Januarfluss
plumpen, eher abschreckenden Versuchen gemein haben werden, die meinen ganzen bisherigen Erfahrungsschatz darstellen.
Zuerst ist es nur ein Hauch von einem Kuss, eine kaum merkliche Berührung unserer Münder. Seine Lippen sind weich und trocken, sie fühlen sich samtig an auf den meinen. Durch meine halb geöffneten Lider sehe ich in Lus Augen und unsere Blicke versinken ineinander. Seine Lider mit den langen schwarzen Wimpern flattern, bevor er die Augen schlieÃt und sich ganz dem Spiel unserer Münder hingibt.
Behutsam erkundet Lu meine Lippen mit seinen Lippen, seinen Zähnen, seiner Zunge. Er knabbert und saugt an ihnen, liebkost sie zärtlich, dringt schlieÃlich mit der Zunge sanft zwischen sie. Der Kuss wird fordernder, leidenschaftlicher. Ich öffne meinen Mund ein wenig, um die wachsende Intimität zuzulassen. Es ist ein erotisches Spiel, dessen Regeln man nicht zu lernen braucht, weil sie sich von ganz allein erklären. Unsere Körper wissen mehr als unsere Köpfe.
Ich spüre, wie Lus Hände von meinem Rücken nach vorn wandern. Sie gleiten unter mein Hemd, fahren die Rundung meiner Taille nach und bewegen sich sacht nach oben. Ich will, dass er weitermacht. Noch nie hat mich irgendein anderer Mensch auf diese Weise berührt und es fühlt sich wundervoll an. Ich sehne mich danach, dass er meine Brüste streichelt.
Meine eigenen Hände erkunden seinen Körper nicht minder hingebungsvoll. Unsere Oberkörper sind leicht voneinander abgerückt, damit er sich den Weg zu meinem Busen bahnen kann, gleichzeitig drücken wir unsere Unterleiber noch enger aneinander. Ich streiche über Lus knackiges Hinterteil, ertaste die Kuhlen, die sich in seinen angespannten Pobacken bildenâ und spüre vorn die Wölbung in seiner Hose.
Ich weiÃ, was das zu bedeuten hat, Alice hat mich ja über jedes Detail der männlichen Anatomie aufgeklärt. AuÃerdem bin ich auf einer Fazenda aufgewachsen, da lernt man so allerlei über animalische Regungen. Während ich überlege, wie weit ich Lu gehen lassen darf und will, höre ich plötzlich ein leises, irgendwie verzweifeltes Stöhnen von ihm. Er rückt abrupt von mir ab, beinahe stöÃt er mich von sich fort. » Oh Gott, das darf ich nicht! « , murmelt er mit kratziger Stimme.
Dann geht er ein paar Schritte davon.
Ich bin fassungslos. Was soll das? Es war ein so schöner, naher, inniger Moment. Warum hat er ihn damit zerstört, dass er auf einmal ein schlechtes Gewissen bekommt? Das hätte er sich doch wohl vorher überlegen können, dass er eine Verlobte hat und sich nicht auf Küsse mit anderen Mädchen einlassen sollte. Denn nur so kann ich mir seinen Stimmungsumschwung erklären. Ich bin enttäuscht und fühle mich verschmäht. Mein Atem geht noch immer ein bisschen schneller, doch nun geht meine Leidenschaft ins Leere. Ich starre seine Silhouette an, die sich schwach gegen das erlöschende Feuer abzeichnet. Was jetzt in ihm vorgehen mag?
Denkt er an Aldemira, an seinen Vertrauensbruch ihr gegenüber? Tut es ihm bereits leid, dass er mich geküsst hat? Bereut er es, dass er mich hierher begleitet hat, weil er nun gezwungen ist, mir Gesellschaft zu leisten, obwohl er lieber bei ihr wäre?
Ich fühle mich wie das unscheinbarste Mauerblümchen auf Erden, verraten und verkauft. Ich schäme mich für meine Hingabe, für die Erregung, die von mir Besitz ergriffen hat. Insgeheim hat Lu sich bestimmt über meine unbeholfenen Zärtlichkeiten amüsiert. Oh, müsste ich ihm doch nie wieder in die Augen sehen! Könnte ich doch nur fort von hier!
» Ach, du bistâs « , höre ich plötzlich eine Männerstimme. » Hab das Feuer gesehen und dachte, ich seh mal nach, wer sich hierhin verirrt hat. «
» Ja, gut so. Könnte sich ja wer weià wer hier herumtreiben « , sagt Lu. Ich glaube in seiner Stimme den typischen Spott zu hören, der diesmal sicher auf mich gemünzt ist.
» Habt ihr Hunger? Wir haben drüben caranguejos auf dem Grill liegen, Krebse. «
» Klingt gut. Wir kommen gleich mal rüber. «
» Até logo â bis gleich. « Der Mann geht davon.
Ein paar Sekunden lang herrscht Stille zwischen Lu und mir. Dann fragt er: » Kommst du mit? Du musst einen Bärenhunger haben. «
Und ob ich den habe! Und Krebse esse ich für mein Leben gern. Aber um nichts in der Welt will ich
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