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Jane Christo - Blanche - 01

Jane Christo - Blanche - 01

Titel: Jane Christo - Blanche - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Erzdämon
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sollte. Plötzlich verschwamm der Engel vor ihren Augen wie eine Bildstörung im Fernsehen.
    „Hey!“ Sie sprang auf. „Was soll das?“
    „Ich muss jetzt gehen. Triff deine Entscheidung, doch wähle weise.“
    Seine Konturen lösten sich immer weiter auf und er tippte sich mit zwei Fingern gegen eine imaginäre Hutkrempe. Ein Abschiedsgruß?
    „Lass mich hier nicht allein, du Penner!“
    „Wie lautet dein Entschluss?“
    „Wie zum Henker komme ich hier wieder raus?“
    „Deine Entscheidung ist der Schlüssel, Leonie.“
    „Das kannst du vergessen!“ Sie schnappte nach seinem Arm und griff ins Leere – Miceal war fort.
    „Ich arbeite allein!“, rief sie ihm wütend nach, doch nur die krumme Pinie konnte sie hören.
    Dieser Bastard! Erst stellte er sie vor die Wahl zwischen Pest und Cholera und dann machte er sich einfach aus dem Staub und ließ sie auf einem Hügel irgendwo in einem Schließfach zurück. Ihr Herz hämmerte so wild, als wollte es durch die Rippen brechen. Ihre Gedanken rasten.
    Ich arbeite allein!, dachte sie trotzig und sank auf ein Knie.
    Allein.
    Konzentriere dich!
    Nicht schon wieder.
    Nicht fühlen!
    Sie war es so leid.
    Nicht fühlen!
    Schnauze!
    Im Geiste gab sie sich eine virtuelle Ohrfeige, dann atmete sie tief durch. Also schön. So wie die Dinge lagen, hatte sie zwei Möglichkeiten: Sie machte weiter wie bisher und versuchte, Zoey auf eigene Faust zu erledigen, einen Verdammten, der mit einer Kapsel dunkler Materie durch die Stadt lief. Der plante, Tchort zurück zu Saetan zu bringen, der den abtrünnigen Dämon bestimmt nicht mit Blaskapelle und Blumen empfangen würde. Zoey musste sterben, er hatte schon zu viel Leid verursacht. Aber wie standen ihre Chancen, ihn allein zu besiegen? Sie war bereits zweimal bei dem Versuch gescheitert, ihn kaltzumachen, denn dank Saetans Monster-Vitaminen war dieses Arschloch mit herkömmlichen Mitteln nicht totzukriegen.
    Beliar würde wissen, was zu tun ist, aber wollte sie ihn wirklich mit reinziehen? Wäre es nicht besser, hier und jetzt einen Schlussstrich zu ziehen, statt sich ihm zu öffnen, um ihn anschließend in einer Schlacht an Saetan zu verlieren, während sie Seite an Seite gegen Dämonen kämpften? Wenn es auf diese Weise enden würde, wäre es aus mit ihr. Sie würde zu einem Zombie mutieren, wie Zoey einer war. Hoffnungslos. Freudlos. Seelenlos. Dann starb sie lieber bei dem Versuch, dieses Stück Dreck umzubringen.
    Leos Worte kamen ihr wieder in den Sinn: „Sterben ist gar nicht so schwer, weißt du. Wenn man erstmal losgelassen hat, ist es sogar ziemlich einfach. Es braucht viel mehr Mut, sich seinen Fehlern zu stellen, aus ihnen zu lernen und weiterzumachen.“
    Sie wollte nicht sterben, aber sie hatte Angst, sich dem Leben zu stellen. Einem Leben mit Beliar an ihrer Seite. Wie könnte sie noch einmal das Risiko eingehen, sich jemandem zu öffnen, den sie womöglich wieder verlieren würde?
    Beliar.
    Ein stechender Schmerz durchfuhr sie. Sie hatte die Wahl: Sie könnte ihn lieben. Oder ihn verlassen.
    Aber was wäre sie ohne ihn?
    Ich brauche ihn nicht!, meldete sich eine zornige Stimme in ihr.
    Vielleicht brauchte sie ihn nicht, um zu überleben.
    Aber möglicherweise, um zurück ins Leben zu finden.
    Tatsache war, dass sie nicht mehr auf ihn verzichten wollte. Ein Teil von ihr sehnte sich danach, ihn zu berühren, seine Narben mit ihren Fingerspitzen nachzuzeichnen. In seine grauen Augen zu blicken und zu beobachten, wie sich darin ein Sturm zusammenbraute. Seinen Starbucksduft einzuatmen. Beim Klang seiner verführerischen Samtstimme dahinzuschmelzen, auch wenn sie das ihm gegenüber niemals zugeben würde. Sie wollte von ihm umarmt werden, seine warme Haut auf ihrer spüren. Die schockierend weichen Lippen auf ihrem Mund. War das Liebe? Sie wusste es nicht, denn von Liebe verstand sie nichts. Aber wenn sie sich darauf einließ, wenn sie den Mut fand, den nächsten Schritt zu gehen, stand ihr ein ganzes Leben zur Verfügung, es herauszufinden. Außerdem würde es mit ihm niemals langweilig werden, denn von nun an wäre der Teufel hinter ihnen her. Saetan war nicht der Typ, der es schätzte, wenn man ihn um eine Seele betrog. Oder zwei. Oder drei.
    Ja, dachte Blanche. Langsam, wie in Slomo, hoben sich ihre Mundwinkel. Sie schloss die Augen und atmete tief durch. Als sie sie wieder öffnete, befand sie sich in der Eingangshalle des Nordbahnhofs, direkt unter der Anzeigentafel. Vor ihr stand Beliar in seinem schwarzen

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