Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)

Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)

Titel: Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Brontë
Vom Netzwerk:
ich mich mit Adèle in die Bibliothek zurück; wie es schien, hatte Mr. Rochester bestimmt, dass dieser Raum als Schulzimmer genutzt werden sollte. Die Mehrzahl der Bücher war in Glasschränken verschlossen, aber ein Bücherschrank, welcher offen stand, enthielt alles, was für den Elementarunterricht gebraucht wurde, sowie verschiedene Bände der leichteren Literatur, Poesie, Biographien, Reisebeschreibungen, einige Romanzen und anderes mehr. Ich vermute, dass er der Ansicht gewesen war, dies sei alles, was eine Gouvernante für ihre Privatlektüre brauche. Und in der Tat genügte es mir für den Augenblick vollauf; im Vergleich zu den kärglichen Samenkörnchen, welche ich dann und wann in Lowood zu finden vermochte, schienen diese Bände mir eine reiche, goldene Ernte an Unterhaltung und Belehrung zu bieten. In diesem Zimmer befand sich auch ein ganz neues Klavier von herrlichem Ton; außerdem eine Staffelei und mehrere Erdkugeln.
    Ich fand meine Schülerin außerordentlich liebenswürdig,aber sehr zerstreut. Sie war niemals an eine regelmäßige Beschäftigung irgendeiner Art gewöhnt gewesen. Ich fühlte, dass es nicht ratsam sein würde, sie im Anfang zu sehr mit Arbeit zu überhäufen, deshalb erlaubte ich ihr, als aus dem Morgen Mittag geworden war und ich viel mit ihr gesprochen und sie ein wenig hatte lernen lassen, zu ihrem Kindermädchen zurückzukehren. Mir selbst nahm ich vor, bis zur Stunde des Mittagessens einige kleine Skizzen für ihren Gebrauch anzufertigen.
    Als ich hinaufging, um mein Skizzenbuch und meine Zeichenstifte zu holen, rief Mrs. Fairfax mir zu: »Ihre Morgenschulstunden sind jetzt vorüber, wie ich vermute?« Sie befand sich in einem Zimmer, dessen Flügeltüren weit geöffnet waren; da sie mich anredete, ging ich hinein. Es war ein großes, stattliches Gemach, mit purpurfarbenen Möbeln und Vorhängen, einem türkischen Teppich, nussholzverkleideten Wänden, einem großen bunten Fenster und einer reich geschnitzten Decke. Mrs. Fairfax wischte den Staub von einigen Vasen aus herrlichem Rubinglas, die auf einer Anrichte standen.
    »Welch ein prächtiges Zimmer«, rief ich aus, indem ich umherblickte, denn ich hatte noch nie etwas gesehen, was auch nur halb so schön gewesen wäre.
    »Ja, dies ist das Speisezimmer. Ich habe soeben das Fenster geöffnet, um ein wenig Luft und Sonnenschein hereinzulassen, denn in Zimmern, die selten bewohnt werden, wird alles feucht und dumpf. Drüben im großen Salon ist es fast wie in einem Gewölbe.«
    Sie deutete auf einen großen Torbogen, welcher dem Fenster gegenüberlag und mit gerafften persischen Vorhängen dekoriert war. Als ich die zwei breiten Stufen zu diesem Durchgang hochgestiegen war, war mir, als täte ich einen Blick ins Feenreich – so herrlich erschien meinen Novizinnenaugen der Anblick, welcher sich mir darbot. Und doch war es nichts als ein sehr hübscher Salon mit einem Boudoir;beide waren mit weißen Teppichen belegt, die mit bunten Blumengirlanden bedeckt schienen. Die Decke war reich mit schneeigem Stuck verziert, welcher Weintrauben und Blätter darstellte. Deutlich kontrastierten damit die feuerroten Stühle und Ottomanen. Auf dem Kaminsims aus weißem Marmor stand funkelndes, rubinrotes böhmisches Glas, und in den Spiegeln zwischen den Fenstern wiederholte sich diese allgemeine Verbindung von Schnee und Feuer.
    »Wie schön Sie diese Zimmer in Ordnung halten, Mrs. Fairfax!«, rief ich. »Keine Überzüge aus Leinwand und dennoch kein Staub! Man könnte wirklich glauben, dass sie ständig bewohnt wären, wäre die Luft nicht so kalt.«
    »Nun, Miss Eyre, wenn Mr. Rochesters Besuche hier auch nur selten sind, so kommen sie doch stets unerwartet und plötzlich. Und da ich bemerkt habe, dass es ihm schlechte Laune bereitet, wenn er alles eingehüllt findet und er mitten in die Geschäftigkeit des Räumens hineinkommt, so dachte ich mir, es sei das Beste, die Zimmer immer in Bereitschaft zu halten.«
    »Ist Mr. Rochester ein strenger und penibler Herr?«, fragte ich.
    »Nicht gerade das; aber er hat die Neigungen und Gewohnheiten eines Gentleman und er erwartet, dass sich alle Dinge entsprechend anpassen.«
    »Mögen Sie ihn? Ist er allgemein beliebt?«
    »O ja! Die Familie hat hier stets in großer Hochachtung gestanden. Seit Menschengedenken hat alles Land in der Gegend, soweit das Auge reicht, den Rochesters gehört.«
    »Gut; aber
mögen
Sie ihn, ganz abgesehen von seinen Besitzungen? Wird er um seiner selbst willen

Weitere Kostenlose Bücher