Jane Christo - Blanche - 01
nie eine Zielperson geschont, denn sie waren alle auf die eine oder andere Art Dreckschweine gewesen.
„Du meinst, er ist ihm entwischt?“, fragte sie vorsichtig, denn auch das war noch nie vorgekommen.
„Ich sage, was ich meine, Blanche. Er hat ihn entkommen lassen.“
„Aber warum?“
„Das ist eine ausgezeichnete Frage. Dieser eine Auftrag hätte den ersten Pakt erfüllt. Wayne wäre frei gewesen, nachdem er viele Jahre seinen Dienst geleistet hat. Und nun war der Deal geplatzt, weil er dagegen verstoßen hatte. Zwanzig Jahre für nichts.“
„Und was bedeutet das?“
Darüber musste Beliar erstmal nachdenken. „Sobald ein Pakt verletzt wird, platzen automatisch alle anderen.“
„Das verstehe ich nicht.“
„Wayne hatte alles verloren. Seine besonderen Kräfte, die ihn nahezu unbesiegbar machten und deinen Schutz. Er wusste, dass er seinen Killerinstinkt verloren hatte, nicht aber, dass du in Gefahr warst, sonst hätte er dich unverzüglich fortgebracht. Er dachte, der zweite Pakt wäre noch intakt, doch das war ein Fehler. Saetan wollte bezahlt werden und der Teufel gewährt keinen Kredit.“
Wollte er damit etwa sagen … „Waynes Seele war fällig, also gab Saetan den Russen einen Tipp, wo sich sein Quartier befindet, und sie erledigten den Rest?“
Nach kurzem Zögern nickte er.
Blanche vergrub ihr Gesicht in dem Kissen, das sie noch immer gegen ihre Brust presste. Saetan hatte Wayne ermorden lassen, weil er seine Seele wollte. Doch Wayne war nicht in der Hölle gelandet, also wo steckte er?
Sie schüttelte den Kopf. Nein, nein, nein! Sie glaubte nicht daran! Wayne war tot und zu Staub zerfallen. Seelen waren die Erfindung der Kirche, um ihre Kassen zu füllen. Damit die Menschen für ihr sogenanntes Seelenheil bezahlten. Um sie in Angst und Schrecken zu halten – als ob das nötig wäre. Auf der anderen Seite … sie blickte auf, doch der Dämon saß nicht mehr im Sessel. Er hatte neben ihr Platz genommen und sie an sich gezogen. Sie wollte sich aus seinen Armen befreien, zumindest sollte sie das tun. Doch es fühlte sich zu gut an, um dagegen anzukämpfen. Wenn das so weiterging, wurde sie noch ein richtiger Schwächling.
„Einmal angenommen, nur für eine Minute, ich würde dir diesen ganzen Schwachsinn abkaufen“, begann sie leise. „Dann hat Saetan es aus Rachsucht getan?“
„Er ist zu berechnend für Rachegelüste. Tchorts Verlust hat eine riesige Lücke hinterlassen. Jemand musste seinen Platz einnehmen und dein Mentor war derjenige, der ihn entkommen ließ. Wahrscheinlich war er der Beste, den Saetan so kurzfristig für diese Aufgabe finden konnte. Wayne kannte das Business – und er hatte den Pakt gebrochen. Er war verfügbar.“
Verfügbar?
„Es ging ums Geschäft, Blanche.“
Ach so, dann war ja alles in Ordnung. Es ging ums Geschäft, warum hatte er das nicht gleich gesagt – Blödmann!
Also schön, Saetan hatte Wayne verraten und an die Russen verkauft. Blieb noch die Frage … „Wenn Zoey die Bombe gelegt hat, dann steckt er mit Saetan unter einer Decke, oder? Haben die beiden einen Pakt?“
„Vermutlich“, antwortete er ausweichend.
Wahrscheinlich war das ein Staatsgeheimnis. Beliar gab momentan ohnehin schon hochsensible Interna preis. Warum eigentlich? Damit sie ihm vertraute? Wer’s glaubt. Doch sie beschloss, das Eisen zu schmieden, solange es heiß war. „Vermutlich trifft es ganz gut, denn wer, wenn nicht Saetan, hätte Zoey diesen höllischen Sprengstoff liefern können, der Waynes Existenz so gründlich ausradiert hat, dass nicht einmal eine Handvoll Staub zurückgeblieben ist.“ Von einundvierzig weiteren Menschen, deren einziger Fehler es war, zur falschen Zeit im falschen Hotel zu wohnen, ganz zu schweigen.
Blanche kniete sich vor Beliar, dessen Gesicht mit einem Mal wieder verschlossen wirkte. „Mit wem hat Zoey den Pakt geschlossen?“ Sie hatte bereits verstanden, dass Saetan nicht persönlich aufkreuzte, um einen Deal per Handschlag zu besiegeln. Dazu hielt er sich Laufburschen wie Beliar, den er damit beauftragt hatte, Waynes Seele zu binden – herrje, langsam glaubte sie dieses Zeug wirklich.
Plötzlich beugte sich der Dämon vor und zog sie auf seinen Schoß. Überrascht sah sie ihm in die Augen, doch ehe sie protestieren konnte, lagen seine Arme um ihre Taille.
„Lass uns mal überlegen“, begann er mit dunkler Samtstimme und drückte sie besitzergreifend an sich. „Wen hat mir Saetan hinterhergeschickt, als ich Waynes
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