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Januarfluss

Januarfluss

Titel: Januarfluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Veloso
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Mensch auf der Welt, dem ich davon erzählen kann und der mir Glauben schenkt. Manfredo ist nicht ganz objektiv, wenn es um seinen Sohn geht, er hält meine » Anschuldigungen « für Halluzinationen einer Frau mit Wechseljahrsbeschwerden. Ist das nicht einmal wieder typisch für die Männer? Und Fremden gegenüber mag man diese Dinge ja nicht ansprechen, immerhin ist Fernando mein Sohn, und ich liebe ihn nach wie vor.
    Nun, vielleicht ist Manfredo aber doch nicht ganz so blind, wie ich es Dich in meiner Empörung über sein Verhalten glauben machen wollte. Hätte er sonst sein Testament geändert? Vor drei Tagen habe ich Manfredo dabei überrascht, wie er einen neuen letzten Willen aufsetzte, in dem ich als Alleinerbin eingesetzt werde und Fernando leer ausgeht. Selbst wenn auch ich kurz darauf das Zeitliche segnen sollte, würde eine entsprechende Klausel verhindern, dass Fernando mich beerbt. Vielleicht ist es besser so. Man weiß nicht, was Fernando mit der Macht anstellen würde, die er als Herr über Bela Vista gewönne.
    Er muss erst noch lernen, sich besser zu beherrschen und die ihm anvertrauten Sklaven besser zu behandeln. Gestern erst hat er ein Mädchen halb tot geschlagen, weil es sich seinen Annäherungsversuchen widersetzt hat, und ähnlich ist er mit einem Pferd verfahren, das störrisch war und ihn abgeworfen hat. Dieses Pferd war ein herrlicher Zuchthengst von hohem Wert, jetzt bangen wir um sein Leben.
    Was die widerlichen Geschäfte betrifft, die mein Sohn tätigt, konnte ich
    Hier endet der Brief abrupt. Ich lasse ihn enttäuscht sinken. Was soll daran ein » Volltreffer « sein, wie Lu es ausgedrückt hat? An der entscheidenden Stelle hört er auf, nämlich da, wo man eventuell Details über den Ablauf seines illegalen Sklavenhandels erfahren hätte. Genau auf die war Lu doch die ganze Zeit aus.
    Â» Hm « , grummele ich. » Dass der Schuft ein Schuft ist, wussten wir ja schon. «
    Â» Aber verstehst du denn nicht? « , ruft Lu aufgeregt aus. » Der Schuft hat seine Eltern auf dem Gewissen! Und wir haben hier den Beweis. «
    Â» Wieso? « , frage ich einfältig.
    Â» Wann sind seine Eltern gestorben? Vor etwa drei Jahren, oder? Bei einem Unfall mit einer Kutsche, war es nicht so? «
    Ich nicke.
    Â» Könnte es im Mai 1885 gewesen sein? Kurz nachdem der Schuft erfahren hat, dass er enterbt wird? Wie wir wissen, hat er BelaVista und überhaupt alles von seinen Eltern geerbt.Wie kann das sein, wenn doch das Testament geändert wurde? «
    Ich schüttele fragend den Kopf.
    Â» Weil der Schuft dafür gesorgt hat, dass seine Eltern einen tödlichen Unfall haben, bevor das Testament in fremde Finger gelangt! « , ruft Lu triumphierend.
    Â» Ich weiß nicht « , versuche ich seine Begeisterung ein wenig zu dämpfen. » Der Unfall könnte doch wirklich ein Unfall gewesen sein und das Datum einfach nur ein Zufall. Das geänderte Testament hat nie jemand zu Gesicht bekommen, vielleicht hat Dom Manfredo seine Meinung noch geändert. Der Brief beweist überhaupt nichts. «
    Â» Doch, das tut er! « Lu springt auf und macht ein kleines Freudentänzchen um das Feuerchen herum. Dann zieht er mich hoch und wirbelt mich herum. » Freu dich, Bel, freu dich doch mit mir! Dein Fund ist das Beste, was ich je gegen den Schuft in die Finger bekommen habe. Das wird ihm den Garaus machen. «
    Lu umarmt mich und steckt mich nun doch ein bisschen mit seiner Begeisterung an. Zunächst ist es nur eine harmlose Umarmung, Ausdruck seiner überbordenden Freude. Doch je länger wir so dastehen, desto weniger unschuldig wird sie. Ich spüre Lus Herzschlag und seinen Atem an meinem Scheitel. Ich rieche die salzige Haut seines Halses, an den ich mein Gesicht schmiege. Lu drückt mich enger an sich, und ich unternehme nichts, um das zu verhindern. Offen gestanden wünsche ich mir sogar, dass er mich noch fester in seine Arme schließt. Er streichelt mir den Rücken und ich tue dasselbe bei ihm. Sein Körper fühlt sich fest an, ich spüre das Spiel seiner Muskeln unter der Berührung meiner Hand.
    Als ich den Kopf hebe, ist sein Gesicht so nah an meinem, dass nur noch wenige Millimeter unsere Lippen voneinander trennen. Es ist unvermeidlich… und ich sehne mich nach diesem Kuss. Ich weiß einfach, dass Lus Küsse sinnlich und erregend sein werden und nichts mit den

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