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Januskopf

Januskopf

Titel: Januskopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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zackige Buchstabensoldaten.
    »Mein Vater ist ein schwieriger Mensch«, sagte Markus Isenstein schließlich. »Aber üble Nachrede hat er nicht verdient.«
    Katinka trank einen Schluck Cola und sagte immer noch nichts.
    »Ich nehme an, dass einer von den Königsbergern sich einen dekadenten Scherz erlaubt hat. Die mögen uns nicht.«
    »Warum nicht?«
    Dass Katinka ihn unterbrach, schien Markus zu erstaunen. Er trank von seinem Sekt und beobachtete irritiert die munteren Perlen im Glas.
    »Wissen Sie, wer mag einen Menschen, der so aus dem Normalen herausragt wie mein Vater?« Er musterte die Fliesen und fuhr mit den Zehen die Fugen entlang. »Mein Vater ist schwer zu ertragen. Völlig unberechenbar. Von einer Sekunde auf die andere kann er vom charmanten Gastgeber zu einem Rasenden werden. Meine Mutter kann Ihnen die medizinischen Unterlagen geben. Dostojewski-Syndrom. Ehrenvoll klingt es ja, wenn der eigene Vater was von Dostojewski hat.«
    »Was schreibt er?«
    »Haben Sie das noch nicht gesehen?« Markus trank den Sekt aus. »Jedenfalls keine Romane. Er schreibt Mist. Sein Syndrom bedeutet nicht, dass er zum genialen Schriftsteller geworden ist. Er schreibt wie im Rausch. Aber was er schreibt, ist schauderhaft.« Er fuhr weiter mit den Zehen über die Fliesenkanten. »Manchmal redet er auch. Er redet, wie er schreibt – man kann ihn nicht stoppen. Eine Flut von Unsinn ergießt sich über seine Gesprächspartner. Das kann niemand aushalten, glauben Sie mir! Nach drei Minuten sind Sie fertig.« Er seufzte. »Ich will mich nicht brüsten mit meinem Verhalten, aber ich habe mich aus der Familie zurückgezogen.«
    Katinka stellte ihr leeres Glas neben Markus Isensteins Sektkelch.
    »Dennoch hat mein Vater so was nicht verdient. Er soll sein Leben genießen dürfen. Früher hat er viel gearbeitet. Jetzt kann er von mir aus seine verkorkste Prosa krakeln, so viel er will. Ich gönne es ihm.« Mürrisch starrte Markus auf seine Zehen.
    »Wie kommt eigentlich Ihre Mutter damit zurecht?«
    »Es gibt zwei Aspekte: Da ist einmal mein Vater als Mensch mit seiner veränderten Persönlichkeit. Dann die Außensituation. Wie die Leute reden. Die Freunde sich zurückziehen. Die Nachbarn ein triefendes Mitleid zur Schau stellen. Manchmal kann einem schlecht werden.« Er seufzte. »Dem sozialen Druck kann meine Mutter standhalten. Sie ist ja sehr kompetent und tüchtig.«
    Katinka meinte, einen Hauch Ironie in seinen Worten zu hören, doch er sprach schon weiter.
    »Ich glaube, sie sehnt sich nach dem Mann zurück, den sie einmal geheiratet hat. Noch was zu trinken?«
    »Nein, danke. Und Ihre Schwester?«
    »Mariele und meine Mutter sind sich in Sachen Tatkraft sehr ähnlich. Sie schnorcheln durchs Internet auf der Suche nach den noch besseren Medikamenten, der noch besseren Therapie. Aber wenn Sie mich fragen«, er streckte die Beine aus, »der Zug ist abgefahren. Man kann einem Inspirierten eben nicht per Pille die Inspiration vernichten.« Er stand auf und schenkte sich Sekt nach. »Haben Sie mal darüber nachgedacht, Frau Palfy, ob es eine Tablette geben sollte, die einen ausgebrannten Angestellten zu einem vor Ideen überschießenden kreativen Dauerfeuerwerker macht? Oder ob man jemandem, der Lust hat, sich am Gummiseil vom Wolkenkratzer zu stürzen, ein Mittel spritzen sollte, damit er davon Abstand nimmt?«
    Katinka wartete einen Augenblick, bevor sie weiterredete. »Der Freund Ihrer Schwester«, begann sie.
    »Der gute Veit Behlen! Studiert Kommunikationswissenschaft. Will Journalist werden.« Markus Isenstein fuhr sich übers Gesicht. »Wahrscheinlich ist er der Einzige, der meinen Vater nimmt, wie er ist, weil er ihn vorher nicht kannte.«
    »Und Ihre Freundin? Wie ist die Situation für sie?«
    Markus stutzte.
    »Meine Freundin?«
    Katinka hatte auf gut Glück gefeuert. Markus Isenstein sah ihr nicht so aus, als spaziere er ohne gutaussehende weibliche Begleitung durchs Leben.
    »Hat meine Mutter Ihnen von einer Freundin erzählt?«
    Katinka stöhnte innerlich. Noch ein wunder Punkt.
    »Wenn ich eine Freundin hätte«, knurrte er gereizt, »würde ich sie von meiner Familie fernhalten. Und um das Haus am Schillerplatz würde ich einen Bannfluch ziehen.«
    Fernhalten klingt einfach, dachte Katinka und sah Carla und Tom vor sich. Funktioniert nur nicht.
    »Als ich ein Kind war, wissen Sie, da war mein Vater ein ruhiger Typ, der viel arbeitete und den man nicht stören durfte.« Markus Isenstein nahm seine angerauchte

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