Jane Christo - Blanche - 01
geschmeidigen Bewegung in die Arme. Blanche wurde gegen seinen festen Körper gepresst, und bevor sie wusste, wie ihr geschah, hatte er die Flügel ausgebreitet und sie damit umfangen. Mit einem Mal waren sie eingeschlossen und diese unerwartete Intimität ließ ihr Herz höher schlagen. Beliar stöhnte auf, was ihr schlagartig vor Augen führte, wie erregt er war. Dies wäre der Moment, in dem sie sich gegen ihn hätte wehren müssen, doch sein Feuer sprang auf sie über und entfachte einen Flächenbrand. Sie schnappte nach Luft, als sie sich im nächsten Moment auf dem Rücken wiederfand. Der Mund des Dämons verließ nicht eine Sekunde ihre Hand, auch nicht, als sein schwarzer Ledermantel vor ihren Augen verschwand. Oder besser gesagt: Er wurde eins mit ihm, schmolz wie warme Eiscreme in ihn hinein, sodass er von einem Moment zum nächsten nackt war. Seine Hitze durchbohrte sie wie ein Flammenschwert, das sie von innen heraus verbrannte. Doch es war nicht seine Begierde, die sie in Besitz nahm. Er hatte lediglich ihre schlummernde Sehnsucht geweckt. Eine Tür geöffnet, durch die sie ohne zu zögern gegangen war, darum brannten sie nun gemeinsam lichterloh. Ein unerträglicher Druck sammelte sich in ihrer Mitte und sie schrie befreit auf, als er ihre Kleidung vom Körper riss, als wäre sie aus Papier. Seine Augen waren nun geöffnet, in denen ein schiefergrauer Sturm tobte. Jetzt sah er wirklich wie ein Dämon aus, ein wildes Tier – fehlte nur noch, dass er die Zähne fletschte. Mit einem Knurren, das tief in seiner Kehle vibrierte, ließ er von ihrer Hand ab und senkte stattdessen die Lippen auf ihren Mund. Damit war die letzte Barriere aus dem Weg geräumt. Blanche presste sich schwer atmend an ihn und er quittierte ihr Verlangen, indem er sie noch fester an sich zog. Ihre Formen schienen miteinander zu verschmelzen, sie hätte nicht sagen können, wo ihr Körper endete und seiner anfing. Als er in sie eindrang, schrie sie auf und bäumte sich ihm entgegen. In Erwartung seiner harten Stöße wickelte sie ihre Beine um seine Taille. Stattdessen wurde er unerwartet still und drang behutsam immer tiefer in sie ein, vorsichtig, als würde er sich auf unbekanntem Terrain bewegen. Nachdem er sie ganz ausfüllte, zog er sich quälend langsam zurück, kostete jede Bewegung aus, Zentimeter für Zentimeter. Ihre Sinne waren zum Zerreißen gespannt. Wellen der Lust gingen von ihrem Zentrum aus, der Druck in ihr wuchs, bis sie das Gefühl hatte, zu bersten. Beliar passte sein Tempo ihrem Atem an, wurde schneller, bis sie einen gemeinsamen Rhythmus fanden, der sie höher und höher trug. Blanches Finger krallten sich in seinen Bizeps, sie ließ sich von dem Gefühl der Lust tragen, bis sie im Geiste ihre Flügel ausbreitete und flog. Kurz vor dem Höhepunkt riss sie die Augen auf und ihre Blicke verschmolzen. Es war, als würden Raum und Zeit ausgeblendet, als gäbe es in diesem Moment nur sie und ihn. Die Welt drehte sich langsamer, trat in den Hintergrund. Wurde grau wie in einem Stummfilm aus den Zwanzigern, um einen Herzschlag später in einer gewaltigen Supernova auseinanderzubrechen. Blanches Sinne explodierten. Ihre angestaute Energie entlud sich in einem gewaltigen Lustschrei, der sich mit Beliars mischte, während sie sich aneinanderkrallten.
Es dauerte lange, bis sich ihr Atem beruhigte, doch nach einer kleinen Ewigkeit löste sie sich so weit, dass sie seine Augen sehen konnte. Die Wolkenfront war vorübergezogen. An ihrer Stelle funkelten Lichtreflexionen wie Sterne nach einem Orkan. Beinah glaubte sie, sich selbst darin zu erkennen. Veilchenblaue Sprenkel, die von einem grauen Nordmeer reflektiert wurden.
Ihr Dämon sah deutlich besser aus.
Er hatte wieder Farbe im Gesicht und wirkte entspannt wie nie zuvor. Obwohl er keinen Laut von sich gab, hätte sie schwören können, dass er schnurrte. Sein Köper vibrierte leicht und er wirkte wie ein Kater, der den Sahnetopf leergeschleckt hat. Sein Anblick wärmte sie auf eine Art, die sie vorher nicht gekannt hatte und das verwirrte sie. Sie versuchte, sich von ihm zu lösen, doch er verstärkte seinen Griff, lächelte und begann, sich abermals in ihr zu bewegen.
Beliar trank, bis er sich geradezu berauscht fühlte. Ihm war, als hätte er sich in den letzten tausend Jahren von billigem Fusel genährt und erlebte nun zum ersten Mal die Gaumenfreuden eines Château Mouton Rothschilds. Er versank in einem Paar veilchenblauer Augen, zwei Amethystseen, deren Hingabe
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