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Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)

Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)

Titel: Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Brontë
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italienischen Scharlatan aus Rom – einem Burschen, dem Sie, Carter, einen Fußtritt versetzen würden. Es ist keine Medizin, die man ohne Unterschied anwenden kann, aber bei manchen Gelegenheiten wirkt sie Wunder! Wie jetzt zum Beispiel … Jane, ein wenig Wasser!«
    Er reichte mir das kleine Glas, das ich bis zur Hälfte mit Wasser aus der Flasche vom Waschtisch füllte.
    »Das ist genug. Jetzt befeuchten Sie den Rand des Fläschchens.«
    Ich tat es. Er zählte zwölf Tropfen einer roten Flüssigkeit ab und reichte dies Mason hin.
    »Trink Richard, es wird dir den Mut geben, der dir fehlt. Für eine Stunde wenigstens.«
    »Aber wird es mir auch nicht schaden? Wird es keine Entzündung herbeiführen?«
    »Trink! Trink! Trink!«
    Mr. Mason gehorchte, aber nur, weil es augenscheinlich nutzlos war, sich zu widersetzen. Er war jetzt angekleidet und sah wohl noch immer bleich aus, aber nicht mehr blutig und beschmutzt.
    Mr. Rochester gestattete ihm, sich drei Minuten auszuruhen, nachdem er die Flüssigkeit getrunken hatte. Dann fasste er seinen Arm:
    »Jetzt bin ich fest überzeugt, dass du auf deinen Füßen stehen kannst. Versuch es nur!«, sagte er.
    Der Kranke erhob sich.
    »Carter, stützen Sie ihn auf der anderen Seite. Hab nur Mut, Richard, einen Schritt … siehst du, es geht schon.«
    »Ich fühle mich besser«, bemerkte Mr. Mason.
    »Da bin ich sicher. Nun Jane, trippeln Sie uns voraus zur Hintertreppe, riegeln Sie die Tür des Seitenkorridors auf und sagen Sie dem Kutscher der Postkutsche, die Sie imHof sehen werden – oder dicht vor dem Hoftor, denn ich befahl ihm, mit seinen rasselnden Rädern nicht über das Pflaster zu fahren –, sich bereitzuhalten. Wir kommen gleich. Und noch eins, Jane, wenn Sie unten irgendjemand wach finden, so kommen Sie an den Fuß der Treppe und räuspern Sie sich.«
    Inzwischen war es halb sechs geworden, und die Sonne wollte gerade aufgehen. Trotzdem war die Küche noch dunkel, und alles war ruhig. Die Tür des Seitenkorridors war verriegelt, ich öffnete sie so geräuschlos wie möglich. Auch im Hof herrschte noch Ruhe. Die Tore standen aber weit geöffnet, und draußen hielt eine Postkutsche. Die Pferde waren eingespannt, der Kutscher saß auf dem Bock.
    Ich ging zu ihm und sagte, dass die Herren kämen. Er nickte. Dann blickte ich sorgfältig umher und lauschte: Überall herrschte die Ruhe des frühen Morgens. Sogar an den Fenstern der Dienstbotenzimmer waren die Vorhänge noch herabgelassen. Nur in den blütenschweren Zweigen der Obstbäume, die wie weiße Girlanden über die Mauer der einen Hofseite hingen, zwitscherten die Vögel, und die Kutschpferde in den noch geschlossenen Ställen stampften von Zeit zu Zeit – ansonsten war alles still.
    Jetzt kamen die Herren. Mr. Mason, welcher sich auf Mr. Rochester und den Arzt stützte, schien bereits wieder mit Leichtigkeit gehen zu können. Sie halfen ihm in den Wagen, und Carter setzte sich zu ihm.
    »Passen Sie gut auf ihn auf«, sagte Mr. Rochester zu dem Arzt, »und behalten Sie ihn in Ihrem Hause, bis er ganz wiederhergestellt ist. In ein oder zwei Tagen werde ich hinüberkommen, um zu sehen, wie seine Genesung fortschreitet. – Richard, wie fühlst du dich jetzt?«
    »Die frische Luft belebt mich, Fairfax!«
    »Carter, lassen Sie das Fenster an seiner Seite herab. Es ist ganz windstill; die frische Luft schadet ihm nicht. Lebe wohl Dick, alter Junge!«
    »Fairfax …«
    »Nun, was gibt’s noch?«
    »Lass sie sorgsam behüten, lass sie so nachsichtig behandeln wie möglich, lass sie …«, hier hielt er inne und brach in Tränen aus.
    »Ich tue mein Bestes; ich habe es immer getan und werde es auch in Zukunft tun«, lautete die Antwort. Dann schlug er die Wagentür zu, und die Kutsche fuhr davon.
    »Oh, wollte Gott doch, dass dies alles ein Ende hätte!«, seufzte Mr. Rochester auf, als er die schweren Hoftore wieder schloss und sorgsam verriegelte. Nachdem er dies getan hatte, ging er mit langsamen Schritten, in düstere Gedanken versunken, auf eine Tür in jener Mauer zu, die den Obstgarten begrenzte.
    Da ich vermutete, dass meine Arbeit hier getan sei, schickte ich mich an, ins Haus zurückzugehen, doch hörte ich ihn gleich darauf »Jane!« rufen. Er hatte die Pforte geöffnet und stand jetzt davor, anscheinend auf mich wartend.
    »Kommen Sie für ein paar Augenblicke mit mir dorthin, wo es frisch und luftig ist; jenes Haus ist ein wahrer Kerker. Empfinden Sie das nicht ebenfalls?«
    »Mich dünkt es ein

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