Jane Blond 01 - Jane Blond - Die Super-Agentin
Fahrrad zu stoppen, doch sie schaffte es nicht. Auf einmal flogen ihre Füße durch die Luft, und mit einem gewaltigen Ruck vorwärts landete das Fahrrad auf den Schienen. Dem Umkippen nahe balancierte es auf dem Vorderreifen, doch dann krachte es wieder runter und stand mit beiden Rädern stabil auf den U-Bahn-Schienen.
Zwei wartende Fahrgäste schrien auf und drängten zurück in Richtung Wand. Diese Schreie erinnerten Janey daran, in welcher Gefahr ihre Mutter sich befinden konnte, und ganz plötzlich fiel alle Angst von ihr ab. Stattdessen fühlte sie sich auf einmal wild entschlossen und stieg auf ihr Rad.
»Okay, Ma - ich komme!«
Sie trat in die Pedalen. Sobald sie einen Rhythmus gefunden hatte, erschien ihr die Rüttelei nicht mehr so schlimm, und obwohl es stockdunkel in dem Tunnel war, konnte sie die Schienen links und rechts von ihr sehen, schwach erleuchtet von ihrer Fahrradlampe. Sie wusste, dass sie um jeden Preis mittig zwischen den Schienen fahren musste, um keinen Stromschlag zu bekommen. Aber sie fuhr sehr schnell und konnte so das Rad gleichmäßig in der Mitte halten. Nachdem sie nur ungefähr eine Minute gefahren war, schoss sie bereits mit unglaublicher Geschwindigkeit durch die nächste U-Bahn-Station und drei Minuten später schon durch die darauffolgende. Die Fahrgäste auf den Bahnsteigen waren völlig verstört, doch Janey hatte dafür keine Augen. Sie konnte kaum die vorbeifliegenden Schilder lesen, so phantastisch schnell war sie unterwegs.
»Wow, schon wieder eine Station vorbei!«
Janey trat atemlos weiter in die Pedalen, doch der Boden begann zu ruckeln. Tosender Lärm brauste auf, und sie hatte Mühe, das Fahrrad gerade zwischen den Schienen zu halten. Doch so schnell sie auch fuhr, die herannahende U-Bahn war einfach schneller. Sie wagte einen Blick rückwärts über ihre Schulter und sah den Zug nur ein paar Meter hinter ihr. Er war so dicht, dass sie erkennen konnte, wie entsetzt und verwundert zugleich der Zugführer sie anschaute. Janey wusste, dies war das Ende. Sie würde ihre Mutter nicht retten können. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Sie konnte ja nicht einmal sich selbst retten.
Das Rad fuhr Höchstgeschwindigkeit, doch der gewaltige Zug kam immer näher. Janey schrie vor Angst, als der Zug ihr hinteres Schutzblech berührte. Der Schub katapultierte das Rad hoch in die Luft und in Richtung eines halbmondförmigen weißen Lichts.
»Ein helles Licht! Das muss der Himmel sein!«, schrie Janey und kniff ihre Augen zusammen, während sie auf das Ende wartete.
Sie schien eine Ewigkeit durch schaurige Stille zu schweben. Dann landete sie mit einem ohrenbetäubenden Knall auf einem großen Haufen Einkaufstüten.
Drei ängstliche Gesichter starrten ihr ins Gesicht.
»Bin ... bin ich im Himmel?«, fragte Janey und wunderte sich, dass sie solche Schmerzen hatte, obwohl sie tot war.
»Im Himmel?«, erwiderte eine alte Dame mit zitternder Stimme. »Nein, meine Liebe. Dies ist die Station Blackfriars.«
»Ich hab's geschafft!«
»Geschafft? Du hast meine tropischen Früchte zerquetscht! Was soll ich jetzt mit meinen Mangos machen?«, quietschte eine andere Frau.
Janey zog ihre Sporttasche aus den Trümmern ihres Fahrrads. »Ähm, vielleicht Kompott? Tut mir leid, ich hab's eilig! Ich muss jemandem das Leben retten!«
Und damit humpelte sie den Treppenaufgang hinauf in die Dämmerung.
Der erste Einsatz
Das Büro von Onkel James war eigentlich nur ein paar Minuten von der U-Bahn-Station entfernt, doch Janey war so mitgenommen und zerschrammt, dass sie sich zu jedem Schritt zwingen musste. Sie humpelte und taumelte über das Kopfsteinpflaster, so schnell sie konnte, bis sie endlich den großen halbrunden Innenhof sah. Wenn man ihn durchquerte, kam man zu den großen Drehtüren, durch die man in den Empfangsbereich der Bank gelangte.
Es gab jedoch kein Durchkommen. Der gesamte Innenhof war überfüllt mit Menschen - es schien, als wären sämtliche Bankangestellte evakuiert worden und hätten sich nun im Innenhof versammelt. Sie schauten alle nach vorne. Janey zwängte sich durch die Menschenmenge und war erstaunt zu sehen, wer die Evakuierung leitete.
Big Rosie war außerordentlich laut mit ihrem Megafon, und ihr Publikum vollkommen verzaubert von dieser Frau mit dem lauten Organ und der regenbogenfarbenen Kleidung.
»Die Feuerwehr ist unterwegs«, brüllte Big Rosie. »Und obwohl wir sicher sind, dass es ein Fehlalarm ist, müssen die Löschwagen direkt bis
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