Jane Christo - Blanche - 01
die sie mit gut gezielten Schüssen herunterholte. Deren Ableben blieb allerdings nicht unbemerkt. Ein Wachposten vor dem KoKolion zückte ein Walkie-Talkie, während er sich suchend umsah. Zu spät erkannte er die Gefahr, die in Form eines Dämons vom Dach schwebte, der Blanche mit einem Arm umschlungen hielt. Sie schaltete den Kerl im Flug aus, der auf dem Boden lag, bevor sie auf der Straße landeten. Der Plan sah vor, dass sie zuerst die Späher entfernten, damit sich Enzos Männer unbemerkt nähern konnten, ohne Alarm auszulösen. Allerdings war sie nicht sicher, ob einer der Beobachtungsposten eine Warnung absetzen konnte, bevor sie sie vom Dach geholt hatte. Im Grunde war es auch egal, da es hier in Kürze ziemlich laut werden würde.
Bevor Beliar sie abhalten konnte, zog sie zwei Handgranaten aus dem Gürtel und stieß mit dem Ellenbogen ein Loch in die dünne Scheibe des verrammelten KoKolion.
„Enzo ist noch nicht da“, zischte Beliar und ergriff ihren Arm.
Er hatte darauf bestanden, dass sie erst dann zuschlug, wenn die Verstärkung eintraf, doch Blanche folgte ihrem eigenen Schlachtplan.
„Scheiß auf Enzo, ich habe lange genug auf diesen Augenblick gewartet.“ Damit zog sie den Sicherheitsstift, wartete drei Sekunden und warf die erste Granate durch die Öffnung. Die Detonation sprengte die Schaufenster des Restaurants und löste bei den geparkten Autos die Alarmanlagen aus. Blanche hatte sich in den Hauseingang der Nummer sechzig gedrückt, doch kaum war die erste Detonationswelle verklungen, setzte sie ihre Arbeit fort. Während Beliar fluchend die Sirenen verstummen ließ, trat sie mit dem Absatz ihrer Stiefel das Fenster von Zoeys geschlossener Pseudo-Bar ein und warf noch eine Granate. Wie ein Schatten huschte sie durch die Straße und ließ zwei weitere Bomben hochgehen, bis sämtliche Ausgänge von Zoeys Unterschlupf blockiert waren. Jetzt saß Klein-Zoey mit seiner Bande in der Falle.
Blanche schloss die Augen, blendete alle störenden Faktoren aus und konzentrierte sich auf ihr Ziel. Zoey umbringen und dabei möglichst überleben, damit sie sich um Waynes Seele kümmern konnte, die heute Nacht entweder erlöst oder zerstört wurde. In jedem Fall würde Saetan sie nicht bekommen.
Was immer Beliar und sie vorhin im Schlafzimmer angestellt hatten, sie war gestärkt daraus hervorgegangen und diesen Vorteil würde sie nutzen. Als sie das zerstörte Restaurant betreten wollte, setzten drei Schatten in der schmalen Straße zum Landeanflug an – Dämonen, wie sie unschwer an ihren fledermausartigen Schwingen erkannte.
Na toll. Tick, Trick und Track waren da, und dann noch viel zu früh, es war nicht mal richtig dunkel. Als die Dämonen näher kamen, stellte sich Beliar mit ausgebreiteten Flügeln vor Blanche.
„Du verschwindest jetzt besser, die gehören zu mir.“
Ja klar, deswegen war sie schließlich gekommen, um sich beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten aus dem Staub zu machen. „Wer von denen ist wer?“, fragte sie, statt seiner Anweisung zu folgen.
Beliar knurrte, doch sie achtete nicht auf ihn. Die drei Dämonen näherten sich schnell, und Blanche blinzelte überrascht, als sie einen besseren Blick auf sie werfen konnte. Den Knirps, der zuerst gelandet war, bezeichnete Beliar als Großfürst Barfael. Großfürst? Der? Er war ein Junge, kaum älter als zwölf Jahre. Das zerwuselte rote Haar stand ihm kreuz und quer vom Kopf ab. Sein pausbäckiges Sommersprossengesicht ließ ihn noch jünger wirken. Er trug ein T-Shirt und Bluejeans. Fehlte nur noch der Ball, dann würde er wie ein ganz normaler Junge auf dem Weg zum Bolzplatz aussehen. Was das friedliche Bild allerdings störte, waren die Flügel, die er soeben einklappte, sowie die toten schwarzen Augen, und, ach ja, er brannte. Feuerzungen leckten von seinen Turnschuhen aufwärts und hüllten ihn wie ein Mantel ein – seinem Gesichtsausdruck nach war das sein Lieblingsmantel. Das also war der siebte Höllengroßfürst? Tja, so viel zum ersten Eindruck.
Als Nächstes landete Marbueel, der dritte in der Hierarchie der Höllenfürsten, der erheblich Furcht einflößender aussah als sein junger Kollege. Genau so hatte sich Blanche Dämonen immer vorgestellt. Marbueel war mindestens drei Meter groß, hatte Hörner und Muskeln wie ein Stier. Dazu passte sein Schwanz, der allerdings doppelt so lang wie der eines Bullen war und erwartungsvoll hin- und herpeitschte. Statt Feuer wurde seine schwarze Haut von Elektrizität
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