Jane's Journey: Die Lebensreise der Jane Goodall
sie zu und stellt sich vor: »Hi, ich bin Chandler Schaak.« Er ist an diesem Tag als Jugendreporter von »Roots & Shoots« unterwegs, und Jane Goodall gibt ihm freundlich die Hand. »Und du kommst mit in den Zoo und stellst mir Fragen? «, meint sie.
Zusammen mit Chandler verlässt sie das Hotel und besteigt einen bereitstehenden Geländewagen mit Fahrer, der sie zum Zoo von Boise bringen soll. Chandler setzt sich hinter sie auf die Rückbank. Gleich, nachdem sich der Wagen in Bewegung gesetzt hat, schaltet er sein Diktiergerät ein und beginnt das Interview mit den einleitenden Worten: »Hallo, Jane Goodall, darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?« – »Klar!« – »Gut!« Chandler hält das Diktiergerät so, dass Jane Goodall, die sich vom Beifahrersitz aus zu ihm hingewendet hat, hineinsprechen kann. Dann fragt er, welches von den »Roots & Shoots«-Projekten besonders erfolgreich war.
Jane Goodall erklärt, dass es Hunderte von Projekten gibt, und dass letztlich alle erfolgreich seien. Eine Gruppe sei an den Wochenenden hinausgegangen, um ein Feuchtgebiet zu renaturieren, eine andere habe dasselbe in der Prärie gemacht. Eine Gruppe in China sammle Geld für eine Hundestation, eine andere besuche einsame alte Menschen und lasse sie mitgebrachte Hunde und Kaninchen streicheln, sodass manche von ihnen, die nicht mehr sprechen wollten, sich wieder ihrer Umgebung öffneten.
»Warum ist es so wichtig«, formuliert Chandler seine nächste Frage, »dass junge Leute ehrenamtliche Arbeit leisten?« – »Weil man«, antwortet Jane Goodall, »mit ehrenamtlicher Arbeit der Gemeinschaft, die einem vieles ermöglicht, etwas zurückzahlt. Aber der Hauptgrund ist wohl: Wenn du etwas Gutes tust, dann fühlst du dich auch gut.«
»Das finde ich auch!«, bestätigt Chandler Schaak, der junge Reporter, der selbst bei »Roots & Shoots« aktiv ist.
Kapitel 10
Flüchtlingslager Lugufu des UNHCR, Tansania
Eine uniformierte Wache öffnet das Metalltor, welches das Flüchtlingslager Lugufu und seine Bewohner vom Rest der Welt abtrennt, damit der weiße Geländewagen, der Jane Goodall hierher gebracht hat, passieren kann. Sie wird in Lugufu die Menschen besuchen, die dort seit Jahren eine Zuflucht haben und teilweise im Lager zur Welt gekommen sind. Sie möchte schauen, wie sich die Projekte entwickelt haben, die »Roots & Shoots« dort in die Wege geleitet hat. Und sie will den Menschen Hoffnung vermitteln und das Gefühl, dass sie nicht allein sind.
Das Lager liegt auf tansanischem Staatsgebiet, nahe bei Gombe. Es wurde seinerzeit errichtet, um bis zu 70 000 Menschen – Männer, Frauen und Kinder – aufzunehmen, die vor den Kämpfen, den Morden und den Vergewaltigungen in der benachbarten Volksrepublik Kongo geflohen waren, oft nur mit dem, was sie auf dem Leib trugen.
Rechts und links der staubigen Piste stehen Menschen, darunter viele Kinder, die die Fahrt des Geländewagens zunächst wortlos und fast apathisch mit den Augen verfolgen. Ein paar Kinder sind die ersten, die zaghaft eine Hand heben, um Jane Goodall zuzuwinken. Immer mehr werden es, je weiter der Wagen in das Lager hineinfährt. Dann bricht der Bann, und auf der letzten Strecke bis zum Versammlungsplatz des zentralen Dorfes wird Jane Goodalls Fahrzeug auf beiden Seiten von lachenden, rufenden und winkenden Kindern begleitet, die sich bemühen, mit ihm Schritt zu halten.
»Als wir in Lugufu unsere Arbeit mit Roots & Shoots aufnahmen, lag der Hauptgrund in dem Gefühl der Hoffnungslosigkeit, das wir bisher den Kindern vermittelt haben. Die jungen Leute verloren ihre Heimat, manche sind sogar im Lager geboren. Sie sind entnervt und haben Angst vor der Zukunft. Ihre Zukunft ist ungewiss. Sie kennen den Kongo nicht, müssen aber zurück.« Jane Goodall im Film »Jane´s Journey«
Auf dem großen Platz drängen sich bereits Hunderte, wenn nicht Tausende von Menschen, denn dort wollen Mitglieder von »Roots & Shoots« an diesem Tag ein kleines Schauspiel aufführen, und außerdem hat sich die Nachricht von Jane Goodalls Besuch im Lager wie ein Lauffeuer verbreitet. Es wird getanzt, musiziert, gesungen und gelacht. Kaum hat Jane Goodall mit ihrem Äffchen »Mr. H.« auf dem Arm den Wagen verlassen, ist sie bereits von Kindern umringt, und viele andere winken ihr von den vollbesetzten Zuschauerrängen aus fröhlich zu. Beim Anblick dieser lachenden Menschen fällt es schwer, sich vorzustellen, was die meisten von ihnen in ihrer Heimat Kongo und auf der Flucht
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