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Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)

Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)

Titel: Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Brontë
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fort:
    »Die Missis ist schon geraume Zeit kränklich gewesen. Sie ist sehr dick geworden, aber ihre Konstitution ist nicht stark, und der Verlust des Geldes und die Furcht vor der Armut haben sie schier zugrunde gerichtet. Die Nachrichten von Mr. Johns Tod und von der Art dieses Todes kamen zu plötzlich: Sie erlitt einen Schlaganfall. Drei Tage lang konnte sie kein Wort sprechen, aber am letzten Dienstag schien es ihr dann wieder besser zu gehen. Es war, als wollte sie etwas sagen, denn sie machte meiner Frau fortwährend Zeichen und murmelte unverständliche Worte. Erst gestern Morgen konnte Bessie verstehen, dass sie Ihren Namen aussprach, und zuletzt verstand sie ganz deutlich, wie sie sagte: ›Bringt mir Jane … holt Jane Eyre, ich muss mit ihr sprechen!‹ Bessie wusste nun nicht, ob sie bei Sinnen ist und ob sie irgendetwas mit den Worten meint, aber sie hat es Miss Reed und Miss Georgiana gesagt und ihnen geraten,Sie, Miss, holen zu lassen. Die jungen Damen wollten anfangs nichts davon wissen, aber ihre Mutter wurde so ruhelos und rief so oft ›Jane, Jane!‹, dass sie endlich einwilligten. Ich verließ Gateshead gestern, und wenn Sie bis morgen früh fertig werden könnten, Miss, so würde ich Sie gern mitnehmen.«
    »Ja, Robert, ich werde fertig sein. Mir scheint, dass ich mitkommen muss.«
    »Ich glaube auch, Miss. Bessie sagte, Sie würden sich ganz gewiss nicht weigern. Aber Sie werden wohl um Erlaubnis bitten müssen, ehe Sie gehen?«
    »Gewiss. Und ich werde es augenblicklich tun.«
    Ich führte ihn in das Zimmer der Dienstboten, und nachdem ich ihn der Fürsorge von Johns Frau und Johns eigener Liebenswürdigkeit warm empfohlen hatte, machte ich mich auf den Weg, um Mr. Rochester zu suchen.
    Er war in keinem der Zimmer des unteren Stockwerks, er war nicht auf dem Hof, nicht in den Ställen und nicht im Park. Ich fragte Mrs. Fairfax, ob sie ihn gesehen habe: Ja, sie glaubte, er sei mit Miss Ingram im Billardzimmer und spiele. Also eilte ich ins Billardzimmer, aus dem mir Stimmen und das Geräusch aufeinanderschlagender Billardkugeln entgegendrangen. Mr. Rochester, Miss Ingram, die beiden Schwestern Eshton und ihre Verehrer waren mit dem Spiel beschäftigt. Es bedurfte einigen Mutes, um eine solche Gesellschaft zu stören; mein Anliegen war aber derart, dass es keinen Aufschub duldete. Ich ging also zu meinem Herrn, der neben Miss Ingram stand.
    Bei meiner Annäherung wandte sie sich um und maß mich mit einem hochmütigen Blick. Ihre Augen schienen zu fragen: ›Was kann diese schleichende Kreatur jetzt wollen?‹ Und als ich mit leiser Stimme sagte: »Mr. Rochester …«, machte sie eine Bewegung, als wolle sie mich verscheuchen. Noch heute sehe ich sie vor mir, graziös und eindrucksvoll. Sie trug ein Morgenkleid von himmelblauemCrêpe, und ein durchsichtiges, azurfarbenes Band schlang sich durch ihre Locken. Sie war dem Spiel mit großer Lebhaftigkeit gefolgt, und ihre hochmütigen Züge wurden durch ihren verletzten Stolz nicht geschmälert.
    »Will diese Person etwas von Ihnen?«, fragte sie Mr. Rochester. Und Mr. Rochester wandte sich um, um zu sehen, wer ›diese Person‹ sei. Er machte ein sonderbares Gesicht in seiner bekannt seltsamen, mehrdeutigen Art – warf das Billardqueue fort und folgte mir in den Korridor hinaus.
    »Nun, Jane?«, fragte er, während er sich mit dem Rücken an die Tür des Schulzimmers lehnte, die er soeben geschlossen hatte.
    »Sir, ich bin gekommen, um einen Urlaub von einer oder zwei Wochen von Ihnen zu erbitten.«
    »Was wollen Sie damit? Wohin gehen Sie?«
    »Ich will eine kranke Dame besuchen, die mich holen lässt.«
    »Welche kranke Dame? Wo wohnt sie?«
    »In Gateshead, in ***shire.«
    »**shire? Das ist ja hundert Meilen von hier! Wer ist sie, dass Sie von Ihnen verlangen kann, eine solche Entfernung zurückzulegen?«
    »Ihr Name ist Reed, Sir, Mrs. Reed.«
    »Reed auf Gateshead? Ich kannte einen Reed auf Gateshead, der Ratsherr war.«
    »Sie ist seine Witwe, Sir.«
    »Und was haben Sie mit ihr zu tun? Woher kennen Sie sie überhaupt?«
    »Mr. Reed war mein Onkel, der Bruder meiner verstorbenen Mutter.«
    »Zum Teufel! War er das? Weshalb haben Sie mir das nicht längst erzählt? Sie sagten stets, dass Sie keine Verwandten hätten.«
    »Keine, die mich anerkannten, Sir. Mr. Reed ist tot, und seine Witwe hat mich verstoßen.«
    »Weshalb?«
    »Weil ich arm und ihr eine Last war. Und sie mochte mich nicht.«
    »Reed hat aber, soviel ich weiß, Kinder

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