Jane Blond 01 - Jane Blond - Die Super-Agentin
natürlich. Ich werde mich satt essen. Ich glaube, ich brauche jetzt erst mal etwas ... etwas Eiweiß, damit ich stark werde.«
Die Haushälterin strahlte. »So ist es richtig! Ich sehe, du bist ein schlaues Mädchen. Ich denke, du wirst genauso ein Genie wie dein Onkel hier und mein verstorbener Sohn werden. Du wirst bestimmt an einer dieser Elite-Universitäten studieren, genau wie sie. Dort geht alles so wunderbar traditionell zu, mit schwarzen Roben und Stechkahn auf dem Fluss fahren. Fabelhaft!«
»Das waren die guten alten Zeiten, Edna«, sagte Onkel James mürrisch. »Offizielle Empfänge in der Universitätshalle. Foxtrott unter freiem Himmel beim Sommernachtsball. Heute gibt es so etwas nicht mehr, weißt du.«
Die Haushälterin lächelte nachsichtig und sprach mit Janey. »Vielleicht schaffst du es ja irgendwie, deinen Onkel ein bisschen aufzuheitern, solange du hier bist.«
»Edna glaubt, dass ich zu viel arbeite«, sagte ihr Onkel mit einem eigenartig rührseligen Grinsen. Er sah seine Haushälterin an wie ein Hund, der auf Leckerlis wartete. »Also werde ich von ihr ständig verzogen.«
»Weil es stimmt, Herr Bell. Sie arbeiten eindeutig zu hart. Und wenn Sie abends nach Hause kommen, wartet niemand mit einem warmen Essen auf sie. Und was mich angeht, ich freue mich, dass ich mich wieder um jemanden kümmern kann, nachdem mein lieber Sohn nicht mehr bei mir ist. Wie auch immer, würdest du mir ein bisschen helfen, meine Liebe? Dich auch ein bisschen um ihn kümmern? Herr Bell, es wird Ihnen bestimmt sehr guttun, eine Jugendliche im Haus zu haben.«
Janey fing an zu kichern und schnitt ihrem Onkel eine Grimasse. Zu ihrer Überraschung machte er auch ein lustiges Gesicht und sah dabei zum ersten Mal annähernd menschlich aus.
»Also«, sagte er und faltete die Zeitung zusammen. »Ausnahmsweise kann ich Ihnen heute versichern, dass ich nicht zu hart arbeiten werde, da ich mir den ganzen Tag freinehme! Das habe ich meiner Schwester versprochen, damit ich mich auch richtig um Janey kümmern kann.«
»Ach so, dann benötigen Sie das Auto heute nicht? Dann werde ich der Firma nur eben mitteilen, dass Billy mich allein fährt. Nicht, dass die noch denken, ich würde mich mit Firmeneigentum aus dem Staub machen!« Die Haushälterin nahm das Telefon und wählte eine Nummer. »Hallo?« Sie schrie regelrecht in den Hörer, als wäre derjenige am anderen Ende schwerhörig. »Frau Roan? Hier ist Edna, meine Liebe. Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass Billy mich heute allein fährt. Herr Bell nimmt sich einen Tag frei für seine Nichte und braucht deshalb das Auto nicht. Ja, wir fahren jetzt los. Bis dann!« Edna legte auf und verließ winkend die Küche. »Auf Wiedersehen, Herr Bell! Tschüss, Janey!«, rief sie.
»Frau Roan?«, fragte Janey ungläubig. »Aber das ist ...«
»Ja, ich weiß, deine Mutter arbeitet auch dort«, antwortete Onkel James. »Jean hat mir die Firma empfohlen. Wenn ich sie schon nicht selbst bei mir putzen lassen wollte, dann wäre jemand von St. Barons genauso gut.«
Janey riss ihre Augen auf. »St. Barons?«
»Ja, St. Barons Reinigungs- und Sicherheitsgesellschaft. So heißt die Firma von Frau Roan. Deine Ma hält wirklich viel von dem Unternehmen, und ich kann ihr nur beipflichten. Edna und Billy waren vom ersten Tag an eine große Hilfe. Es war eine gute Entscheidung, die Haushälterin und den Chauffeur von der gleichen Firma zu engagieren. Es vereinfacht viele Dinge, Janey.« Onkel James schlug seine Zeitung auf, senkte den Kopf und fing an zu lesen.
»Onkel James«, fing Janey langsam an und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen.
»Ja-a-a-a?«
»Warum würde eine Putzfirma genauso heißen wie eine Schule? Es ist nämlich so, dass ein Freund von mir der Bruder von Frau Roan ist. Er heißt Freddie und geht auf die St.-Barons-Schule. Und die Putzfirma seiner Schwester heißt auch St. Barons. Ist das nicht ein bisschen merkwürdig?«
»Ja, aber ich glaube, das lässt sich erklären. Wahrscheinlich war Frau Roan früher als Putzfrau an der St.-Barons-Schule angestellt. Als sie sich dann selbständig gemacht hat, nannte sie ihre eigene Firma einfach auch so. So etwas kann ein Wettbewerbsvorteil sein. Doch, ich denke, so könnte es gewesen sein.« Er raschelte vielsagend mit seiner Zeitung. »Würdest du mich jetzt ein bisschen auf meine Zeitung fokussieren lassen? Ich bin in exakt zehn Minuten wieder für dich da.«
Janey erhob sich von ihrem Stuhl. »Ich gehe schnell nach oben
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