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Januskopf

Januskopf

Titel: Januskopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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zugeschoben haben?«
    »Es wäre nichts Verwerfliches dran.«
    »Nehmen wir an, sie schießt nicht nur das Startkapital zu, sondern sie gibt ihm die Kohle, mit der er seine Kosten trägt. Rechnet das anders ab. Sie hat sicher nicht den dämlichsten Steuerberater.«
    Katinka knetete die Lippen.
    »Clever, oder?« Britta rauchte genüsslich. »Im Bauamt verdrehen alle die Augen, wenn das Gespräch auf Markus Isenstein kommt.«
    »Miesenstein«, verbesserte Katinka lachend und stürzte sich durstig auf die nächste Tasse Kaffee. »Im Übrigen kämpft das Bauamt zur Zeit an ganz anderen Fronten. Warum schreibst du nichts über die verwaiste Baustelle?«
    Eine der wichtigsten Brücken über den Main-Donau-Kanal war im Winter wegen Baufälligkeit abgerissen worden. Der Neubau verzögerte sich. Die Behelfsbrücke konnte von Autofahrern nicht genutzt werden, und die Geschäftsleute am toten Ende dachten darüber nach, ihre Geschäfte aufzugeben.
    Britta klappte ihren Block zu.
    »Das spannendste Thema zu Zeit. Staus und Behinderungen auf den Ausweichstrecken. Anwohner beschweren sich, überall Lärm und Abgase. Großes Geschrei aller Orten. Löcher in der Behelfsbrücke. Nur leider darf ich darüber nichts schreiben. Wie läuft es mit Carla?«
    »Ganz gut«, murmelte Katinka. »Zwischen ihr und mir ist alles in Ordnung. Aber Tom hat Probleme.«
    »Anlaufschwierigkeiten«, schlug Britta vor. Sie sah auf die Uhr. »Ich muss los.« Sie schleuderte ihren Schlüsselbund zurück in die Tasche.
    »Mit dem Oschi erinnerst du mich immer an einen Kerkermeister.« Katinka erntete eine kleine, gehässige Geste und musste lachen. »Britta, wenn du noch irgendwas rauskriegst, wenn du jemanden kennst, der jemanden kennt, ruf mich an, o.k.?«
    »Klar, mache ich, Lady.« Britta stand auf. »Bezahlst du meinen Kaffee? Ich gebe dir das Geld beim nächsten Mal wieder.«
    »Sicher.« Katinka bewunderte, wie Britta sich in ihrem eng anliegenden Kostüm gelenkig aufs Fahrrad schwang, die Tasche über ihre Schulter warf und davonradelte.
    Sie zahlte und machte sich auf den Weg zur Nonnenbrücke. Es war schon fast sechs. Wahrscheinlich hatte Markus Isenstein sein Büro längst verlassen, aber einen Versuch war es wert. Katinka bewunderte seit langem die herrlich renovierte Villa neben dem Hotel Villa Geyerswörth und war bei dem Gedanken, sie heute Abend nicht mehr von innen zu sehen, beinahe enttäuscht. Doch auf ihr Klingeln ertönte der Türsummer.
    Das Architekturbüro M. Isenstein lag im obersten Stock. Ein junger Mann mit lockiger Mähne und einer Zigarre im Mundwinkel lehnte an der Tür. Er trug keine Schuhe und sah aus, als habe sie ihn aus einem Ferienapartment aufgescheucht.
    »Herr Isenstein?«
    »Der bin ich.«
    »Katinka Palfy.«
    »Ach, Sie sind das! Kommen Sie herein.«
    Er trat beiseite. »Meine Mutter hat mir erzählt, dass sie sich mit dem Gedanken trägt, Sie zu engagieren ... wegen ... nun ja.« Er wies auf eine Sitzecke. »Nehmen Sie Platz. Was darf ich Ihnen anbieten? Einen Schluck Sekt? Cola?«
    »Cola wäre klasse«, sagte Katinka und betrachtete Markus Isensteins gestählte Muskeln unter seinem eng anliegenden Shirt. Also noch jemand, der Spaß an der Schinderei hatte.
    »Bitte.« Markus Isenstein schenkte ein Glas voll und stellte es vor Katinka ab. »Gefällt Ihnen mein Büro?«
    »Sehr geschmackvoll.« ›Teuer‹ wäre zu unhöflich gewesen. »Wohnen Sie auch hier im Haus?«
    »Eine Treppe tiefer. O.k. Sie können alles von mir erfahren. Was möchten Sie wissen?« Er öffnete eine Flasche Sekt und dämpfte den Knall mit der Faust.
    Katinka musterte Markus Isenstein und bediente sich eines Tricks, dessen Psychologie ihr Hardo einmal lang und breit erklärt hatte.
    »Sie wissen doch selbst genau, was ich von Ihnen hören will, oder?«
    Markus Isenstein verschüttete eine gehörige Portion Sekt.
    »Ich ...« Er fing sich und lachte. »Schlagfertige Eröffnung, Frau Palfy.«
    Seine nackten Füße patschten über die Fliesen. Er ließ sich Katinka gegenüber in einem Drehsessel nieder. Katinka erwiderte sein Lächeln.
    »Aber nein. Ich habe es ernst gemeint.«
    Es war mehrere Minuten lang völlig still. Beide fochten sie den Kampf aus, entschlossen, der inneren Unruhe nicht nachzugeben. Katinka hielt sich an ihrem Glas fest. Es kühlte ihre Hand wunderbar. Sie beherrschte sich und wischte nicht mit dem Finger Muster in den Beschlag. Auf dem Fußboden lagen zugeklebte Briefumschläge. Einige waren von Hand beschriftet. Eckige,

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