Jane Christo - Blanche - 01
Seele laufen ließ?“
Ah, die drei Weisen aus dem Morgenland – die hatte sie ganz vergessen.
„Arziel ist der erste der sieben Höllengroßfürsten“, führte er den Gedanken aus. „Marbueel der dritte und Barfael der siebte und letzte. Nur Erzdämonen oder der Führer einer Gruppe sind bemächtigt, Pakte abzuschließen.“
„Also Arziel“, murmelte sie in seine Armbeuge. Beliar nickte und strich durch ihre Mähne. „Kannst du rausfinden, wie dieser Pakt aussieht?“ Was hatte Zoey verlangt und was bekam er als Gegenleistung?
„Liegt das nicht auf der Hand?“
Zoey wollte Rache, so viel war sicher. Wahrscheinlich hatte er Saetan um Superkräfte gebeten, außerdem brauchte er Waffen und Geld für anderen Schnickschnack. Blanche stutzte, als sie ein Déjà-vu Gefühl überkam. Moment mal, womit hatte Zoey sie im Lagerhaus zugetextet? Jemand hatte ihn aufgesucht und ihm die Chance seines Lebens geboten. Geld, Waffen, Macht, das waren seine Worte. Aber was sollte er dafür tun?
„Denk nach“, flüsterte Beliar.
Zoey wollte Waynes Untergang, und Saetan wollte Wayne an seiner Seite in der Hölle, quasi als Ersatz für Tchort. Aber wer ersetzte dann Wayne?
Blanche versteifte sich und rutschte aus Beliars Umarmung. „Zoey soll Waynes Platz einnehmen?“
Der Dämon hob die Schultern. „Warum nicht?“
„Weil er die Stradivari unter den Arschgeigen ist. Ein durchgeknallter Idiot. Total irre.“
„Also genau der Richtige für den Job.“
Sie schnaubte.
„Saetan hat ihn auf die Probe gestellt. Er gab ihm Munition für den Recaller, auch als Abberufer bekannt. Doch die Waffe war noch in Waynes Besitz, Zoey sollte sie sich aneignen. Nachdem er begriffen hatte, was die Munition anrichtet, hat er einen Koffer mit C4 Plastiksprengstoff und dem Recall-Projektil ins Hotelfoyer stellen lassen und das Ganze in die Luft gejagt. Er wollte kein Risiko eingehen, Wayne musste sterben.“
Und mit ihm unschuldige Menschen, die nichts mit der Sache zu tun hatten. „Welche Munition hinterlässt so einen Krater?“
„Dunkle Materie. Doch die war nicht dafür bestimmt, Wayne zu töten, er war ein Mensch, kein Dämon.“
„Wozu brauchte Zoey die Projektile überhaupt?“
„Nachdem er sich den Recaller angeeignet hätte, sollte er Waynes Job zu Ende bringen.“
Tchort. Den hatte sie fast vergessen. „Und was nun? Jetzt hat er weder eine Waffe noch die Munition, um den Dämon zurückzuschicken.“
„Um einen Dämon mit Tchorts Fähigkeiten zu besiegen, braucht es zwei Geschosse. Eins wird ihn binden, aber ein weiteres ist notwendig, ihn gegen seinen Willen zu transformieren.“
Dann hatte Zoey also noch eine dieser Zauberpatronen. Und sie besaß zwei, inklusive der Waffe. „Das heißt, Zoey ist nicht aus Rachsucht hinter mir her, sondern um den Auftrag zu erledigen.“ Besser gesagt zwei: Die Waffe holen und Tchort abberufen.
Allmählich ergab alles einen Sinn. Wenn Zoey erfolgreich war, brauchten sie nicht einmal Waynes Seele, denn dann wäre Tchort wieder genau dort, wo Saetan ihn haben wollte. Andererseits war der Teufel bestimmt niemand, der freiwillig auf Beutegut verzichtet. Zum ersten Mal seit ihrem elften Lebensjahr fühlte sie sich hilflos. Was war zu tun und in welcher Reihenfolge?
Zoey musste sterben, daran gab es keinen Zweifel. Aber dadurch würde sie nur Zeit gewinnen. Sie hatte die Waffe und die gehörte ja wohl Saetan, denn er wollte sie zurück oder in den Händen seines neuen Vollstreckers wissen. Außerdem besaß sie zwei Projektile von dem Teufelszeug, das mächtige Dämonen in die Hölle schicken konnte. Und sie war der Schlüssel zu Waynes Seele, darum war nicht nur Zoey, sondern auch Saetan hinter ihr her – oder besser gesagt Beliar. Als sie seinen Blick auf sich spürte, sah sie auf.
„Was soll ich tun?“, fragte sie, und kam sich beinah wie ein Kind vor.
„Mir vertrauen“, sagte er, als wäre das die Lösung. „Wir hatten eine Abmachung, schon vergessen? Ich habe meinen Teil eingehalten und zwar sehr großzügig, wie ich hinzufügen möchte, denn von Zoey hätte ich dir nichts erzählen müssen. Er ist nicht Teil unseres Paktes.“ Beliar beugte sich vor und streckte die Hände nach ihr aus. „Vertrau mir, Blanche“, wiederholte er nachdrücklich.
Sie starrte auf seine ausgestreckten Arme wie auf eine Bärenfalle und schluckte hart. Vertrauen. Eine echte Herausforderung für sie, die an ihren eigenen Gefühlen zweifelte.
„Ich …“
„Komm zu mir, Blanche“, bat
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