Jane Blond 01 - Jane Blond - Die Super-Agentin
war. Sie würde ihr bestimmt auch gar nicht glauben. Schön hätte Janey es aber doch gefunden, mit ihr darüber reden zu können.
»Hör zu«, fuhr Frau Aron fort. »Ich mache uns beiden jetzt einen leckeren Tee, und während wir ihn trinken, kannst du mir alles erzählen. Anschließend fühlst du dich bestimmt besser, Janey.« Sie setzte ihre Tasche in der Küche ab und machte sich ganz selbstverständlich ans Werk - als wäre sie Janeys Mutter.
Janey entschied sich dafür, Frau Aron dieselbe Kurzversion zu präsentieren wie Freddie. Ein paar Männer hatten ihrer Mutter Ärger gemacht. Eine bis dato unbekannte Patentante war aus dem Nichts aufgetaucht. Janey war auf einem nassen Stück Seife ausgerutscht und hatte sich am Rücken verletzt. Schließlich war ihr noch ein schwerer Eimer auf den Kopf gefallen. Nach wie vor hatte sie keine Freunde gefunden, und sie wollte ihre Mutter damit nicht zusätzlich belasten, weil diese schon zwei Jobs hatte und das Geld trotzdem vorne und hinten nicht reichte. Ja, das könnte glaubwürdig klingen. Frau Aron stellte den aromatisch duftenden Becher Tee vor Janey auf den Tisch. Sie lächelte und atmete den Duft tief ein.
»Oh, Entschuldigung, Janey. Einen Moment, bitte.«
Sie ging zurück zur Spüle, nahm ihr blinkendes Mobiltelefon aus der Tasche und nahm den Anruf entgegen. Sie sprach schnell und hastig. Janey schlürfte währenddessen ihren Tee. Er roch leicht blumig und schmeckte ihr sehr gut. Der Duft erinnerte sie an etwas Angenehmes, aber sie kam nicht darauf, was es sein könnte.
Frau Aron beendete das Gespräch und legte das Telefon weg. »Tut mir leid, Janey. Ich fürchte, der Zeitpunkt ist doch nicht so gut. Ich muss zurück zur Schule. Ich hatte wirklich gehofft, dir helfen zu können. Hoffentlich finden wir morgen fünf Minuten zum Reden.«
Einen kurzen Moment lang legte Frau Aron ihre Hand auf Janeys Hand. Sie hatte lange, schlanke Finger, und Janey fragte sich, warum Frau Aron noch nicht verheiratet war, obwohl sie so hübsch und nett war. Einen Ring trug sie allerdings - keinen Ehering, sondern einen großen, flachen Siegelring an ihrer rechten Hand. Auf der flachen Oberseite war ein großes »S« eingraviert. Es kam ihr irgendwie bekannt vor.
»Wofür steht das ›S‹?«, fragte Janey.
Ihre Lehrerin lächelte. »Eigentlich ist das nichts, was Schüler wissen müssen, aber in deinem Fall mache ich mal eine Ausnahme. Mein Vorname ist Susanne. Nicht verraten!«, fügte sie in gespieltem Ernst hinzu. »Ich muss los, Janey!«
Janey winkte ihr nach, während Frau Aron über die Auffahrt zur Straße lief und dann nach links in Richtung Hauptstraße abbog. Wahrscheinlich fuhr sie mit dem Bus zurück zur Schule. Während sie noch in der Tür stand, hörte sie eine Stimme auf der Straße.
»Janey, du gehst sofort ins Haus mit deinem Bademantel!«
Ihre Mutter hetzte durch das Gartentor und schimpfte mit ihr, weil sie nicht im Bett geblieben war und auch sonst nichts von dem befolgt hatte, was ihre Mutter ihr morgens aufgetragen hatte.
»Und wie ich sehe, hattest du Besuch!«, sagte sie und räumte die Teetassen ab. »Ich hätte fast Frau Roan eingeladen, als ich sie vorhin getroffen habe, aber ich dachte, du bist vielleicht nicht fit genug für Besuch. Offensichtlich hab ich falsch gedacht. Janey, hatte ich nicht gesagt, dass du niemanden reinlassen solltest?«
»Es war doch nur meine Lehrerin, Ma. Ich kann sie ja wohl nicht draußen stehen lassen.«
»Ach wirklich? Wie nett von ihr, Janey!«, sagte Frau Brown jetzt plötzlich erfreut. »Die Winton-Schule ist eine tolle Schule! Nicht so merkwürdig wie die St.-Barons-Schule, an der ich für Frau Bran saubermache.«
»Was ist an der merkwürdig?«, fragte Janey. Als sie das Wort merkwürdig sagte, wurde ihr plötzlich ganz komisch zumute.
»Nun, zum einen habe ich dort noch niemals Schüler gesehen. Ich war jetzt zweimal dort, immer vormittags, aber es ist keine Menschenseele da.«
»Vielleicht haben sie Ferien. Es könnte ... oh! Ma, Hilf ...«
Frau Brown drehte sich erschrocken um. Janey war in ihrem Stuhl zusammengesackt, ihr Kopf hing nach vorne. Das Gesicht ihrer Ma kam in ihr Blickfeld und war dann auch schon wieder verschwunden. Ihre Augen machten, was sie wollten, Janey hatte keine Kontrolle mehr. Sie hörte ihre Mutter rufen: »Janey! Janey, was ist los? Ach du lieber Himmel, dein Gesicht ist ganz rot!«
Janey versuchte mit aller Kraft, etwas zu sagen, aber sie brachte kein Wort raus. Ihr Hals
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