekuppelt hatte, und bedankte sich durch mehrfaches Bellen.
    Die Fahrt konnte beginnen.
    Der Nebel, der schon den ganzen Tag den Himmel verhängt hatte, wurde noch dichter.
    „Wenn Hinnerk uns in dieser Brühe heil nach Arnsberg bringt, heiße ich Gustav“, brummte Jan und bemühte sich, nicht von dem schmalen Weg abzukommen.
    „Kannst du nicht schnell mal eben in die Zukunft blicken?“ fragte Tina von hinten an.
    „Das geht doch nicht auf Befehl“, antwortete Jan, „das überkommt einen, wenn man gar nicht daran denkt.“
    Sie traten und traten ihr Tandem, spürten den Nebel feucht auf dem Gesicht und hofften, Hinnerk Murken noch halbwegs nüchtern anzutreffen.
    Als sie Walle erreichten und vor dem Haus von Hinnerks Schwester das Tandem an den Zaun stellten, hörten sie schon lautes Lachen, Singen und Rufen durch die geschlossenen Fenster der Oberwohnung zu ihnen herabdröhnen. Die Geburtstagsgesellschaft schien bereits in bester Stimmung zu sein.
    Viermal mußte Jan Tabak läuten, bis jemand die Treppe heruntergepoltert kam.
    Es war Hinnerks Schwager Otto.
    Er riß die Tür auf, blies Jan seinen Alkoholatem ins Gesicht, hielt sich schwankend am Türrahmen fest und rief mit hinkender Zunge:
    „Hereinspaziert, immer nur hereinspaziert, wenn’s kein Schneider ist, hupp! Entschuldigung! Geschenke bei der Dame des Hauses abgeben und Getränke bei mir. Ich bin nämlich der Hausherr, hupp! Entschuldigung!“
    Lady, von dem Krach und der schlechten Luft, die herabwehte, aufgeregt, bellte mehrfach laut und durchdringend und schob sich dann mit ihrer Breitseite gegen den betrunkenen Mann, so daß der sich erschrocken auf die Treppe setzte.
    „Was ist denn los da unten?“ tönte nun eine Stimme vom oberen Flur. „Warum macht ihr nicht endlich die Tür zu? Wir haben hier schon drei Grad unter Null.“
    Die Stimme gehörte zu Hinnerk Murken, Jan erkannte sie sofort. „Komm mal runter, Hinnerk!“ rief er. „Du mußt uns aus der Not helfen.“
    Hinnerk hatte auch schon einiges getrunken, aber er verstand gleich, worum es ging, und war auf der Stelle bereit, mit Jan und Tina nach Arnsberg zu fahren.
    „Man gut, daß ihr jetzt schon kommt“, sagte er, „wo ich noch stocknüchtern bin. Eine Stunde später hätte ich mich nicht mehr ans Steuer setzen dürfen.“
    Er half seinem Schwager Otto, der immer noch auf der Treppe saß, wieder auf die Beine, verabschiedete sich von seiner Schwester und radelte dann neben seinem Freund her nach Niederblockland. „Ich lauf eben zu Frau Menke rüber“, sagte Tina, als sie da waren, „und sag Oma Jenny Bescheid, daß wir ins Sauerland fahren. Und du, Jan, kannst ja mal gucken, ob Nicole inzwischen nach Hause gekommen ist.“
    „Mach ich“, sagte der.
    Hinnerk fuhr weiter und rief über die Schulter zurück, daß er in zehn Minuten mit seinem Auto vor der Tür stehen wolle. So trennten sie sich.

    Jan brachte das Tandem in den Schuppen zurück und ging dann ins Haus und weiter in die Küche.
    Am Tisch, hinter einer riesigen Pfanne Bratkartoffeln mit Spiegeleiern, vollkommen gesund und unbeschädigt, aber sehr, sehr hungrig - saß Tim.
    „Hallo“, sagte er, ohne die Schmauserei zu unterbrechen. „Wie

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