Jane Christo - Blanche - 01
er angespannt aussah, fast als hätte er Schmerzen. Als sie zu der Stelle des Plans kam, an der sie Zoey aus der Reserve locken wollte, unterbrach sie gedämpftes Geschirrklappern.
Beliars Espressohand zitterte, sein Gesicht wirkte maskenhaft. Für jemanden, der angeblich unzerstörbar ist, machte er keinen guten Eindruck. Sie nickte mit dem Kinn zu seiner Hand.
„Was soll das werden? Magst du deinen Muntermacher seit Neustem geschüttelt, nicht gerührt?“
Erst als er die Tasse vorsichtig abstellte, wurde ihr klar, dass er bis eben keine Notiz davon genommen hatte.
„Was ist mit dir los?“, hakte sie nach. „Du sahst schon mal besser aus.“
„Das Ultimatum ist abgelaufen“, bemerkte er, als ob das eine Erklärung wäre.
Sie stutzte. Wollte er damit etwa sagen, dass Saetan auf seine Nummer eins zugriff – oder es zumindest versuchte? So wie Beliar aussah, schien genau das der Fall zu sein, er wirkte kraft- und energielos. Na toll, das Letzte, das sie gebrauchen konnte, war ein Dämonenwrack an ihrer Seite.
Bei diesem Gedanken zuckte sie innerlich zusammen. Bei allem, was Recht ist, wann war sie so kaltschnäuzig geworden? Beliar war kein Wrack, er war aufrichtig und freundlich und stark und er brachte sie durcheinander. Sehr sogar.
Nicht fühlen!
Genau!
Fokussieren!
Eben!
Was hieß das überhaupt, kaltschnäuzig? Immerhin verdankte sie ihrer Gefühllosigkeit ihr Leben, es war die innere Kälte, die ihr half, einen klaren Kopf zu bewahren. Beliar hatte sie schon genug irritiert und abgelenkt. Das Ergebnis lag heute Morgen wie eine Anklageschrift vor dem Nachttisch. Sie war unaufmerksam geworden und trat Waynes jahrelanges Training mit Füßen. Wozu hatte sie sich Tag und Nacht gequält, wenn sie am Ende als gefühlsduselige Leiche in der Seine enden würde?
Leise stieß sie den Atem aus.
Das war ja alles gut und schön, dennoch machte Beliar einen erschöpfen Eindruck. „Was macht der Typ, dich aussaugen?“
„Er versucht, mich zu orten, um mir meine Kräfte zu nehmen.“
„Kann er das?“
„Vielleicht.“
„Und wovon hängt das ab?“
„Ich muss mich nähren.“
Warum hatte sie auch gefragt. „Heißt das, du musst jetzt mein Blut trinken oder was?“ Sex konnte er vergessen und sie war auch gerade nicht auf der Palme, sodass er sich an ihren Emotionen sättigen konnte.
„Das wäre eine Möglichkeit.“
„Jetzt lass dir nicht alles aus der Nase ziehen. Wie sieht dein Plan B aus?“
„Das hier ist ein Hotel, Blanche. Du bist nicht der einzige Kuchen auf dem Buffet.“ Seine grauen Augen funkelten, als er ergänzte: „Wenn auch der Appetitlichste.“
„Macht es einen Unterschied, ob du dich von meinem Blut nährst oder von jemand anderem?“
„Für mich schon.“
Angewidert rümpfte sie die Nase. Allein die Vorstellung, dass er sie aussaugen könnte, drehte ihr den Magen um. Auf der anderen Seite war er ihr bisher eine große Hilfe gewesen. Zur Hölle, er hatte ihr Leben gerettet! Was war dagegen schon eine kleine Blutspende? Ehe sie den Mund öffnen konnte, hatten Beliars Dämoneninstinkte ihm längst verraten, dass sie einverstanden war. Er hockte auf einem Knie vor ihr, eines ihrer schwarzen Stahlwurfmesser in seiner Rechten, und griff nach ihrem Handgelenk.
„Lass es uns schnell machen.“
Bevor sie es sich anders überlegen konnte, gar nicht so blöd der Typ. Lieber würde sie Würmer essen, als sich Blut abzapfen zu lassen. Konnte er sie nicht einfach wütend machen und ihren Zorn schlucken? Sie räusperte sich. Herrje, jetzt sei kein Weichei, ermahnte sie sich. Du bist schon hundertmal verletzt worden, das hier ist doch nur ein kleiner Schn…
„Scheiße!“, fluchte sie und versuchte, ihre Hand wegzuziehen, doch Beliars Griff lag wie ein Eisenring um ihr Gelenk. Langsam hob er ihre Handinnenfläche, legte seine Lippen darauf und trank. Ihr Blick glitt über sein Gesicht, das von einem feinen Schweißfilm bedeckt war. Von Nahem sah er geradezu krank aus. Seine Haut hatte einen ausgewaschenen Grauton angenommen und der Zimtgeruch war fast vollständig verschwunden. Offensichtlich ging es ihm schlechter als er zugeben wollte. Dieser Gedanke half, ihren Widerwillen zu überwinden. Nicht, dass es jetzt noch eine Rolle spielte, wo er bereits an ihr knabberte. Als seine heiße Zunge über die weiche Innenhaut ihrer Hand strich, stockte ihr für einen Augenblick der Atem. Beliars Augen, die sie bis eben verschlungen hatten, fielen zu und er zog sie mit einer
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