Jane Blond 01 - Jane Blond - Die Super-Agentin
und ziehe mir etwas anderes an.«
Erst als sie auf dem langen Flur außer Sichtweite war, fing sie an zu rennen. Sie preschte die Treppe hoch, als würde sie SPIon-Sohlen tragen, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Außer Atem schloss sie ihre Schlafzimmertür hinter sich und schleppte dann ihren blauen, verschlossenen Koffer in das Badezimmer. Erst jetzt holte sie den dazugehörigen Schlüssel aus ihrer Tasche und öffnete das Schloss. Zu ihrer Überraschung schoss ihr eine kleine Rakete aus Fell entgegen, als sie den Kofferdeckel hob. Kleine, spitze Nadeln piksten ihr in die Arme.
»Aua!«, schrie sie auf und kämpfte einen Moment lang mit dem weichen, sich windenden Körper, bis sie schließlich in das dazugehörige Gesicht blickte. »Zoff, wie bist du in den Koffer gekommen?«
Zoff wand sich so lange, bis Janey ihn auf den Boden setzte und seinen Kopf streichelte. Er sah eigentlich doch ganz niedlich aus mit seinen feinen gelben Streifen auf dem ansonsten braunen Fell und den großen smaragdgrünen Augen, die sie ohne zu blinzeln anstarrten. Als wenn er wüsste, wie schön er war, rieb er sich an Janeys Beinen, stolzierte dann zur Toilette und fischte mit seinen kleinen Löwentatzen in dem Wasser.
»Ich sollte dich postwendend zurückschicken, Zoff. Allerdings ist es auch ganz schön, hier einen Freund zu haben.«
Grinsend widmete sich Janey wieder ihrem Koffer. Außer ihrem silbernen SPIon-Anzug fand sie nur einen limonen-grünen Schlafanzug, der ihr schon lange zu klein war, und eine seltsame Sammlung bunter Kopftücher sowie überdimensionalen Modeschmuck in schrillen Farben. Big Rosies Geschmack war wirklich nicht der beste. Unter den Kleidungsstücken fand sie einen großen, weißen Duschkopf aus Plastik: ein tragbarer SPIomat! Sie streckte sich nach oben und schraubte den vorhandenen Duschkopf ab und den weißen dran. Dann kniete sie sich wieder auf den Fußboden, um zu sehen, was noch im Koffer war. Neben einer Tüte mit einem Monatsvorrat an Kuchen und Schokolade fand sie lediglich noch ein Informationsblatt über den Nordamerikanischen Waldfrosch. Sonst nichts. Jedenfalls nichts zum Anziehen.
Sie saß inmitten der wenigen Kleidungsstücke und hob angewidert eine hässliche gelbliche Kette mit einem Medaillon hoch. »Ach, Big Rosie!«, murmelte sie irritiert.
»Jenny-Penny, bist du das? Wo warst du? Ich warte schon seit ewigen Zeiten!«
Als sie Big Rosies Stimme hörte, sah Janey sich kichernd im Badezimmer um. In solch einem kleinen Raum konnte sich Big Rosie unmöglich verstecken.
»Hör auf zu lachen, Blond, dafür haben wir jetzt keine Zeit! Herr im Himmel, du siehst noch schlimmer aus als sonst.«
»Kannst du mich sehen, Big Rosie?« Janey schaute sich verwirrt noch einmal um.
»Natürlich kann ich das! Und wenn du mal einen Blick in deinen SPIV werfen würdest, dann könntest du mich auch sehen. Den SPIV, Janey! Die Kette, mein Kind!«
Tatsächlich, als Janey sich den falschen Klunker genauer ansah, entdeckte sie Big Rosie. »Hab ich das irgendwie aktiviert?«
Sie sah Big Rosie auf einem kleinen Bildschirm lachen. »Aber sicher hast du das! In die Hand genommen und meinen Namen gesagt, nicht wahr? So funktioniert das SPIV. Wie würde ich sonst mit dir reden?«
»Was ist ein SPIV?«
»SPIon-Visualisierungsgerät, Blond. Abkürzung: SPIV. Das ist quasi ein Bildtelefon.«
»Ach so. Alles klar. Big Rosie, es ist nur ein Vorschlag, aber es würde zukünftig helfen, wenn du mir diese Dinge erklärst. Und zwar im Vorfeld, verstehst du?«
Big Rosie sah verstimmt aus. »Ich vergesse einfach immer wieder, wie wenig Agentenausbildung du bisher genossen hast. Aber jetzt hör mir zu, ich muss dir etwas sagen.«
»Nein! Ich zuerst!«, zischte Janey. »Ich habe hier etwas über St. ...«
»KEINE ZEIT, JANEY!«, bellte Big Rosie. Janey war sofort still. »Ich muss dir von meiner erneuten SPIWA-Analyse berichten. Ich habe noch ein paar Tests durchgeführt, und ich glaube jetzt zu wissen, woher du es bekommen hast. Und du wirst es garantiert nicht gut finden, meine Liebe.«
»Nun sag schon endlich!« Janey platzte fast vor Ungeduld.
Big Rosies Gesicht sah nun sehr ernst aus. »Ich wüsste nicht, wie ich es dir schonend beibringen soll, deshalb sage ich es dir jetzt ganz unverblümt. Die Person, die dich zu vergiften versucht hat, war ... deine Mutter.«
Janey starrte Big Rosie entsetzt an, Wut kochte in ihr hoch. »Du machst Scherze, nicht wahr?«
»Über so etwas würde ich niemals Scherze
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