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Januskopf

Januskopf

Titel: Januskopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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spielen?«
    Katinka schüttelte entschieden den Kopf.
    »Ich sitze hier, weil ich gern mit dir rede und tief drinnen hoffe, einen Impuls für meinen Fall zu bekommen, wenn ich mit jemandem rede.«
    »Gute Antwort. Das Problem ist doch folgendes: Wenn es den freien Willen gibt, was tut man dann mit Kriminellen? Sie verurteilen? Jemand hat sich aus freiem Willen entschieden, einen anderen umzubringen. Schluss, aus, Kartenhaus.«
    »Es kann Umstände geben, unter denen ein Mensch eine Tat begeht, die er unter anderen Umständen nicht begangen hätte«, bemühte sich Katinka.
    »Eben. Was sind das für Umstände?«
    Katinka verstand, worauf sie hinauswollte.
    »Nur, weil der freie Wille bestimmten Einschränkungen unterworfen sein kann «, Katinka betonte das letzte Wort, »heißt das nicht, dass es ihn überhaupt nicht gibt.«
    »Van Gogh behauptete einmal, mitunter zeichne er eine Skizze fast gegen seinen Willen.«
    »Das ist das Empfinden eines Künstlers. Für kreatives Arbeiten gelten eigene Gesetze.«
    »Aber nein«, widersprach Carla. »Das denken nur diejenigen, die keine Künstler sind.«
    Katinka erinnerte sich an einen ihrer letzten Fälle. Damals war eine Kolonie zwielichtiger Künstler ins Visier der Ermittlungen geraten.
    »O.k., akzeptiert«, sagte Katinka. »Dennoch ist der künstlerische Ausdruck eine andere Arbeit als Wäschewaschen oder Einkaufen!«
    » Der Wille und die bewusste Intention sind nur zwei der Kräfte, die uns antreiben, und lange nicht die stärksten«, erklärte Carla. »Du kennst das sicher: der Schreibtisch liegt voller Papierkram und du hast den Willen, Klarschiff zu machen, aber du tust es nicht. Deine Willenskraft versagt.«
    Katinka lachte ertappt.
    »Touchée «, sagte sie.
    »Vernunftbedingte Willenskraft ist schwach. Stark ist der emotionale Antrieb. Wenn du einen Mann unbedingt willst, nimmst du ihn dir.« Carla griff nach einem Brötchen und strich mit Elan Butter darauf.
    »Freier Wille und Willenskraft«, murmelte Katinka, während sie ihr zusah, »ist aber nicht ganz dasselbe, oder?«
    Carla zuckte die Schultern.
    »Wenn ich etwas will, aber nicht die Kraft aufbringe, es zu erreichen, was nutzt mir dann der freie Wille?«
    »Es kann Umstände geben, die verhindern, dass du es erreichst. Unheilbar krank zu sein löst den Willen aus, gesund zu werden, aber ...«
    »Nicht den Willen, Katinka, sondern den Wunsch. Oder die Sehnsucht. Das ist etwas anderes.«
    »Du meinst, Wille setzt die Möglichkeit zur Tat voraus?«
    »Exakt.«
    »Aber wer ist der Mensch, wenn er keinen freien Willen für sich reklamieren kann? Eine Marionette?«
    »Eine Marionette seiner selbst.«
    Katinkas Handy klingelte.
    »Bestimmt gibt es Taten, die durch unbewusste Entscheidungen herbeigeführt werden. Aber dennoch gibt es auch welche, die wir aus freiem Willen tun!«, rief Katinka überzeugt.
    Carla lächelte. »Ein Klotz von einem Thema«, sagte sie. »Geh an dein Telefon.«
    Katinka griff nach dem Handy.
    »Palfy?«
    »Guten Morgen«, knurrte ihr Hauptkommissar Uttenreuthers Stimme entgegen. »Ausgeschlafen?«
    »In Ansätzen.«
    »Wir haben einen brutalen Mord. Ich möchte Sie informieren, damit Ihnen nicht ein inoffizieller Wind die Gerüchte zutreibt und Sie sich wer weiß was zusammendenken.«
    Katinka stand auf, ging ins Schlafzimmer und schloss die Türe hinter sich.
    »Wer, wann, wo?«
    »Ein Mann, einschlägig bekannt als einer, der gern Ärger macht und provoziert und eine Neigung zu Alkohol und anderen Drogen hat. Gefunden wurde er von einem Betrunkenen, der bei aller Alkoholseligkeit noch so helle war, uns anzurufen.«
    »Wo?« Katinka nahm das Handy in die andere Hand und wischte sich die schweißnassen Finger am T-Shirt ab.
    »Im Luitpoldhain. Der Mann, der den Toten entdeckt hat, besitzt kein Handy und musste sich erst zu einem öffentlichen Telefon durchtorkeln. Sein Anruf ging um fünf Uhr ein.«
    »Todeszeitpunkt?«
    »Nicht viel früher, keinesfalls vor vier Uhr.«
    »So früh?«, murmelte Katinka mehr zu sich selbst.
    »Sie haben gestern von einem neuen Fall gesprochen«, sagte Hardo ernst. »Wenn ...«
    Sie unterbrach ihn sofort.
    »Da geht es um etwas ganz anderes. Sie kennen meine Arbeitsbedingungen genauso wie ich Ihre.«
    »Schon klar. Haben Sie gefrühstückt?«
    »Ja.«
    »Na dann. Die Mordwaffe ist ein Hammerfäustel, bestimmt ein gutes Kilo schwer, leider bislang unauffindbar. Die Leiche sieht nicht schön aus. Der Mörder hat dem Opfer den Schädel eingeschlagen.

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