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Januskopf

Januskopf

Titel: Januskopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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Ein lautes, männliches Lachen.
    »Wo Sie recht haben, haben Sie recht.«
    »Wer, Frau Hanf? Gibt es da jemanden?«
    »Der sie umgebracht haben könnte?« Elvira schnaubte. »Ein paar Jungs interessierten sich schon für sie. Aber das ist doch normal. Das sind doch keine potenziellen Mörder.«
    »Sie hatte aber keinen Freund?«
    »Nein. Männer waren ihr zu stressig. Behauptete sie. Sie hatte mit sechzehn mal eine zerstörerische Beziehung, die sie Gott sei Dank beendete, bevor der Typ sie kleinkriegen konnte.«
    »Was war da los?«
    »Na, das kennen Sie doch sicher. Irgendwo laufen immer männliche Exemplare herum, die von den Frauen verlangen, ihr ganzes bisheriges Leben aufzugeben und nur für die Penisträger da zu sein.«
    Katinka lachte auf.
    »Kommt mir bekannt vor«, sagte sie, bevor sie sich bremsen konnte, und dachte kurz an Toms Vorgänger, dankbar, dass er ihr nur noch selten in den Sinn kam. »Wie hieß der Junge?«
    »Junge ist gut. Der war damals schon dreiundzwanzig. Vor gut zwei Jahren verliebte Bea sich so irrsinnig in Micha, dass ihr Verstand kurzfristig aussetzte. Sie war gerade sechzehn geworden. «
    »Micha, und wie weiter?«
    »Micha Berger. Hier aus Königsberg.«
    »Der Polizei haben Sie das ...?«
    »... auch erzählt, ja!«, bestätigte Elvira Hanf. »Aber Micha lebt seit einem knappen Jahr in den USA. Er hat sich mit seiner Familie überworfen.«
    »Wo waren Sie am achten Juni, abends?«, fragte Katinka.
    Elvira kniff die Lider zusammen. Schweiß perlte um ihren Haaransatz. »Hier, zu Hause«, sagte sie betont ruhig. »Ich habe einen Erdbeerkuchen gebacken. Bea liebte Erdbeerkuchen.
    Katinka nickte und ging langsam aus dem Zimmer. Sie hätte sich gerne Beas Sachen angesehen, aber die Polizei hatte das mit Sicherheit schon getan und nichts gefunden, was Licht ins Dunkel hätte bringen können.
    »Danke«, sagte Katinka. »Ich will Sie nicht länger aufhalten. Könnte ich mal Ihre Toilette benutzen?«
    Elvira Hanf wies auf eine Tür neben der Treppe.
    Durstig beugte sich Katinka über das Waschbecken und trank Wasser vom Hahn. Sie brauchte zwei Minuten für sich. Mit den Fingern kämmte sie sich die Haare aus der Stirn. Lange drückte sie auf die Toilettenspülung, bevor sie hinausging und im unteren Flur auf Elvira stieß.
    »Wegen Isensteins«, sagte sie vorsichtig, »die haben doch Kinder, oder?«
    »Zwei, soweit ich weiß. Verflucht, hier weiß man ja über jeden nur irgendetwas Halbes.«
    »Kommen die auch ab und zu nach Königsberg?«
    »Die Tochter schon, oft mit ihrem Freund. Sie gehen dann im Regiomontanuskeller essen oder sie wandern, aber über Nacht bleiben sie selten. Den Sohn habe ich hier noch nie gesehen.«
    Katinka drückte ihre Visitenkarte in Elviras kräftige Hand.
    »Wenn Ihnen etwas einfällt, was Sie mir sagen möchten, dann rufen Sie mich an.«
    Elvira Hanf öffnete Katinka die Haustür. Vom Rathaus wehte eine zarte Melodie herüber. Katinka blieb stehen und lauschte.
    »Was ist das?«
    »Unser Königsberger Glockenspiel«, antwortete Elvira Hanf und musterte kritisch Katinkas Karte. »Täglich um halb zwölf und halb vier.« Sie steckte die Karte in ihre Jeans und sagte:
    »Für wen arbeiten Sie eigentlich?«
    »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen.«
    Elvira Hanf nickte.
    »Ich möchte mich für Ihren Besuch bedanken, Frau Palfy. Wirklich.«
    Die Tür flog zu.
     

6. Architektur
     
    »Ich kann mich an den Bericht erinnern«, sagte Britta und zog gierig an ihrer Zigarette. »Tödlicher Unfall auf der Königsburger Reichsburg. Ich habe einem Kollegen dabei über die Schulter geguckt. Natürlich nur ganz kurz!«
    Katinka grinste. Sie saßen bei einer Tasse Milchkaffee in der Austraße und betrachteten die Schwadronen von Studenten, die sich wie auf einem Laufsteg zwischen Caféstühlen, Fahrrädern, Büchertischen und Postkartenständern durchschlängelten, alle zwei Meter stehen blieben, Küsschen verteilten und herumalberten.
    »Ich habe mir das Gelände angesehen«, sagte Katinka und blinzelte gegen die Sonne. »Kein Mensch mit null Prozent Alkohol im Blut fällt einfach so in die Tiefe.«
    »Bleiben zwei Lösungen«, bestätigte Britta. Sie kramte in ihrer Kuriertasche und legte einen monumentalen Schlüsselbund mit Bommelanhänger auf den Tisch. Endlich stieß sie auf das, was sie suchte: ihren Geldbeutel. Stirnrunzelnd überprüfte sie ihre Münzen.
    »Zwei, ja.« Katinka löffelte Milchschaum und zerbiss die Zuckerkörnchen. »Selbstmord hält ihre Tante

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