Jane Christo - Blanche - 01
Nervenzusammenbruch auf später zu verschieben. Warum zog sie eigentlich immer die Arschkarte? Ausgerechnet Tchort, also der Typ, der Wayne überhaupt erst in diese ganze Scheiße reingeritten hatte, sollte ihr leiblicher Vater sein? Manchmal war das Schicksal eine hinterhältige Schlampe. Apropos: Wo war ihr göttlicher Vater überhaupt – Urlaub am Baikalsee? Und was hatten diese dämlichen Himmelsrichtungen mit ihr zu tun? Und warum zum Teufel sollte sie eine Neigung zum Wind haben? Und, und … „Wie lautet dein verdammtes Angebot?“, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Miceal sah sie an, als hätte sie ihn bei etwas Wichtigem gestört.
„Entschuldige, dass ich dich belästige“, fauchte sie. „Vielleicht sagst du mir endlich, was du von mir willst, damit ich von hier verschwinden kann.“ Um sich am nächsten Baum aufzuhängen.
Er stützte seine Unterarme auf die Knie und beugte sich zu ihr. „Ich würde dich gern in meinen Reihen sehen, Leonie. Das bedeutet allerdings, dass du dann für mich arbeiten würdest und zwar nur für mich – keine weiteren Einzelaktionen.“
Was für eine Art Arbeit sollte das sein? Seine Flügel ausbürsten oder den Goldstaub auffegen, wenn er furzt?
„Falls du mit meinem Vorschlag einverstanden bist, wirst du mir einen Blutschwur leisten und dich von diesem Tag an in meinen Dienst stellen …“
Jetzt kam er endlich auf den Punkt.
„… und nur noch Dämonen jagen.“
Ihr Herz machte einen aufgeregten Hüpfer. Sie sollte für ihn Dämonen kaltmachen?
„Und Beliar wird dir dabei helfen“, ergänzte er und schenkte ihr ein scheinheiliges Lächeln, das so falsch war, wie da Vincis Mona Lisa im Louvre. Na toll.
„Ich arbeite allein.“
„Dennoch wart ihr ein gutes Team.“
Das stimmte.
„Außerdem musst du noch viel über Dämonen lernen und dabei wäre er dir eine unschätzbare Hilfe.“
Zwei zu null für ihn. Was nun? Wäre es wirklich so schlimm, mit Beliar zusammenzuarbeiten, dem Mann, äh, Dämon, ähm, Geächteten – was auch immer – den sie lie…
Sie zuckte zusammen, als hätte sie jemand mit der Hand in der Keksdose erwischt. Das durfte sie nicht mal denken! Sie war nicht so dumm, sich in jemanden zu verlieben und damit täglich zu riskieren, dass er irgendwann sterben und sie mit herausgerissenem Herzen zurücklassen würde. Sie glaubte nicht, dass sie das noch einmal überleben könnte.
Der Erzengel erhob sich langsam und sah auf sie herab. „Wenn du für mich arbeitest, dann nur zusammen mit Beliar. Er kennt das Wild, das ich jage. Außerdem solltest du nicht vergessen, dass Zoey noch da draußen rumläuft. Er ist ein Verdammter, der seine Seele verkauft hat – und er besitzt noch ein Projektil mit schwarzer Materie, mit dem er großen Schaden anrichten kann.“ Eine Pause entstand. „Übrigens geht es Antonella gut – nur für den Fall, dass es dich interessieren sollte.“
Verdammt, Nella hatte sie ganz vergessen!
„In jedem Fall hat sie sich für dich interessiert, darum ist sie dir zusammen mit Ernesto in der Limousine gefolgt.“
Sie hatten gesehen, wie sie angegriffen wurde, doch das Ganze war so schnell gegangen, dass ihnen nichts anderes übrig geblieben war, als Zoeys Wagen zu verfolgen. Unterwegs hatte Ernesto Verstärkung angefordert, und nachdem Enzos Männer eingetroffen waren, hatten sie Zoeys Villa gestürmt. Doch diesem Drecksack war es irgendwie gelungen, zu entkommen. Das war ja mal was ganz Neues! Nichtsdestotrotz gingen ihm allmählich die Unterschlüpfe aus, denn sowohl die Italiener als auch Sergejs Männer durchsuchten jede Absteige in Paris.
Miceal kreuzte die Arme vor der Brust. „Also, was sagst du, bist du dabei?“
So oder so würde sie Jagd auf dieses Schwein machen. Mit Miceals Hilfe stiegen ihre Erfolgschancen allerdings um ein Vielfaches, denn er würde ihr Saetans Schergen vom Hals halten. Außerdem besaß er die Munition zur Dämonenwaffe. Und – oh Gott – Dämonen jagen! Das war der Tyrannosaurus Rex für jeden Großwildjäger. Dabei fiel ihr etwas ein. „Was ist mit Tchort?“
Wenn er von ihr erwartete, dass sie ihren eigenen Vater abmurkste, war er schiefgewickelt. Sie war keine Heuchlerin, die auf Familienbande pochte, aber das ging dann doch zu weit.
„Im Moment steht er unter meinem Schutz, aber er ist auf Bewährung und muss sich noch beweisen. Zweifellos hat er einen langen Weg vor sich, von dem wir nicht wissen, wo er enden wird.“
Was immer das bedeuten
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