Jane Blond 01 - Jane Blond - Die Super-Agentin
von William genauer an. »William A. Tavistock. Versicherungsstatistiker« stand dort. Was genau machte ein Versicherungsstatistiker? Sicher irgendetwas Langweiliges, dachte Janey. Erschien der perfekte Freund für Onkel James zu sein, genauso steif und altmodisch.
Janey bekam das Zimmer, in dem auch Jennifer und Joyce schliefen, wenn sie am Wochenende ihren Vater besuchten. Der Raum war ein Meer aus Pink, Lila und Silber, ausstaffiert mit Glitzer und allerlei mädchenhaftem Flitterkram. Es gab sogar ein eigenes, direkt an das Zimmer angrenzendes Badezimmer - in einer weiteren Ausführung schimmernder Pastellfarben, einschließlich eines glänzenden Duschvorhangs mit silber- und lilafarbenen Sternen darauf. Am anderen Ende des langen Korridors hatte Onkel James seine Räume, bestehend aus einem riesigen Schlafzimmer in Beigetönen, einem karamellfarbenen Badezimmer, einem Arbeitszimmer in der Farbe von Champignons und einem erdfarbenen Wohnzimmer. Janey wunderte sich, warum nicht Onkel James selbst diese Farben annahm, es würde jedenfalls seinem Temperament entsprechen.
Ohne sich auszuziehen, sprang Janey ins Bett und zog sich die Decke bis zum Kinn. Sie lag die ganze Nacht wach und ging in Gedanken alles noch einmal durch. Jede kleinste Information und jedes einzelne Wort von Onkel Sol im Schwimmbad drehte sie hin und her, doch sie kam der Lösung nicht auf die Spur. Was sollte sie bloß zerstören? Außerdem konnte sie nicht vergessen, dass jemand sie vergiftet hatte - jemand aus der Baresi-Gruppe. Vielleicht war es jemand aus ihrem allernächsten Umfeld ... Schließlich fiel sie doch in einen unruhigen Schlaf mit vielen unheimlichen Albträumen. Als sie endlich erwachte, war es draußen schon hell.
Sie schlenderte nach unten und fand Onkel James mit der Tageszeitung im Frühstückszimmer. Janey setzte sich selbstbewusst und betrachtete den gedeckten Tisch.
»Wie geht es dir heute Morgen?«, fragte ihr Onkel.
»Gut, danke.« Offensichtlich wirkte das SPIWA nicht mehr, denn das war eindeutig eine Lüge. »Du musst ewig in der Küche gestanden haben, um solch ein Frühstück herzurichten!«
Janey war verblüfft. Vor ihr war ein großes Frühstücksbüfett aufgebaut: warme Croissants und Gebäck neben Buttertoast, Rührei, Würstchen und Schinken. Blutwurst und Pilze waren aufeinandergeschichtet, und kleine Schachteln mit verschiedenen Müslisorten standen in einer ordentlichen Reihe wie Dominosteine.
Onkel James sah von seinem Teller auf. »Die Haushälterin macht das alles hier. Exzellente Zusammenstellung - sie kommt vor Sonnenaufgang, macht Frühstück, putzt das Haus und verlässt dann mit mir und meinem Chauffeur zusammen das Haus, wenn er mich zur Arbeit bringt.«
»Du fährst nie selber?«
»Nein, Janey«, sagte ihr Onkel ernst. »Ich habe im Auto Arbeit zu erledigen, und ich bin nicht einer dieser Verrückten, die meinen, sie könnten beides gleichzeitig. Fokussieren! Das ist es, was den Menschen heutzutage fehlt. Immer nur eine Aufgabe für den Moment, dafür aber maximale Konzentration.«
»Fokussieren«, wiederholte Janey und nickte, als wüsste sie genau, wovon er redete.
Onkel James deutete mit seinem marmeladenverschmierten Messer auf sie. »Ich gehe jede Wette ein, dass du zu viele Dinge gleichzeitig getan hast, als du hingefallen bist oder was auch immer dir passiert ist. Du hast nicht richtig fokussiert.«
Janey runzelte die Stirn und wollte gerade etwas zu ihrer Verteidigung sagen, als sie von einem lauten Krach aus der Küche davon abgehalten wurde.
»Alles in Ordnung, Herr Bell! Ich bin nur so ungeschickt. Habe versehentlich die Backform hinuntergeschmissen, als ich den Auflauf für heute Abend in den Ofen geschoben habe. Oh, hallo Süße! Du bist sicher die Nichte von Herrn Bell. Ich hoffe, dir gefällt das Frühstück, das ich heute extra nur für dich gemacht habe.«
Ein nettes, rundes Gesicht strahlte über den Küchentresen. Die Frau kam zum Tisch herüber und stopfte ihre Topflappen in eine große Tasche ihres braunen Overalls. »Also, junge Dame, iss schön alles auf. Schau dich doch mal an. An dir ist ja nichts dran! Ich glaube, wir müssen dich hier erst mal ein bisschen aufpäppeln.« Das weich gezeichnete Gesicht mit dem zimtfarbenen Haar bekam runzelige Sorgenfalten.
Was hatte Big Rosie noch gesagt? Lass zuerst den Gastgeber das Essen probieren, oder so ähnlich. Sie schaute schnell, was ihr Onkel noch auf dem Teller hatte, und nahm sich dann auch Rührei. »Ja,
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