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Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)

Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)

Titel: Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Brontë
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sein, wenn sie bald zu Bett geht, sie sieht so müde aus. Bist du müde?«, fragte sie und legte ihre Hand auf meine Schulter.
    »Ein wenig, Madam.«
    »Und auch hungrig, ohne Zweifel. Sorgen Sie dafür, Miss Miller, dass sie etwas zu essen bekommt, bevor sie sich schlafen legt. Ist es das erste Mal, dass du deine Eltern verlassen hast, meine Kleine, um hier in die Schule zu kommen?«
    Ich erklärte ihr, dass ich keine Eltern habe. Sie fragte mich, wie lange sie schon tot seien; dann wie alt ich wäre, wie ich heiße, ob ich lesen könne und auch schreiben und ein wenig nähen? Endlich berührte sie meine Wange sanft mit ihrem Zeigefinger und sagte, »sie hoffe, dass ich ein gutes Kind sein würde«, und dann schickte sie mich mit Miss Miller fort.
    Die Dame, die ich soeben verlassen hatte, mochte vielleicht Ende zwanzig sein; die, welche mit mir ging, konnte einige Jahre weniger zählen. Hatte die Erstere durch ihr Auftreten, ihren Blick und ihre Stimme einen großen Eindruck auf mich gemacht, so war Miss Miller von gewöhnlicherer Art. Ihr Teint war gesund, obgleich ihre Züge die Spuren von Kummer und Sorgen trugen. Und sie war hastig in Gang und Bewegungen, ganz wie jemand, der fortwährendeine Menge der verschiedensten Dinge zu besorgen hat. Man sah ihr auf den ersten Blick an, was sie – wie ich später erfuhr – war: eine Hilfslehrerin. Von ihr geführt, ging ich von Zimmer zu Zimmer, von Korridor zu Korridor durch das große, unregelmäßige Gebäude. Endlich wurde die vollständige und trübselige Stille in den von uns durchschrittenen Räumen durch ein Gewirr von Stimmen abgelöst. Wir traten in ein großes, langes Zimmer, in welchem an jedem Ende zwei große, hölzerne Tische standen. Auf den Tischen brannten zwei Kerzen, und rund um dieselben saßen auf Bänken viele Mädchen jeden Alters zwischen neun und vielleicht zwanzig Jahren. Im trüben Schein der Talgkerzen schien mir ihre Anzahl ungeheuer groß, obgleich es in Wirklichkeit nicht mehr als achtzig waren. Sie trugen sämtlich eine Schuluniform von ganz altmodischem Schnitt aus braunem Wollstoff sowie lange, baumwollene Schürzen. Es war die Stunde, in welcher sie ihre Aufgaben für den kommenden Tag lernten, und das Summen von Stimmen, welches ich zuvor vernommen hatte, war das vereinigte Resultat ihrer geflüsterten Repetitionen.
    Miss Miller machte mir ein Zeichen, mich auf eine Bank nahe der Tür zu setzen, dann ging sie an das obere Ende des großen Zimmers und rief mit sehr lauter Stimme:
    »Aufseherinnen, sammelt die Schulbücher zusammen und legt sie an ihren Platz!«
    Augenblicklich erhoben sich vier große Mädchen von verschiedenen Tischen, nahmen die Bücher zusammen und brachten sie fort. Von Neuem ertönte Miss Millers lautes Kommando:
    »Aufseherinnen, holt die Tabletts mit dem Abendessen!«
    Die großen Mädchen gingen hinaus und kehrten augenblicklich wieder zurück. Jede trug ein großes Präsentiertablett mit Portionen von Essen – ich konnte nicht erkennen, was es war. In der Mitte eines jeden solchen Brettes stand ein Krug mit Wasser und ein Becher. Die Portionenwurden herumgereicht, wer wollte, konnte auch einen Schluck Wasser trinken, der Becher war für alle gemeinsam bestimmt. Als die Reihe an mich kam, trank ich, denn ich war durstig, das Essen aber ließ ich unberührt. Aufregung und Ermüdung machten es mir unmöglich zu essen. Indessen sah ich jetzt, dass es ein dünner, in Stücke geschnittener Kuchen von Hafermehl war.
    Als die Mahlzeit vorüber war, las Miss Miller das Abendgebet vor, und die Klassen gingen in Reihen von zwei und zwei nach oben. Jetzt hatte die Müdigkeit mich vollständig überwältigt, ich bemerkte kaum, welche Art von Aufenthaltsort das Schlafzimmer eigentlich war. Ich sah nur, dass es ebenso lang war wie das Schulzimmer. Diese Nacht musste ich das Bett mit Miss Miller teilen; sie half mir beim Entkleiden. Als ich mich niederlegte, blickte ich auf die lange Reihe von Betten, von denen jedes sich rasch mit zwei Mädchen füllte. Nach zehn Minuten wurde das einzige Licht gelöscht. Stille und vollständige Dunkelheit herrschten, und ich schlief ein.
    Die Nacht verstrich schnell. Ich war sogar zu müde und abgespannt, um träumen zu können. Nur einmal erwachte ich und vernahm, wie der Wind in wütenden Stößen durch die Bäume brauste. Der Regen fiel in Strömen. Jetzt gewahrte ich auch, dass Miss Miller ihren Platz neben mir eingenommen hatte. Als ich die Augen wieder öffnete, schlug der laute

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