Jane Blond 03 - Jane Blond greift nach den Sternen
aus ihr herausgesogen wurden und sie keine Wolle mehr auf dem Rücken hatte. Der Gedanke daran, dass die Schafe zum Teil von ihren eigenen Agenten-Genen abstammten, ließ Übelkeit in ihr aufsteigen. Es drehte ihr den Magen um, und sie konnte an Frau Hallidays Gesichtsausdruck erkennen, dass es ihrer Schulleiterin nicht anders ging. Die anderen allerdings starrten Abe bewundernd an.
Plötzlich fiel Janey etwas auf. »Warum musst du sie immer wieder neu erschaffen, Pa? Du hast gesagt, ein paar hundert davon würden dir ein Vermögen einbringen. Warum hörst du danach nicht einfach auf? Dann könnte Zottel endlich ... ich weiß nicht, in Rente gehen oder so.«
Abe sah sie mit einem durchdringenden Blick an. »Gute Frage, Blond. Du hast natürlich recht. Ich habe zwar das SPIklon-Verfahren entscheidend verbessert, aber es gibt einen Aspekt, den ich noch nicht ganz im Griff habe. Wie ich bereits sagte, wäre ein Klon von einem ganzen Original viel stärker. Ich bin zwar in der Lage, aus sehr begrenztem DNA-Material eine relativ gute Kopie herzustellen. Doch da das Ausgangsmaterial begrenzt ist, ist leider auch die Lebensdauer meiner Klone begrenzt. Sie leben nicht mal einen ganzen Tag. Ich nenne es den Dunkel-Defekt - sobald die Sonne untergeht ... lösen sie sich in nichts auf.«
»Die verkauften Schafe haben sich bei ihrem neuen Eigentümer also einfach aufgelöst!«, staunte Janey. »Als du sagtest, du würdest das Problem schon beheben, meintest du, dass du einfach neue Schafe produzieren wolltest!«
Abe lächelte stolz. »Korrekt. Und während ich damit beschäftigt bin, versuche ich nebenbei, den Dunkel-Defekt aus der Welt zu schaffen. Ich kann schließlich nicht jeden Tag eine neue Schafherde produzieren. Mein Ziel ist es, so viele Schafe wie möglich zu erschaffen ... und dann den Markt zu dominieren. Ich werde die ganze Welt dominieren! Und anschließend«, fügte er schnell hinzu und sah Janey in die Augen, »anschließend können wir uns zurückziehen und alle zusammen in Frieden leben.«
»Dieser ganze Schleim! Das ist gar kein Futter, hab ich recht? Diese vielen kleinen Haufen sind geschmolzene Schafe!« Janey sah von ihrem Vater zu den Schafen und konnte ihre Gedanken nicht in Worte fassen. Wie alle anderen Projekte ihres Vaters war auch dieses faszinierend und bahnbrechend, doch zum ersten Mal gab es da etwas, das Janey nicht behagte.
Glücklicherweise sprach Frau Halliday aus, was Janey dachte. »Entschuldige, dass ich es so direkt sagen muss: Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass du für dich und deine Familie ein sicheres Leben anstrebst und alles daransetzt, um wieder mit ihnen zusammen zu sein. Ich habe dasselbe getan, indem ich wieder als Schulleiterin arbeite. Aber trotzdem, verstößt das hier nicht ein bisschen ... gegen die gute Moral?«
Abe nahm sich Zeit, um über diesen Einwand nachzudenken. Schließlich nickte er. »Wahrscheinlich tut es das. Für Normalsterbliche mag es so erscheinen. Und als damals die Neuigkeiten über Dolly verbreitet wurden, gab es ja auch hitzige Debatten über die ethische Vertretbarkeit des Klonens. Doch ich habe bereits in der Vergangenheit durch den Kristallklarifikationsprozess neues Leben erschaffen, und außerdem Leben gerettet mithilfe der Neun- Leben-Theorie. Waren diese beiden Projekte unmoralisch? Vermutlich nicht. Wenn dieses heikle Wissen nicht in falsche Hände gerät, dann ist alles in Ordnung. Und ... ich denke, bei mir sind diese Informationen in sehr vertrauenswürdigen Händen.«
Janey starrte einen Moment lang den harten Glanz in den sonst so warmen braunen Augen ihres Vaters an. »Pa«, sagte sie sanft, »warum bittest du mich nicht einfach um ein paar Haare? Ich hätte sie dir doch gegeben. Oder warum benutzt du nicht welche von Olivia? Du bist unser Vater. Wir hätten dir geholfen.«
Olivia nickte zustimmend und beobachtete Abe ein wenig ängstlich, während er schweigend vor ihnen stand und sich seine Antwort sorgfältig überlegte.
»So viele gute Fragen, Blond«, sagte er schließlich. »Du machst deine Arbeit gut, Agentin. Warum ich nicht Olivias Haare benutzt habe? Olivia, die sich immer in meiner Nähe befand? Nun, ihre Haare sind sehr dünn und kraftlos, daraus würde keine gute Wolle entstehen.« Olivias Lippen zitterten verdächtig, doch Abe ignorierte sie. »Deine Haare sind viel dicker und stärker - sogar wenn du Janey Brown bist. Und jetzt, als Jane Blond, sind deine Haare kräftiger und glänzender denn je.«
»Aber warum
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