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Jane True 02 - Meeresblitzen

Titel: Jane True 02 - Meeresblitzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
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oder?
    Als sich unsere Blicke schließlich wieder trafen, machte er noch immer ein finsteres Gesicht. Außerdem waren seine herausgewachsenen Haare ein schlimmer Fall von Helmfrisur.
    »Ich habe nicht gewusst, dass du hier bist«, sagte er,
»sonst wäre ich nicht so«, er deutete flüchtig auf sich selbst, »hier aufgetaucht.«
    Ich wollte ihm schon sagen, dass er sich wegen mir nicht schick machen musste, als ich begriff, dass er gar nicht von seiner Kleidung sprach. Anyan meinte seine Form. Ich wollte ihn fragen, warum er immer als Hund zu mir kam, als er die große Klinge in meiner Hand bemerkte.
    »Willst du jemanden umbringen?«, fragte er und machte eine Kopfbewegung zu dem japanischen Messer.
    »Ach, ich habe nur ein paar Rachegelüste. Wäre gestern beinahe abgestochen worden.«
    Ihm fielen fast die Augen aus dem Kopf vor Verblüffung, und sein Gesicht verfinsterte sich noch mehr, so dass er mit seiner großen Nase und den vom Helm geplätteten Haaren ein bisschen aussah wie der Adler aus der Muppet Show .
    »Wie bitte?«
    »Messerattacke«, präzisierte ich. In dem Moment fiel mir ein, dass ich die Tür nicht wieder zugeschlossen hatte. Also drehte ich mich noch einmal um, und als ich mich anschließend wieder zu ihm wandte, erwischte ich ihn dabei, wie er mir auf die Beine starrte. Ich wurde rot, als mir einfiel, dass ich lediglich mit Ryus Hemd bekleidet war.
    »Zieh mich kurz an!«, murmelte ich piepsig und hastete die Treppe hinauf.
    Ich wühlte nach meiner schwarzen Stretch-Yogahose und einem Trägershirt, bevor mir einfiel, dass ich ja auch noch einen BH brauchte. Als ich vollständig bekleidet war, fühlte ich mich noch immer ein wenig nackt und wollte schon Ryus Hemd wieder überziehen. Doch dann änderte ich meine Meinung und schlüpfte lieber in meine lila Strickjacke.
Ich nahm mir einen Moment Zeit, um mich zu sammeln, kämmte mir die Haare und putzte mir die Zähne, bevor mir fluchend einfiel, dass ich das Gemüse auf dem Herd vergessen hatte.
    Ich spurtete nach unten in die Küche und machte mich schon auf einen Großbrand aus verkohlten Zwiebeln gefasst. Stattdessen fand ich Anyan vor, der mit einer Hand das Gemüse umrührte und mit der anderen das Sieb mit den Linsen unter den Wasserhahn hielt.
    Ich starrte auf seinen Rücken, unsicher, was ich nun tun sollte, als er auch schon das Wasser abstellte und die Linsen in den Topf schüttete. Er rührte alles um, genau wie ich es getan hätte, bevor er den Brühwürfel hinzugab. Dann wühlte er ein bisschen in den Schränken, bis er einen weiteren fand, und gab auch diesen mit in den Topf.
    Ich setzte mich ihm gegenüber an die Kücheninsel, um ihm zuzusehen, und legte die Stirn in tiefe Falten, als er die Temperatur hochdrehte und weiter im Topf herumrührte. Er hielt sich mein Bouquet garni unter die große Nase und roch daran, bevor er es mit in den Topf gab. Dann mahlte er etwas Pfeffer darüber, fügte Salz hinzu und rührte alles noch ein letztes Mal um, bevor er sich zu mir umdrehte und mich ansah. Er stützte sich mit den Handflächen auf dem kühlen Granit der Kücheninsel ab und blickte mir in die Augen.
    Er hatte seine Jacke ausgezogen, und mir fiel auf, dass sein schwarzes T-Shirt ein Werbeaufdruck für Hundekuchen zierte. Wenn er mich nicht so angestarrt hätte, hätte ich darüber lachen müssen.
    »Was machst du denn überhaupt hier? Und was soll der
Scheiß, von wegen, du wärst beinahe abgestochen worden? «
    Ich sah ihn argwöhnisch an. »Du hast dir einfach meine Linsen gekrallt.«
    »Die Messerattacke, Jane?«, hakte er nach, ohne mich aus den Augen zu lassen.
    »Hast du Knoblauch reingetan?«
    »Ja. Jetzt erzähl mir, wie das passiert ist.«
    »Ich rühre die Brühe normalerweise erst mit Wasser an …«
    »Ich nicht. Und jetzt sag schon, was los war.«
    »Das ist eine ganz schöne Verschwendung von Brühe.« Ich bemerkte, wie seine Nasenspitze zu zucken anfing.
    »Ich schwöre bei allen Göttern, wenn du noch einmal ausweichst, dann stecke ich dich zu den Linsen.«
    »Der Topf kocht gleich über!«
    Anyan fluchte und fuhr herum, um die Temperatur herunterzustellen und den Topfinhalt umzurühren. Dann sammelte er sich einen Moment, und man konnte ihm deutlich ansehen, dass er sich zusammenreißen musste, bevor er sich wieder mir zuwandte. Auch ich nutzte die Gelegenheit, um durchzuatmen. Es war nicht so, dass ich absichtlich schwierig sein wollte, sondern ich wusste einfach nicht, wie ich mich in Gegenwart des menschlichen

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