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Januskopf

Januskopf

Titel: Januskopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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Vielleicht ganz gut, dass der Mann, der den Toten fand, einen im Kahn hatte.«
    »Haben Sie einen Verdächtigen?«
    »Bisher nicht. Ich wollte, dass Sie Bescheid wissen«, sagte Hardo.
    »Danke!« Katinka wusste, was er damit meinte. Er würde nicht dulden, dass sie ihm Informationen vorenthielt. Er war in Vorleistung getreten, indem er ihr Bericht erstattet hatte. Nun hatte er Ansprüche. Katinkas Gedanken wirbelten wie Herbstblätter auf einer staubigen Straße. Beatrix Hanf, von einer Brücke gestürzt. Markus Isenstein mit Zigarre in seinem Loft. Kroll auf dem Fahrrad. Ewald Isenstein und sein Messwein. Freier Wille. Bewusste Intention. Hardo. Carla. Tom. »Ich kann im Augenblick nichts beisteuern«, fuhr sie fort. »Aber selbstverständlich melde ich mich sofort, wenn ich etwas höre, was Ihnen helfen könnte.«
    »Selbstverständlich«, sagte Hardo ironisch.
    »Ich drücke Ihnen die Daumen.«
    »Noch was. Wenn Sie es nicht lassen können, Ihre Journalistenfreundin anzurufen, dann tun Sie es in Gottes Namen.«
    Also würde der Polizeipressesprecher die Neuigkeit in Kürze herausgeben.
    »O.k.«, sagte Katinka. »Rufen Sie mich wieder an, wenn Sie mehr wissen?«
    »Wir hören voneinander, Palfy.« Er legte auf.
    Der Anruf bei Britta war schnell erledigt. Sie würde es Katinka bei nächster Gelegenheit danken. Eine Hand wäscht die andere, dachte Katinka. Was sind wir für abgebrühte Typen.
    Sie klopfte behutsam an Toms Arbeitszimmertür. Mit verbissenem Gesicht hackte er auf die Tastatur seines Rechners ein.
    »Hast du zwei Minuten?«
    »Komm rein.«
    Katinka schloss die Tür und setzte sich auf den Sitzsack in der Ecke. Kater Vishnu lag auf der Fensterbank, das rotgetigerte Fell genießerisch ins Sonnenlicht getaucht.
    »Ein Mord im Luitpoldhain«, sagte sie. »Ein polizeibekannter Ärgermacher.«
    Tom sah auf. Er wusste genau, dass Katinka fast täglich dort joggte.
    »Wann?«
    »Heute Morgen. Sehr früh. Hardo hat mich angerufen.«
    »Lass mich raten«, lächelte Tom. »Er hat seine Taktik umgestellt. Jetzt informiert er dich lieber, bevor du deine Trüffelschweinqualitäten ins Spiel bringst.«
    »Wie geht’s dir, Tom?«
    »Ich muss das hier fertig machen«, sagte er. »Ich hab’s fast.«
    Tom arbeitete seit einigen Jahren als freiberuflicher Programmierer und war mit Aufträgen eingedeckt.
    »Bravo«, sagte Katinka. Sie beobachtete ihn, sein angespanntes Kinn, die hervortretenden Wangenknochen. Seine blonden Haare ringelten sich über den Ohren. Zeit für einen Haarschnitt.
    »Alles o.k.? Mit Carla?«
    Seine Finger schossen in die Luft, als hätten die Tasten ihm einen Stromstoß versetzt.
    »Ich will das ja hinkriegen, Katinka«, sagte er. »Wirklich. Aber ich brauche Zeit.«
    »Klar.« Katinka küsste ihn aufs Ohr. »Ich bin bei dir.«
    Er nickte ihr zu und heftete seinen Blick wieder auf den Bildschirm.
    Katinka ging zurück in die Küche und trank einen großen Schluck Kaffee. Sofort entspannte sich ihr Magen.
    »Was war los?«, fragte Carla und sah von ihrer Zeitungslektüre auf.
    »Der freie Wille hat zugeschlagen«, sagte Katinka.
     
    In der Hasengasse räumte Katinka ihren Schreibtisch auf. Nach fünf Minuten war ihr klar, dass sie ihre Papiere unmöglich auf Vordermann bringen konnte, wenn sie keine organisierte Ablage schuf. Sie ging noch mal weg und kaufte eine Hängeregistratur mit zehn farbigen Mappen, in der sie endlich auf den ersten Blick Dringendes von sehr Dringendem, offene Rechnungen von bezahlten Rechnungen, Anfragen von Bearbeitetem unterscheiden konnte. Während sie ordnete und sortierte, ausgediente Zettel und Notizen wegwarf, lochte und tackerte, dachte sie an den dunklen Fleck auf der Mauer im Burggraben der Reichsburg und an Beatrix Hanfs Zimmer in dem schmucken Fachwerkhaus. Sie kritzelte eine Notiz, dass sie herausfinden musste, bei welchem Arzt Ewald in Behandlung war, und wann sie mit seiner Tochter und deren Freund sprechen könnte. Ihre Hand klebte am Papier fest. Es wurde schnell heiß in ihrem kleinen Büro. Ihr fiel ein, dass der Freund von Isensteins Tochter in Bamberg lebte. Veit Behlen. Ein Blick ins Telefonbuch genügte. Behlen war nicht zu Hause, aber sein Anrufbeantworter gab die Handynummer an. Tatsächlich meldete sich Veit Behlen sofort.
    »Charlotte hat mir schon gesagt, dass Sie an der Sache dran sind!«, sagte er. Seine Stimme dröhnte forsch durch den Hörer. Katinka stellte sich einen Muskelmann vor, der englisch klingende Hobbys wie Freeclimbing und

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