Jane Christo - Blanche - 01
seine Welt in violettes Licht tauchte.
Seine rauen Hände fuhren über makellose Haut, die unter der Berührung zu glühen schien. Ihr sinnlicher Mirabellenduft stieg ihm zu Kopf, bis er das Gefühl hatte, zu fallen. Sie war schön, unbeschreiblich schön. Ihre Lebensflamme brannte lichterloh, ein Leuchtfeuer aus Kraft und Entschlossenheit, Stärke und Leidenschaft, wodurch sein Verlangen zusätzlich angefacht wurde.
Ihren Widerstand zu brechen brachte eine neue Qualität mit sich, die ihn auf einen Abgrund zutrieb, der ihn wie ein schwarzes Loch zu verschlingen drohte. Dies war anders als das tägliche Sparring, bei dem sich Blanche niemals ergab. Sie nun so fügsam unter sich zu spüren, sie zu kosten, trieb ihn noch mehr an den Rand des Wahnsinns als ihre ständige Aufsässigkeit.
Als ihre aufgepeitschte Energie wie ein Funkenregen auf ihn übersprang, musste er ein Stöhnen unterdrücken. Sie hob seine tiefe Schwingung an, befreite ihn aus seinem inneren Gefängnis und zum ersten Mal seit seinem Fall ließ er den Hass auf diese Welt zurück, um sich aus seinem Kerker aus Bitterkeit und Groll zu erheben.
Es ist erstaunlich, wie sich die Sicht auf die Welt verändert, sobald man sich der Schmerzen entledigt und den Blick ungefiltert auf den Pulsschlag der eigenen Existenz richtet. Er war frei, wenn auch nur in diesem Augenblick. Doch den Moment würde er nie vergessen, noch, mit wem er ihn teilen durfte.
Mit jedem Herzschlag synchronisierten sich ihre Frequenzen, wurden heller, intensiver, bis sie sich dem ultravioletten Bereich näherten. Er fühlte sich leicht, so leicht und gleichzeitig kraftvoller denn je. Goldene Funken prasselten auf ihn herab, flüssiges Glück, die Essenz des Lebens. Freiwillig geschenkt hatte sie eine viel größere Macht, als wenn sie seinem Besitzer gewaltsam entrissen wurde, stellte er überrascht fest. Beliar nahm Blanches Glühen in sich auf und trank, bis sein Blut sang und das Glück in einer blauvioletten Eruption explodierte.
Eine Stunde später stand Blanche unter der Dusche. Sie hätte erschöpft sein sollen, stattdessen fühlte sie sich belebt. Ihre Sinne knisterten, alles in ihr wirkte wacher, aufmerksamer. Ihre Sehkraft hatte sich noch einmal verstärkt und sie konnte drei unterschiedliche Fernsehprogramme ihrer Zimmernachbarn ausmachen. Obwohl er sich vollkommen lautlos bewegte, nahm sie auch Beliar wahr, der hinter ihr die Tür zum Badezimmer öffnete, sich unter den breiten Wasserstrahl stellte und sie von hinten umschlang. Seine Nähe beruhigte ihre Nerven, denn sie war es nicht gewohnt, so viele Sinneseindrücke gleichzeitig aufzunehmen. Er schirmte das Meiste davon ab, sodass sie sich in seinen Armen entspannte, während sie ihr Haar wusch.
„Wir müssen Zoey finden“, bemerkte sie, nachdem sie das Shampoo ausgespült hatte. Beliar schüttelte leicht den Kopf.
„Nicht?“
„Wir wissen, wo er sich befindet.“
Blanche sah verblüfft zu ihm auf. „Wissen wir das?“
„In dieser Stadt geschieht nichts ohne Saetans Kenntnis.“
Jetzt, da er sich gut und reichlich genährt hatte, wirkte Beliar kraftvoller als je zuvor und konnte es mit Saetans Angriffen aufnehmen, der seinen Dämon auf der geistigen Ebene unermüdlich attackierte.
„Du wusstest die ganze Zeit, wo sich Zoey aufhält?“
„Natürlich.“
„Und warum hast du nichts gesagt?“, blaffte sie und schnappte sich ein Handtuch.
„Du warst noch nicht so weit“, knurrte er warnend.
„Ach, und jetzt bin ich es oder was?“
Er nickte.
„Vielen Dank für deine Einschätzung, das beruhigt mich ungemein.“ Fluchend stampfte sie aus dem Bad ins Schlafzimmer und zog sich zähneknirschend an. Beliar stellte sich mit dem Rücken zum Fenster und beobachtete sie.
„Wenn du früher etwas gesagt hättest, läge Zoey schon längst in seinem Blut. Stattdessen verschwenden wir unsere Zeit, während er Renée quält.“ Nachdem sie sich ihre schwarzen Stiefel übergezogen und die Wurfmesser darin verstaut hatte, richtete sie sich auf und sah ihn herausfordernd an. „Also, wo hat sich diese miese Ratte verkrochen?“
„Rue d’Orsei sechzig, im Keller des le KoKolion.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Außerdem gegenüber in Nummer fünfundfünfzig. Die grüne Tür zwischen den beiden Geschäften führt ebenfalls in einen Keller. Dort befinden sich ein illegaler Nachtclub – und Renée.“
Sie öffnete den Mund, um zu fragen, woher er das so genau wusste, doch er war noch nicht
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