Jane Christo - Blanche - 01
er so sanft, dass sich ihr Herz wie eine verschrumpelte Walnuss anfühlte.
Sie hatte die Abmachung akzeptiert. Jetzt war nicht der Zeitpunkt, an den Details herumzukritteln, nicht, nachdem er so freigebig mit seinen Informationen umgegangen war. Für gewöhnlich hatte sie keine Skrupel, jemanden aufs Kreuz zu legen, aber selbst sie hatte ihre Prinzipien. Sie nahm einen zittrigen Atemzug, ergriff seine narbigen Hände und ließ sich von ihm in eine Umarmung hüllen.
„Wirst du mir helfen?“, fragte sie und lehnte ihre Stirn gegen seine Schulter.
„Was hätte ich sonst zu tun?“
Schwang da ein Lächeln in seiner Stimme? Bestimmt hatte sie sich verhört. „Und was ist mit Saetans Ultimatum?“
Er nickte zur Kaminuhr. „Ist soeben abgelaufen.“ Sie folgte seinem Blick. Es war elf Minuten nach eins.
„Wo sollen wir anfangen? Ich meine, Zoeys Versteck ist vermutlich …“
Beliar verschloss ihren Mund mit einem Kuss, den er vertiefte, als sie sich ihm öffnete. Bei Gott, er konnte küssen! Sie spürte sein Verlangen bis in die Zehenspitzen, jede Faser ihres Körpers lud sich mit seiner Glut auf, bis er ein privates Höllenfeuer in ihr entfachte. Es kostete ihre ganze Willenskraft, den Kuss zu unterbrechen.
„Beliar“, flüsterte sie, „es ist mein Ernst. Wir brauchen einen Plan.“
„Ich habe einen Plan und der sieht vor, dass du jetzt schlafen gehst.“
„Beliar!“ Sie löste sich und boxte ihm gegen die Brust. „Ich kann jetzt nicht schlafen, nicht nach dem, was du mir eben erzählt hast.“ Als er den Mund öffnete, hob sie eine Hand. „Und wage es ja nicht, mich mit einem deiner Tricks in Tiefschlaf zu versetzen, dann ist es aus mit dem Vertrauen!“
Er verzog den Mund zu einem anzüglichen Lächeln „Wo denkst du hin, ich hatte etwas ganz anderes im Sinn.“
Sie schnitt eine Grimasse und versuchte, sich aus seinen Armen zu winden, doch er packte umso fester zu und zog sie in die Horizontale. Sie schnaubte empört, als er sich unvermittelt zu ihrer Nachtischschublade beugte und etwas daraus hervorzog. Als sie sah, was er in Händen hielt, wurde sie ganz still.
Er zog sie dichter an sich und flüsterte: „Verrate mir noch mal, warum du dieses Buch so magst.“
Er hielt ‚Wie eine Rose im Winter’ in Händen, ihren Lieblingsschmöker. Plötzlich hatte sie das Gefühl, dass es viel zu heiß im Raum war. Ihre Wangen glühten, während er den Klappentext las, und ein leises „Hm“ von sich gab.
„Es geht um eine Frau, die von ihrer Familie ausgenutzt und am Ende sogar verkauft wird“, sagte sie mit belegter Stimme, als Beliar sie erwartungsvoll ansah.
„Und deswegen liest du es immer wieder?“
„Natürlich nicht“, murmelte sie verlegen.
„Dann verrate es mir“, flüsterte er, sog ihren Duft ein und hauchte einen Kuss in ihre Halskuhle.
Bei der zarten Berührung seiner Lippen machte ihr Herz einen Satz, als ob es aus ihrem Brustkorb springen wollte. Sie schloss die Augen, um sich zu konzentrieren. „Die Heldin hat die Nase von ihrer Familie voll und läuft davon. Auf der Flucht trifft sie einen Typen, der ihr Leben rettet. Aber da ist auch noch ein anderer Kerl, den sie mag, nur würde sie das nie zugeben. Es läuft darauf hinaus, dass sie sich für einen der beiden entscheiden muss.“
„Was sind das für Männer?“ Jetzt küsste er die Kuhle auf der anderen Seite. Sie stieß hörbar den Atem aus und sah ihn an.
„Der eine ist ein arroganter Bastard, aber gut aussehend und stinkreich.“
„Du der andere?“
„Ein vermögender Lord, aber er ist ein Monster, zumindest äußerlich. Er muss eine Maske und Handschuhe tragen, weil er von einem Feuer entstellt wurde.“
„Und für wen hast du dich entschieden, Blanche?“
Abermals schloss sie die Augen und schluckte. „Für das Monster“, flüsterte sie und diesmal konnte sie sein Lächeln deutlich fühlen.
„Warum?“
Sie zögerte einen Augenblick. Diese Frage hatte sie sich noch nie gestellt. „Weil er der Einzige ist, der nichts von ihr will. Er gibt, ohne eine Gegenleistung zu verlangen.“
„Verstehe“, sagte er, strich mit den Lippen über ihren Mund und küsste sie leicht. „Hast du eine Lieblingsstelle?“
Gegen ihren Willen stahl sich ein Lächeln in ihre Züge „Viele.“
Darauf setzte er sich mit ihr im Arm auf und reichte ihr das Taschenbuch. Sie nahm es entgegen und hob fragend die Brauen.
„Lies mir eine vor, egal welche.“
Damit lehnte er sich zurück und schloss die Augen. Blanche
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