Jane Blond 01 - Jane Blond - Die Super-Agentin
Auto und raste los wie eine Verrückte. Sie hat sogar vergessen, die Haustür zu schließen, das hab ich dann für sie getan.«
Janey schluckte. »Was für zwei Männer, Herr Harris?«
»Nun, so zwei Burschen. Gut gekleidet, in Anzügen. Sie sahen aus wie Bankdirektoren.«
»Oh, nein!« Janey blieb vor Schreck die Luft weg. Vielleicht war es doch wahr. Vielleicht war ihrer Mutter tatsächlich etwas passiert. Was, wenn Big Rosie recht hatte? Würde dann sie, Janey Brown, ihre Mutter da rausholen können? Die Stimme von Herrn Harris drängte sich wieder in den Vordergrund.
»... bitte aufräumen? Würdest du bitte dieses hässliche alte Fahrrad aus dem Vorgarten entfernen? Ich möchte, dass die Käufer einen guten Eindruck von unserer Nachbarschaft bekommen!«
Janey schaute sich schnell um. Das alte Fahrrad ihrer Mutter, mit einer dicken Schicht Rost und Spinnweben bedeckt, lehnte an der Hecke. Janey hätte schwören können, dass sie es bei einem Garagenflohmarkt verkauft hatten, doch offensichtlich war dem nicht so. Sie zog es von der Hecke weg, und mit einem Schaudern fegte sie mit der Hand grob die Spinnen beiseite. Sie hasste Rad fahren. Besonders hasste sie dieses Fahrrad, weil der Lenker viel zu tief war für ihre langen Beine und sie sich ständig die Knie daran stieß. Doch leider hatte sie nur noch zwölf Minuten bis zu dem Treffen um 16:00 Uhr in Onkel James' Bank, und sie musste einmal quer durch die Stadt. Es gab also keine andere Wahl, als jetzt in die Pedalen zu treten, als wenn es um ihr Leben oder vielmehr um das Leben ihrer Mutter ginge.
Sie stopfte ihre Sporttasche in den großen Lenkerkorb und schob das Rad durch das Gartentor. Dann stieg sie auf und stieß sich vom Bordstein ab. Es war nicht nur das Radfahren, worüber sie sich Sorgen machte, sondern vor allem, wie sie den Weg zu Onkel James' Bank finden sollte. Janey war erst ein paarmal dort gewesen, und jedes Mal waren sie und ihre Mutter zusammen mit der U-Bahn hingefahren.
»Wo geht's lang? Welche Richtung?«, jammerte sie vor sich hin, während sie am Straßenrand entlangholperte.
Janey hatte panische Angst, doch sie zwang sich mitten in den Autoverkehr hinein. Links und rechts rasten Autos und Motorräder dicht an ihr vorbei. Sie taumelte und wackelte, wobei sie sich ihr linkes Knie schmerzhaft an dem Weidenkorb schrammte.
»Ich weiß es nicht! Denk nach, Janey, denk nach!«
Quietschend und schlitternd hielt sie am Ende der Straße an und hätte am liebsten vor Verzweiflung laut geschrien.
Doch dann entdeckte sie zu ihrer Linken ein Schild, das auf die U-Bahn-Station hinwies, und ihre Gedanken wurden wieder klar.
»Man darf Fahrräder mit in die U-Bahn nehmen!«
Janey wollte so schnell wie möglich zu ihrer Mutter kommen, deshalb stieg sie nicht einmal vom Fahrrad ab, sondern zog den Kopf ein und fuhr einfach die Treppenstufen hinunter. Es ratterte schrecklich und war ziemlich unangenehm. Normalerweise würde sie so etwas Freches nie tun, und sie hoffte inständig, dass niemand sie erkannte. Glücklicherweise hatte der Feierabendverkehr noch nicht begonnen, und der Treppenaufgang war verhältnismäßig leer. All denen, die Janey in den Weg kamen, rief sie zu: »Entschuldigen Sie bitte! Tut mir leid! Vorsicht, bitte!« Sie raste an dem verdutzten Schaffner vorbei und schrie ihm im Vorbeifahren zu: »Keine Sorge! Ich hab eine Dauerkarte!« Und dann war sie plötzlich auf dem U-Bahn-Steig.
Janey machte ein kurze Pause, um eine braune und mittlerweile etwas verschwitzte Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen, und starrte hoch auf die Ankunftstafel. Ein paar Leute schauten sie merkwürdig an, doch sie drehten sich schnell weg und eilten den Bahnsteig entlang, als ob nichts gewesen wäre.
Na, wunderbar. Ich sehe bestimmt genauso verrückt aus wie Big Rosie, dachte Janey.
Der Fahrplan verhieß auch nichts Gutes: zehn Minuten Wartezeit bis zur nächsten U-Bahn.
»Mist, so viel Zeit habe ich nicht!«, rief sie laut. »Was mache ich denn jetzt nur? Ich muss so schnell wie möglich zu Onkel James' Bank!«
Während sie sprach, stellte sie verwundert fest, dass das Rad anfing zu schwanken. Sicher fuhr gleich eine U-Bahn ein, deshalb griff sie den Lenker, um schnellstmöglich durch die geöffneten Türen einsteigen zu können. Doch zu ihrem Entsetzen rollte das Fahrrad immer näher an die Kante, und sie rutschte unweigerlich mit über den glänzenden Bahnsteig. Janey schrie laut auf und stemmte sich mit aller Kraft dagegen, um das
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